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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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T-Shirt tragen würde, sähe er aus wie Meister Propper.
    Er nahm eine Jeansjacke vom Haken und schlüpfte hinein. Dann griff er nach dem Teller und sagte: „Kommen Sie mit.“ Er ging ihr in die Bar voraus und stellte den Teller einem Mann hin, der am Tresen saß. Dem goss er dann schnell noch einmal Kaffee nach und erklärte ihm: „Bin in ein paar Minuten zurück. Hier ist die Kanne. Jack ist hinten im Hof, falls du etwas brauchst.“
    Paige warf einen Blick aus dem hinteren Fenster und sah einen Mann in Jeans und kariertem Flanellhemd, der eine Axt über den Kopf schwang und wieder fallenließ, um ein Stück Holz zu spalten. Das war es also, was sie aufgeweckt hatte. Sie bemerkte, dass er muskulöse Schultern und einen breiten Rücken hatte, zwar nicht ganz so ausgeprägt wie bei John, aber doch immer noch sehr beeindruckend.
    Wes war nicht einmal ansatzweise so schwer wie diese beiden Männer. Zwar war er etwas über einsachtzig groß und gut gebaut, was aber seine Muskeln anging, da war er im Vergleich zu ihnen gar nichts, und das trotz seiner chemischen Helfer. Würde John einer Frau gegenüber die Faust erheben, wie Wes es getan hatte, sie wäre hinterher nicht mehr in der Lage, es jemandem zu erzählen. Bei dem Gedanken musste sie sich unwillkürlich schütteln.
    „Mommy, sieh mal!“, rief Chris und wies auf den präparierten Hirschkopf über der Tür.
    „Ja, ich sehe ihn. Wow.“ Das Lokal sah wirklich aus wie eine Jagdstube.
    John steckte den Kopf zur Hintertür raus und rief: „Jack! Ich geh kurz rüber zu Doc. Bin gleich wieder da.“
    Dann drehte er sich um und nickte ihr zu. Als sie nach draußen gingen, hielt er hinter sich die Tür für sie auf. „Wie geht es ihm denn heute Morgen“, fragte er.
    „Er hat sein Frühstück aufgegessen. Das ist gut.“
    „Ein gutes Zeichen“, bestätigte John. „Und das Fieber?“, flüsterte er.
    „Ich habe kein Thermometer dabei, deshalb weiß ich es nicht genau. Er fühlt sich aber etwas warm an.“
    „Dann ist es ja nur gut, wenn Mel einmal die Temperatur misst.“ Während er neben ihr herging, war er sorgsam darauf bedacht, ihr nicht zu nahe zu kommen. Sie hielt ihren Sohn an der Hand, aber Preacher stopfte seine Hände in die Tasche. Als er dem Jungen einen Blick zuwarf, sah er, wie der ihn um seine Mutter herum anschielte. Vorsichtig beäugten sie sich gegenseitig. „Es wird schon alles in Ordnung gehen“, sagte er zu ihr. „Mel ist die Beste, Sie werden sehen.“
    Paige sah zu ihm hoch und lächelte so süß, dass er innerlich zerfloss. Ihre Augen wirkten so traurig, so verängstigt. Sie konnte nicht anders, das verstand er. Und wenn da nicht diese Angst wäre, er würde tatsächlich nach ihrer Hand greifen, um ihr Mut zu machen. Aber sie hatte nicht nur Angst vor demjenigen, der ihr das angetan hatte, sie hatte Angst vor allem, ihn selbst mit eingeschlossen. Also sagte er nur: „Sie müssen nicht nervös sein. Mel ist sehr nett.“
    „Ich bin nicht nervös.“
    „Wenn ich Sie vorgestellt habe, gehe ich gleich wieder zurück in die Bar. Es sei denn, Sie wollen, dass ich bleibe? Falls Sie mich aus irgendeinem Grund brauchen?“
    „Ich werde schon klarkommen. Danke.“
    Melinda saß mit ihrem Frühstückskaffee auf den Stufen der Eingangstreppe zu Does Praxis und hörte zu, wie Jack mit seiner Axt laut krachend Holz spaltete. Er hatte sie angerufen, nachdem er in der Bar angekommen war. „Schwing die Hufe, Schatz. Preacher hat eine Patientin für dich.“
    „Ach, tatsächlich?“, hatte sie ihn gefragt.
    „Gestern Abend, während des Gewitters, ist eine Frau in der Bar aufgetaucht, und er hat sie dort übernachten lassen. Er sagt, sie hätte ein Kind, das etwas fiebrig ist. Und er sagt auch, dass er glaubt, sie hätte Probleme …“
    „Oh, was denn für Probleme?“
    „Keine Ahnung. Ich habe sie noch nicht gesehen. Er hat sie oben in seinem ehemaligen Zimmer untergebracht.“
    „Also gut, ich bin gleich da.“ Einer Eingebung folgend, hatte sie ihre Digitalkamera in die Tasche gepackt, und während sie nun die Vorderseite der Bar im Auge hielt, sah sie etwas, das sie niemals für möglich gehalten hätte. Preacher hielt einer Frau mit Kind die Tür auf und begleitete sie über die Straße. Er schien in leisem Tonfall mit ihr zu sprechen, wobei er sich zu ihr hinunterbeugte und ein besorgtes Gesicht machte. Das war erstaunlich, denn Preacher war ein Mann, der wenig sprach. Mel glaubte sich erinnern zu können, dass sie damals bereits
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