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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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ich.«
    Betsy war es nicht gewohnt, früh zu Bett zu gehen. Ihr Vater beendete die Arbeit an seinem Webstuhl selten vor neun Uhr, und danach setzte sich die Familie am Küchentisch zusammen, um gemeinsam zu Abend zu essen. Als sie klein gewesen war, hatten ihre Brüder und ihr Daddy sich immer irgendwelchen albernen Unsinn ausgedacht, um sie alle zu unterhalten, während Mammy in die Hände geklatscht und gelacht hatte, bis ihr die Tränen in die Augen getreten waren. Ihre Mammy passte so gut zu ihrem Vater; sie war eine aufgeweckte, zierliche Person, deren Lebenseinstellung ebenso rosig war wie ihre Wangen. Aber vor dreißig Monaten hatten ihre Brüder die Weberei aufgegeben und eine kleine Farm im Grenzland gepachtet, und nur Effie war zu Hause geblieben, um ihrem Daddy am Handwebstuhl zur Hand zu gehen.
    Ein Ellenbogen bohrte sich in Betsys Rücken.
    »Schniefst du etwa?«, fragte Janet Brodie.
    »Ich bin nur ein bisschen erkältet, das ist alles.«
    »Schmachtest du vielleicht nach irgendeinem Mann?«
    »Ich schmachte nach niemandem.«
    »Dann war es kein Mann, der dir diese Narbe verpasst hat?«
    Betsy wischte die Tränen weg, schüttelte ihr Haar, um die beschämende Narbe zu verbergen, und rutschte vom Rand der Matratze weiter zur Mitte hin. »Nein.« Sie zögerte, dann sagte sie: »Ich wurde mit einem Messer angegriffen.«
    Janet setzte sich auf. »Mit einem Messer?«
    »Ja«, erklärte Betsy. »Bei einem Kampf.«
    »Wer hat denn gekämpft?«
    »Ich«, sagte Betsy. »In Souter Gordons Taverne.«
    »Im Souter Gordon’s? «, fragte Janet. »Nur schlechte Mädchen gehen dorthin.«
    »Und wie kommst du darauf, dass ich kein schlechtes Mädchen bin?«, gab Betsy zurück.
    »Du bist eine Weberstochter, und ich habe dich in der Kirche gesehen«, erwiderte Janet skeptisch. »Du wurdest nie mit einem Messer angegriffen.«
    »Oh, hast du die Geschichte denn nicht gehört? Obwohl, ich nehme an, das hast du nicht, denn das wurde damals ja alles vertuscht.« Betsy rutschte bis zur Mitte des Bettes vor, und Janet zog sich an die Wand zurück. »Vor drei Jahren, da bin ich nach der Ernte mit den irischen Zigeunern einen Schluck trinken gegangen. Einer der Männer – ein gut aussehender Teufel, ja, das war er – fand Gefallen an mir. Sein Mädchen nahm es ihm übel und ist in einem Anfall von Eifersucht mit einem gezückten Messer auf mich losgegangen.«
    »Du hast dich mit einer Zigeunerin wegen eines Kerls gezankt?«
    »Aye.« Betsy nahm das halbe Kopfkissen für sich in Anspruch, schlug mit der Faust darauf und legte seufzend den Kopf in die Einbuchtung.
    Schließlich sagte Janet: »Was ist aus dem Zigeunermädchen geworden?«
    »Ich habe sie erwürgt«, antwortete Betsy.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, und dann fragte Janet: »Wie denn?«
    »Mit bloßen Händen.«
    »Und – und die Leiche?«
    »Im Boot meines Vetters Connor weggeschafft.«
    »Weggeschafft wohin?«
    »Zur Isle of Man«, sagte Betsy, »im Dunkel der Nacht. Die Zigeuner wollten keinen Ärger. Die Leiche wurde in der tiefen Fahrrinne über Bord geworfen, und nichts deutete noch auf den Mord hin bis auf meine Narbe.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte Janet Brodie.
    »Glaub, was du willst!« Betsy schlug noch einmal auf das Kissen. »Mein Vetter Connor kennt die Wahrheit. Frag ihn, wenn du ihn das nächste Mal siehst.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Wenn er kommt, um mich als seine Braut heimzuführen«, antwortete Betsy, und mit einem düsteren leisen Lachen, bei dem es Janet Brodie eiskalt über den Rücken lief, zog sie sich die Decke über die Schultern und machte es sich zum Schlafen bequem.

2
    Zuerst dachte sie, der Regen, der von dem Dachvorsprung über ihrem Schlafzimmerfenster tröpfelte, hätte sie geweckt, und dann, als das Kratzen lauter wurde, eine Ratte sei in ihr Zimmer geschlichen, um die Zähne in ihre Kehle zu schlagen, und dass Blut – ihr Blut – auf ihre Brust spritzen und sie tot sein würde, bevor sie aufschreien konnte.
    Mit hämmerndem Herzen setzte Rose sich auf und starrte auf das Fenster, das vom Licht der Laterne schwach erhellt war, die vor der Praxis des Doktors auf der anderen Straßenseite hing.
    Rose wollte sich lieber nicht vorstellen, was genau Dr. Glendinning zu dieser nächtlichen Stunde dort treiben mochte – und ob das Geräusch, das sie geweckt hatte, im Zusammenhang mit den gruseligen Geheimnissen stand, die Dr. Glendinning mit seiner Säge und seinen scharfen Messern aufdeckte. Mrs. Prole
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