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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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Spielzeug und er spielt damit. Ich brauche nur eine Minute …“ – Hatte er sie in diesem Moment geschlagen? Nein, aber gleich darauf, als sie mit angehaltenem Atem noch murmelte: „Reg dich nicht auf, werd’ nicht böse, lass es mich einfach wegräumen …“
    Wie konnte es sein, dass sie nicht gewusst hatte, dass er so reagieren würde? Weil sie nie wusste, wie er reagieren würde. Es waren Monate gewesen, in denen es keine Gewalt zwischen ihnen gegeben hatte. Aber als er an diesem Tag vom Büro nach Hause kam, hatte sie es seinen Augen bereits angesehen. Dort hätte sie es erkennen können – Augen, die sagten, ich werde dich schlagen und schlagen und noch einmal schlagen, und keiner von uns wird genau wissen, warum. Und wie immer, wenn sie sich von diesem gefährlichen Glühen in Bann ziehen ließ, war es bereits zu spät.
    Weil er sie getreten hatte, war es zu Schmierblutungen gekommen, sodass Gefahr bestand, das Baby zu verlieren. Das Baby, von dem sie ihm kurz vorher erzählt hatte. Also zwang sie sich aus dem Bett und ging zur Kindertagesstätte, um Christopher abzuholen. Debbie, das Mädchen an der Rezeption, schnappte nach Luft, als sie ihr Gesicht sah. Dann stotterte sie: „M-Mr. Lassiter hat uns gesagt, wir sollen ihn anrufen, falls Sie Christopher abholen wollten.“
    „Sehen Sie mich doch an, Debbie. Vielleicht könnten Sie es ja einfach mal vergessen, ihn anzurufen. Bloß dieses eine Mal. Und vielleicht auch für eine ganze Weile.“
    „Ich weiß nicht …“
    „Sie wird er ja nicht verprügeln“, sagte sie mutig.
    „Mrs. Lassiter, vielleicht sollten Sie lieber die Polizei anrufen oder so etwas.“
    Paige hatte nur hohl gelacht. Richtig. „Sie denken anscheinend, das hätte ich noch nicht getan.“
    Wenigstens war es ihr gelungen, die Stadt zu verlassen. Mit ihrem einen Koffer, knapp fünfhundert Dollar und einer Adresse in Spokane.
    Und dann war sie hier wieder einmal unter einem V-förmigen Dach aufgewacht. Immer noch in Todesangst, aber anscheinend zumindest für den Moment sicher.
    Während Christopher aß, sah sie sich ein wenig um. Das Zimmer war nicht wirklich groß, hatte aber genügend Platz für Preachers Flachbank und seine Gewichte. Ein paar Hantelscheiben, die am Boden lagen, sah sie sich genauer an. Alle wogen siebenundzwanzig Kilo. Auf die Langhantel hatte er hundertachtzig Kilo gepackt, und Wes hatte schon unendlich mit seinen hundertdreizehn geprahlt.
    An der Wand stand ein mittelgroßer Bücherschrank, vollgestopft mit Büchern. Weitere lagen oben auf oder waren daneben gestapelt. Die Hände hielt sie dabei hinter dem Rücken, die Macht der Gewohnheit, denn Wes mochte es nicht, wenn sie seine Sachen anfasste, mit Ausnahme seiner schmutzigen Wäsche. Seltsame Titel waren das: Die Biografie Napoleons, Militärflugzeuge im Zweiten Weltkrieg, Hitlers Besatzung der … ihr schauderte. Die meisten Bücher waren ziemlich alt und abgewetzt. Ein paar davon waren auch neu. Nicht einen Romantitel konnte sie entdecken. Es waren alles Sachbücher, und zwar zu militärischen oder politischen Themen. Vielleicht hatten sie ja einmal seinem Vater oder Onkel gehört, denn er sah eigentlich nicht gerade aus wie jemand, der viel las. Mit Sicherheit aber sah er aus wie jemand, der Gewichte hob.
    Als Chris mit seinem Frühstück fertig war, zog sie erst ihm die Jacke an, dann sich selbst, nahm die Patchworktasche und hängte sie sich über die Schulter. Den Koffer ließ sie fertig gepackt auf dem Bett stehen und trug das Frühstückstablett die Treppe hinunter. John stand in der Küche. Er trug eine Schürze und war damit beschäftigt, Sausage Patties in einer Omelett-Pfanne zu wenden, die über einer hohen Flamme dampfte. „Stellen Sie es einfach auf die Arbeitsplatte und warten Sie einen Moment“, sagte er. „Ich werde Sie gleich rüberbringen.“
    „Ich kann ja schon mal abwaschen“, meinte sie schüchtern.
    „Nee, bin schon fertig.“ Paige sah zu, wie er die Patties mit seinem großen Pfannenwender platt drückte, Käse auf dem Omelett verteilte und es dann geschickt zusammenklappte und wendete. Aus dem Toaster sprangen zwei Scheiben Toast, die mit Butter bestrichen wurden. Dann kam das Ganze auf einen großen ovalen Teller. Er nahm die Schürze ab und hängte sie an einen Haken. Über seinen Jeans trug er ein schwarzes T-Shirt, das bei seinem gewaltigen Brustumfang so sehr spannte, dass es zu platzen schien. Die Bizepse dieses Mannes waren groß wie Melonen, und wenn er ein weißes
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