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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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Ding, bevor du ertrinkst!«
    Mit ihrem schaukelnden Bündel auf dem Kopf huschte sie in den Schutz der Scheune.
    Tom Brodie sah anders aus in Arbeitskleidung, kleiner, dünner, weniger selbstgefällig. Das Haar klebte ihm an der Stirn, sein Hemd war am Hals offen und hing ihm lose um die Taille. Er hatte letzte Getreidegarben gedroschen und schwitzte stark. Der Farmerssohn grinste, wobei er eine Reihe weißer Zähne entblößte. Er zerknautschte den Hemdenstoff, als er seine Handgelenke und Unterarme daran abwischte.
    »Du bist Rankines Mädchen, nehme ich an?«
    »Aye, Sir, die bin ich.«
    »Die Tochter des Webers McBride?«
    »Aye.«
    Sie spürte seinen abschätzenden Blick auf sich.
    »Ich habe dich in der Kirche gesehen, habe ich recht?«, fragte er.
    »Aye, Mr. Brodie«, erwiderte sie. »Auf der Empore.«
    »Habe ich dich nicht auch in der Tanzschule getroffen?«
    »Nein, nein. Die Tanzschule ist nichts für Mädchen wie mich.«
    »Warum denn nicht?«, sagte er. »Nach allem, was ich sehen kann, hast du die Beine dafür.«
    »Aber nicht die Manieren, Mr. Brodie, und nicht das Aussehen.«
    Er warf den Dreschflegel hin, und bevor sie ihn aufhalten konnte, berührte er die Narbe, die von einer weichen, blonden Locke nicht ganz verborgen wurde. Es war keine große Narbe, ein kleiner, halbmondförmiger Wulst nur, der sich ein paar Zentimeter über ihre Schläfe zog, aber er machte sie verlegen, und sie glaubte fälschlicherweise, dass er sie von anderen Mädchen unterschied. Sie zuckte zusammen und versuchte, sich Tom Brodie zu entziehen, doch er war zu schnell für sie. Trotz der schwarzen, abgebrochenen Nägel waren seine Finger so weich wie Distelwolle, als er ihr das regennasse Haar aus dem Gesicht strich.
    »Wer hat dir das angetan?«, fragte er. »Irgendein Rüpel?«
    »Kein Rüpel, nein.«
    »Ist es von Geburt an?«
    »Nein, Mr. Brodie. Ich wurde getreten.«
    »Von einem Pferd oder einer Kuh?«
    »Einem Pferd – als ich ein Kind war.«
    »Bei Gott, es hätte dich töten können.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn es so wäre.«
    »Warum sagst du das?«, fragte Tom Brodie.
    »Es ist zu hässlich, um es ein Leben lang mit sich herumzutragen.«
    Er bückte sich und hob ihr Bündel auf. »Nun, für mich siehst du nicht hässlich aus, und es ist ein großes Glück für uns, dass du überlebt hast. Wenn es stimmt, was ich von Johnny Rankine gehört habe, dann wäre die Welt schlechter dran ohne dich. Wie soll ich dich nennen?«
    »Manche nennen mich Lizzie«, sagte sie, »manche Betsy.«
    »Welchen Namen ziehst du vor?«
    Sie war bis jetzt noch nie vor diese Wahl gestellt worden und zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde dich Betsy nennen«, entschied er. »Betsy klingt für mich gut.«
    »Und Sie, Mr. Brodie, soll ich Sie ›Herr‹ nennen?«
    »Thomas genügt. Oder Tom. Nun, Regen hin oder her, ich schlage vor, wir laufen rasch hinüber. Meine Schwester wird ein Bett für dich finden und dir zeigen, was zu tun ist.« Und dann hakte er sie bei sich unter und führte sie über den Hof zur Tür des Cottage, wo seine Schwester Janet mit finsterer Miene zusah, wie ihr Bruder und die stämmige junge Magd aus dem Regen ins Haus huschten.
    Der alte Mann war an jenem Nachmittag auf den Beinen und schlurfte durch das verräucherte Zimmer. Er hatte im Beet hinter dem Haus Rüben gezogen, und die harte Arbeit hatte an seinen Kräften gezehrt und war ihm auf die Stimmung geschlagen.
    Tom schob Betsy ins Zimmer. »Das ist das Mädchen, Dad«, sagte er. »Das Mädchen, von dem wir dir erzählt haben.«
    Matthew Brodie wusste weniger über sie, als man sie hatte glauben machen. Vielleicht hatte er früher einmal ihrer kleinen Schwester den Kopf getätschelt, aber jetzt ließ er sich schon lange nicht mehr zu solch freundlichen Gesten hinreißen. Er bestand fast nur noch aus Haut und Knochen.
    Das Kinn auf die Brust gesenkt, musterte er Betsy mit glasigem Blick eingehend und sagte dann: »Ist das wieder eine deiner Dirnen, Thomas? Genügt es dir nicht, sie im Dunkel der Nacht zu nehmen? Musst du sie uns jetzt auch noch bei helllichtem Tag vorführen?«
    »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das Mädchen nicht mit deinen Beleidigungen beschämen würdest. Sie ist hier, weil wir eine zusätzliche Hilfe brauchen, die uns in den Wintermonaten zur Hand geht«, sagte Tom leise. »Sie ist Jock McBrides Tochter.«
    »Aye, und Rankines Dirne.«
    »Das bin ich gewiss nicht, Sir«, meldete sich Betsy zu Wort. »Und wenn Sie vorhaben,
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