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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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stapelte sich immer noch gefaltete Wäsche.
    Letzten Endes war es wohl das Beste, sich jetzt einfach im Wohnzimmer blicken zu lassen.
    Pete hatte sich inzwischen um ihren Gast gekümmert und ihm ein Glas Kool-Aid mit Orangengeschmack serviert – eine Brause aus Granulat –, eine Packung Oreoschokokekse geöffnet und es sich auf der Couch bequem gemacht.
    „Ich vertrete die Theorie“, erklärte er gerade, „dass man die Schule vergessen darf, wenn die Ferien anfangen. Man sollte nur noch Sachen machen dürfen, die einem gefallen. Der Sommer ist dazu da, sich keine Sorgen … Hey, Mom, Mr MacKinnon ist hier.“
    „Das sehe ich. Hallo, Tucker.“
    Er stand auf, jedoch nicht auf die höfliche Weise, in der ein Internatsschüler aufzustehen lernt, wenn eine Lady den Raum betritt. Es war eher ein gemächliches Rekeln, das ihn von einem netten, normal großen Mann in einem Sessel in einen riesigen Brocken verwandelte, der abrupt die ganze Atemluft im Raum in sich aufzunehmen schien.
    Nichts an Tucker war gestylt. Seine Augenbrauen waren ebenso schmutzig-braun wie seine Haare und die Bartstoppeln an seinem Kinn. Das Hemd war sauber und nicht weniger zerknittert als die Leinenhose. Sein Lächeln wirkte ebenso lässig wie alles andere an ihm. Die Augen waren sinnlich blau, laserscharf blau, schwindelerregend blau. Oder lag das nur an ihrer Reaktion auf ihn?
    Es war sicherlich nicht seine Schuld, dass ihre Knie in seiner Gegenwart weich wurden. Sie hätte vor Jahren erwachsen werden sollen und beabsichtigte spontan, dies baldmöglichst nachzuholen, sobald sie nur Zeit dafür fand. Einstweilen war Tucker seit einer Ewigkeit der Einzige, der eine total unvernünftige Schwärmerei in ihr wachrief.
    „Sie haben hier ein beachtliches Fleckchen erschaffen“, bemerkte er lässig.
    „Es ist noch im Werden. Soll ich Sie herumführen?“
    „Gern.“
    „Pete, kommst du mit?“
    „Muss ich?“
    „Wie du willst.“ Sie wünschte sich, dass er mitkam, denn so hätte sie einen Anstandswauwau gehabt. Nicht, um sich selbst vor Tucker zu schützen, sondern umgekehrt – es bestand die größte Gefahr, dass sie sich seinetwegen zum Affen machte.
    Wenigstens gab die Führung ihr etwas zu tun und zu sagen. Sie fing mit dem Shop an, weil die Fülle an Düften und verschiedenen Oberflächen normalerweise jedem gefiel – Männern wie Frauen.
    „Wow! Wie sind Sie auf das alles gekommen?“, fragte er, sobald sie eintraten.
    Ihre Brust schwoll vor Stolz. Ewige Zeiten hatte sie ihm gegenüber kaum ein Wort herausgebracht, doch nun konnte sie nicht aufhören zu reden. Zuerst erklärte sie, wie und warum sie den Shop auf diese Weise angelegt hatte. Ihre Kräuter wuchsen allesamt in Töpfen, die in antiken Porzellanwaschbecken standen – nach Osten ausgerichtet wegen des Lichteinfalls. Das alte Porzellan trug zu der Wohlfühlatmosphäre im Landhausstil bei und ermöglichte es gleichzeitig, ohne großen Aufwand ein Bewässerungssystem zu betreiben.
    An der Westseite befanden sich Regale mit Büchern über die medizinische und kulinarische Nutzung von Kräutern und Gewürzpflanzen sowie eine umfangreiche Sammlung handgeschriebener Rezepte, die Garnet angelegt hatte und die von den Kunden ständig erweitert wurde. Farbfotos dokumentierten das Aussehen der Kräuter in den verschiedenen Jahreszeiten. Da die Nordseite den geringsten Lichteinfall aufwies, bot sie den geeigneten Platz für Ladentische, Regale mit Kräutern und Gewürzen in Fläschchen oder Jutesäckchen sowie frische Proben auf kleinen Holztellern zum Beschnuppern und Verkosten.
    „Viele unserer Kunden können die Kräuter nicht auseinanderhalten. Deswegen bieten wir ihnen Proben, Bücher und Rezepte, um die Verwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“
    Tucker deutete zu einer halbhohen Tür. „Und was ist dort?“
    „Der Seminarraum. Dort verköstigen wir kleine Gruppen und zeigen, wie die Kräuter am besten verwendet werden. Dahinter ist noch ein Raum. Da topfen wir die Pflanzen ein.“
    Sie ging voraus in das rückwärtige Zimmer. Es war ihr liebster Ort. Vielleicht lag das an der wundervollen Unordnung, die dort herrschte. Als Arbeitsfläche diente ein riesiger Holztisch, von dem jeder Zentimeter ausgenutzt war. Kräuter hingen zum Trocknen an der Decke. Regale enthielten Verpackungsmaterialien wie Jutesäcke und bunte Seidenbänder. Pflanzerde, Gartengeräte und Töpfe waren in einer anderen Ecke untergebracht.
    Sie deutete zu einem klimatisierten Biotop, das eine
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