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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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verschwunden.
    Sie wartete auf das knirschende Geräusch von Knochen, wenn er auf dem Kopfsteinpflaster aufschlug, aber dann tauchte sein Kopf wieder über dem Fenstersims auf, und unter großer Anstrengung stemmte er sein Gesicht erneut zu der Öffnung hoch. »Sie«, keuchte er, »haben es versprochen.«
    »Oh, nun gut.« Rose schürzte die Lippen.
    Die Stoppeln auf seiner Oberlippe waren rau. Sein Atem, süß vom Wein, vermischte sich mit ihrem. Er glitt mit seiner Zunge leicht über ihre Lippen. Und dann, mit einem leisen, verblüfften Jauchzer, war er wieder verschwunden.
    Rose riss das Fenster hoch und beugte sich eben noch rechtzeitig hinaus, um zu sehen, wie er auf einem Haufen alten Strohs landete, das offenbar eigens dorthin geschafft worden war, um Brodies Fall abzufedern. Der junge Mann war auf den Beinen und lief los, fast bevor er den Boden berührt hatte.
    Ein Pferd kam mit klappernden Hufen aus der Gasse neben Dr. Glendinnings Haus. Sein Reiter war in einen Umhang gehüllt, das Gesicht von einem Hut mit weicher Krempe verdeckt. Er streckte eine Hand nach unten aus und zog Tom hinter sich in den Sattel, und in dem Augenblick, als Rose’ Vater die Haustür aufriss, spornte er das Pferd zu einem Galopp an und ritt in einem Gischtnebel die Thimble Row hinunter.
    Ihr Vater, in Nachthemd und Schlafmütze, sah hoch.
    Rose schaute hinunter. »Wer ist das, Papa?«, hörte sie sich fragen. »Wer ist da?«
    »Betrunkene Rüpel«, knurrte Neville Hewitt. »Haben ihre Tollheiten dich geweckt?«
    »Ja«, log Rose. »Ich habe tief und fest geschlafen.«
    »Hast du ihre Gesichter gesehen?«
    »Nein.«
    »Nun ja, jetzt sind sie fort«, sagte ihr Vater. »Geh wieder schlafen!« Er zog sich ins Haus zurück und schloss die Tür.
    Und Rose ging fröstelnd wieder zu Bett, während sie über die Bedeutung von Tom Brodies albernen Komplimenten und natürlich seinen Kuss nachdachte.
    Das Feuer war fast erloschen. Janet hatte die Glut mit grünen Zweigen und feuchtem Stroh bedeckt und so ungestüm mit dem Blasebalg bearbeitet, dass die Küche nun von einem beißenden Rauch erfüllt war, der, so Betsys Vermutung, Mr. Brodies Lungen gewiss nicht guttun konnte. Der Vorhang vor dem Bett des alten Mannes blieb zugezogen, aber sie konnte ihn husten hören. Das keuchende, krächzende Geräusch ging ihr durch Mark und Bein.
    Das Frühstück war, wie schon das Nachtmahl, karg: wässerige Hafergrütze und trockenes Brot. Sie sehnte sich nach einer herzhaften Scheibe Speck und einem Becher Tee, um sich aufzuwärmen, bevor sie aufs Feld hinausmusste. Wieder an der Feuerstelle, löffelte sie ihre Hafergrütze und lauschte auf Janets Versuche, Tom Antworten zu entlocken.
    »Sie sagt, sie hat ein Zigeunermädchen erdrosselt. Hast du die Geschichte nicht gehört?«
    »Nein«, knurrte Tom.
    »Sie sagt, ihr irischer Vetter hätte die Leiche von einem Boot geworfen.«
    »Dummes Zeug!«
    »Hör mir zu, wenn ich mit dir rede, Tom Brodie«, beharrte Janet.
    »Ich höre zu«, erwiderte Tom, »aber du redest nur Unsinn.«
    »Ist es Unsinn, dass ich mir das Bett mit einer Mörderin teilen muss?«
    »Du wirst das Bett in deinem Leben vielleicht mit noch Schlimmerem teilen müssen«, warf Henry ein. »Wer hat dir diese blutrünstige Geschichte denn erzählt?«
    »Sie.« Janet deutete auf Betsy. »Und sie hat das ganze Bettzeug an sich gerissen.«
    »Oh, ja, eine Tat, für die man am Galgen endet«, bemerkte Henry.
    »Du hast gut reden«, entgegnete Janet. »Du teilst nicht das Bett mit ihr.«
    »Noch nicht«, kicherte Tom.
    Nach dem Frühstück warf sich Betsy ihr Tuch über die Schultern, steckte die Enden in ihren breiten Gürtel und folgte Tom in den Hof. Er hatte den kleineren Erntewagen bereits vorgefahren und das Pferd angeschirrt. Tom kletterte auf den Wagen und zog sie hoch.
    »Bringen wir die Ernte nur zu zweit ein?«, fragte Betsy.
    »Ja«, antwortete Tom. »Mammy hat alle Hände voll damit zu tun, meinen Vater zu versorgen. Janet wird sich um die Kühe kümmern, und Henry treibt die Schafe zusammen.«
    Er schlug den Kragen hoch, zog sich die Mütze ins Gesicht und knallte mit den Zügeln, um das Pferd anzutreiben. Der Wagen bog auf den Feldweg ein.
    »Warum haben Sie nach mir geschickt?«, wollte Betsy wissen.
    »Ich habe nicht nach dir geschickt«, erwiderte Tom. »Johnny hat deine Dienste angeboten.«
    »Was hat Mr. Rankine über mich gesagt?«
    »Er hat gesagt, du würdest gern Zigeuner erdrosseln.«
    Betsy lachte. »Irgendetwas musste
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