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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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sie ihren wohlgerundeten Po und enthüllten unvergleichlich wohlgeformte Schenkel. Durch das Arbeiten im Freien war ihre Haut goldbraun getönt und ihr Körper straff und schlank.
    Allerdings war sie sehr klein. Er bezweifelte, dass sie über eins sechzig hinauskam. Und doch faszinierte sie ihn jedes Mal, wenn er sie sah. Er fand sie interessant, weil sie natürlich, erdverbunden und bescheiden wirkte – und äußerst sinnlich.
    Eine Frau stürmte mit geröteten Wangen aus dem Klassenzimmer.
    Petes Mutter holte tief Luft und eilte hinein.
    Sie hieß Garnet Cattrell. Schon am ersten Schultag im vergangenen September hatte sie seine Aufmerksamkeit erregt, aber sie beachtete ihn nie. Wenn er sie grüßte, antwortete sie zwar mit einem Lächeln. Doch kaum wollte er ein Gespräch mit ihr beginnen, fand sie einen Grund, um sich entfernen zu können.
    Sie war dabei nicht unfreundlich. Es schien eher so, als ob sie ihn übersah wie die nächstbeste Straßenlaterne, lästige Werbung im Briefkasten oder den frechen kleinen Bruder – in jedem Fall wie etwas, das leicht zu ignorieren war.
    Natürlich hielt Tucker sich zurück. Er war keineswegs erpicht darauf, sich weitere Fehler mit dem weiblichen Geschlecht zu leisten. Womöglich gefielen Garnet über eins neunzig große Männer mit blauen Augen einfach nicht. Vielleicht hatte sie etwas gegen Schuhgröße sechsundvierzig. Möglicherweise war ihr auch seine Stimme zu tief oder sie störte sich an seinen schwieligen Händen.
    Wie auch immer. Wenn sogar ihr Kind ein Problem mit Mrs Riddle hatte, schien der Weltuntergang kurz bevorzustehen.
    Tucker lehnte sich an die kühle Wand. Er hatte nicht vor zu lauschen, aber die Tür zum Klassenzimmer stand offen. Mrs Riddles Stimme klang schrill und durchdringend, Garnets dagegen ruhig und sanft.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Probleme mit meinem Petie haben. Soweit ich weiß, hat er lauter Einser.“
    „Natürlich. Er ist zweifellos ein sehr kluger Junge und ich werde ihn vermissen. Aber der Übergang zur weiterführenden Schule ist für manche Kinder nicht einfach. Sie sollten den Sommer über einige Dinge ausprobieren, um ihm dabei zu helfen, sich leichter einfügen zu können.“
    „Gibt es einen bestimmten Grund, der Sie zu der Annahme führt, dass er sich in der weiterführenden Schule nicht gut zurechtfinden könnte?“
    Zum ersten Mal hörte Tucker einen angespannten Unterton in Garnets Stimme.
    „Ich denke, dass er im schulischen Sinne hervorragend zurechtkommen wird, aber möglicherweise nicht, was die soziale Kompetenz angeht. Pete ist so der Typ Akademiker und nicht gerade sportlich. Er gibt sich nie mit männlichen Gleichaltrigen ab.“
    „Aber er kommt doch gut mit anderen Kindern zurecht. Er ist nur nicht besonders gesellig.“
    „Er ist frühreif“, erklärte Mrs Riddle, „und von Natur aus eher ruhig veranlagt. Das verstehe ich alles. Aber ich vermute auch, dass es nicht leicht für Sie ist, ihn von einem Buch oder vom Computer wegzulocken.“
    „Das stimmt. Aber das heißt nicht, dass ich ihn nicht ermunterte …“
    „Mrs Cattrell, ich will Sie nicht kritisieren. Und es liegt bei Ihnen, ob Sie meinen Rat annehmen oder nicht. Ich empfehle Ihnen dringend, irgendeine sportliche Aktivität im Freien zu finden, die Pete zusagt. Geben Sie ihm die Gelegenheit, eine Fähigkeit außerhalb des intellektuellen Bereichs zu entwickeln. Das Ziel liegt darin, seinen Horizont zu erweitern und ihm mehr Selbstvertrauen zu geben. In der weiterführenden Schule können die Kinder gnadenlos sein. Sie wollen doch sicher nicht, dass Pete ausgegrenzt wird, oder!?“
    Die Unterredung ging einige Minuten weiter. Als Garnet schließlich aus dem Klassenzimmer kam, wollte Tucker sie ansprechen, aber sie ging an ihm vorbei, als würde sie weder ihn noch irgendetwas anderes wahrnehmen. Sie sah aus wie ein begossener Pudel – betroffen, verletzt und besorgt.
    Und dann kam er an die Reihe, um sein Fett abzubekommen.
    Mrs Riddle verschanzte sich hinter einem uralt aussehenden Schreibtisch. Sie musste das zerkratzte Ding mitgebracht haben, da das Schulgebäude keine zehn Jahre alt war. Die Lehrerin hatte stahlgraue Haare und blaugraue Augen wie Flintstein. Niemand legte sich gerne mit ihr an.
    Ohne Vorrede verkündete sie in steifem Ton: „Mr MacKinnon, ausnahmsweise hat Ihr Will ein anständiges Schuljahr absolviert: alle Hausaufgaben pünktlich erledigt, für Klassenarbeiten gelernt, sich aus Scherereien rausgehalten.
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