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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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mich zu beleidigen, dann werde ich mich gleich wieder auf den Weg nach Hause machen. Ich bin Ihnen nicht verpflichtet.«
    Ihre Empörung schien den alten Brodie zu verblüffen. »Du hast ein forsches Mundwerk, das muss ich dir lassen«, sagte er zu ihr. »Und du hast das Recht auf deiner Seite. Ich war vorschnell in meinem Urteil. Aber mir ist durchaus bewusst, was für eine Art Mann dein Herr ist und dass er und mein verkommener Sohn andere Dinge im Kopf haben, als dem Willen Gottes zu gehorchen.«
    »Es ist nicht der Wille Gottes, der mich hierhergeführt hat, Mr. Brodie«, erwiderte Betsy, »es sei denn, Sie haben um ein Paar kräftige Schultern gebetet, die Ihnen helfen, die Getreideernte einzubringen. Wenn das der Fall ist, dann sind Ihre Gebete erhört worden.«
    »Vielleicht sind sie das, Mädchen. Aye, vielleicht sind sie das. Bin ich dir Dank dafür schuldig, Thomas? Hast du dir Rankines Freundschaft wieder einmal zunutze gemacht?«
    »Ich habe vor zwei Wochen bei der Loge mit ihm gesprochen«, räumte Tom ein. »Johnnys Ernte ist auf gutem Wege, und seine Kälber sind so gut wie entwöhnt. Miss McBride ist für ihn entbehrlich – zumindest bis zum Frühjahr.«
    »Ums Frühjahr werden wir uns nach Martini Gedanken machen«, sagte Matthew Brodie. Er hielt sich an Toms Arm fest, wandte sich langsam um und bewegte sich aufs Bett zu. »Janet wird dir zeigen, was zu tun ist, Mädchen. Und du, Thomas, gehst am besten wieder an die Arbeit.«
    »Es fehlt nur noch eine halbe Stunde, bis es dunkel wird, Vater«, bemerkte Janet.
    »Dann sollte er das Licht, das ihm noch bleibt, besser nutzen«, brummte der alte Mann, »denn ihm bleibt immer noch mehr Licht als mir.« Und mit diesen Worten setzte er sich stöhnend auf das Bett an der Wand und zog den sackleinenen Vorhang zu.
    Das Cottage der Brodies war kleiner als das Haus von Betsys Vater in Hayes und weitaus beengter als Mr. Rankines geräumiges, zweistöckiges Farmhaus mit den weiß getünchten Wänden, schwarz gestrichenen Fenstersimsen und der schönen großen Küche. Es hatte kein eigenes Wohnzimmer, der Kamin war so tief wie eine Höhle und der Rauchfang so breit, dass er nicht nur den Rauch abzog, sondern auch den Regen hereinließ. In einer Kammer links neben der Feuerstelle schlief Janet auf einem schmalen Bett, das Betsy sich mit ihr teilen sollte.
    Auf der anderen Seite des Kamins führte eine steile Holzleiter hinauf zum Dachboden, wo die Jungen schliefen. Mr. Brodies Krankenbett nahm einen Alkoven ein, der durch einen Vorhang abgeschirmt war, und eine schmale senkrechte Öffnung in der Gipswand gab den Blick in den Pferdestall frei. Wie in alten Zeiten lebten die Brodies auf engstem Raum mit ihren Gäulen zusammen.
    Als die Brüder, durchnässt von ihrem Tagewerk, nach Hause kamen, wurde es im Cottage so eng, dass man sich gegenseitig auf die Füße trat. Betsy stolperte über Toms Beine und stieß gegen Henrys Knie. Janet gab sich abweisend. Sie nörgelte und krittelte und warf finstere Blicke in Betsys Richtung, bis Tom ihr befahl, ihre spitze Zunge im Zaum zu halten und das Abendessen aufzutragen.
    Er zog eine knorrige alte Truhe unter dem Tisch hervor, die als Stuhl herhalten sollte. Betsy setzte sich rittlings darauf, als wäre sie ein Sattel. Janet, die sich von Toms Tadel nicht einschüchtern ließ, kicherte. Es gab weder Tee noch ein kleines Bier, um die salzige Suppe hinunterzuspülen, und nicht einmal ein Stück Butter, um das trockene Brot schmackhaft zu machen, aber Betsy war hungrig, und sie aß ohne ein Wort der Klage.
    Tom und Henry beobachteten sie interessiert.
    Die Brüder ähnelten sich weder im Wesen noch im Aussehen. Tom war dunkel und grüblerisch, ganz anders als der unbekümmerte Kampfhahn, als der er durchs Dorf stolzierte. Henry hingegen war höflich und zurückhaltend. Er hatte ein längliches, ovales Gesicht, flaumiges helles Haar, durchdringende blaue Augen und, wie Betsy fand, eine Haltung, die einem Gentleman gut zu Gesicht stünde.
    »Es muss nicht gespart werden, Miss McBride«, sagte er. »Die Auswahl ist nicht groß, aber es herrscht kein Mangel. Graupensuppe und Erbsbrei sind nahrhaft und sättigend.«
    »Ich hatte beides oft genug zum Nachtmahl, Mr. Brodie.«
    »Dann iss auf, Mädchen«, sagte Toms Mutter, Agnes Brodie. »Du wirst morgen deine ganze Kraft brauchen, um unser letztes Getreide zu ernten.«
    »Und wenn die Ernte eingebracht ist, was dann?«, fragte Betsy.
    »Dann ist das Stoppelfeld zu rechen«,
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