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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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sah er nur üppigen Regenwald. Dann tauchte Garnets Kopf zwischen den Grünpflanzen auf, und schon beruhigte sich sein Herzschlag. Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie dringend er sie hatte sehen müssen. Wie viel falsch lief, wenn er nicht bei ihr war.
    Ihr Haar war zerzaust. Sie hatte Schmutzflecken auf Wangen und Schultern. Sie trug nur Shorts und ein Hemdchen mit nichts darunter, weil es so warm im Gewächshaus war und sie niemanden erwartete.
    Sobald sie ihn bemerkte, wurde ihr Blick begierig vor Sehnsucht, scharf vor Angst und ganz warm vor Liebe. Garnet wischte sich die Hände am Hosenboden ab und bewegte sich durch das dichte duftende Grünzeug wie Tarzans Jane durch den Dschungel. Sie sah aus wie eine Nymphe. Seine Nymphe.
    „Warum bist du heute Morgen klammheimlich verschwunden? Und warum hast du mich abgewimmelt, als ich dich am Vormittag angerufen habe? Warum hast du denn am Nachmittag nicht wie versprochen zurückgerufen?“
    „Weil ich einfach keine Zeit hatte!“, erklärte Garnet. „Hier war den ganzen Tag über die Hölle los. Ich musste Unmengen von vorbestellten Duftsäckchen produzieren. Sally ist mal wieder von ihrem Mann verprügelt worden und hat ihn endlich verlassen. Ich habe sie nach Greenville ins Frauenhaus gefahren und bin erst am frühen Nachmittag zurückgekommen. Dann sind Schlag auf Schlag haufenweise Kunden gekommen. Ich musste zur Bank und unzählige andere Dinge erledigen. Weitere Fragen?“
    „Ja. Ich möchte gern mehr über deine Vanille erfahren. Zum Beispiel, was du gerade damit gemacht hast.“
    Sie ging an ihm vorbei zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und griff zur Seife. „Es ist ziemlich leicht, eine Vanillepflanze zu ziehen, aber echt schwer, sie zur Produktion von Früchten zu bewegen. Es geht dabei um Sex. Da ich dich nicht schockieren will, rede ich lieber nicht weiter. Die bildliche Darstellung könnte dir unangenehm sein.“
    „Schon gut. Ich bin alt genug, ehrlich. Oder willst du meinen Ausweis sehen?“
    „Nein, nein, ich vertraue dir. Das Stichwort lautet Befruchtung . Bei vielen Pflanzen geht das ganz einfach durch Wind, Bienen oder Vögel. Aber die Vanille hat ein weibliches und ein männliches Geschlechtsteil.“
    „Wirklich? Wer hätte das gedacht!?“ Plötzlich wurde ihm ganz leicht ums Herz. Sie würde nicht so mit mir reden, wenn sie mir den Laufpass geben wollte.
    Sie hatte sich Hände und Gesicht gewaschen und abgetrocknet, aber einen Fleck auf der Wange übersehen. Nun hüpfte sie auf den Werktisch und sah Tucker keck an. „Also, ich wollte nie wissen, was in den Schlafzimmern anderer Leute vor sich geht. Das geht mich nichts an. Aber jemand muss der Vanille helfen, ihren Nachwuchs zu produzieren. Um eine Babyschote zu bekommen – streng biologisch gesehen ist es eigentlich eine Kapsel –, müssen wir die Pollen in Kontakt mit der Narbe bringen.“
    „Oh. Ich fürchte, das übersteigt meine geistigen Fähigkeiten.“
    „Ich erklär’s dir. Ich – die Kupplerin – muss diesen kleinen Gewebslappen zurückschieben, damit ich an den Samen komme. Bei Menschenjungen heißt das …“
    „Ich kenne mich mit Jungs aus. Diesen Teil musst du mir nicht erklären.“
    „Okay. Ich nehme also diesen Samen auf und streiche ihn auf die Narbe. Es ist eine knifflige Sache, aber ich mache es gern.“
    „Das kann ich mir denken.“
    „Also, wenn der Pollen die Narbe berührt, dann wandert er in diese lange Röhre, und da fängt dann die Babyschote zu wachsen an.“
    Während sie sprach, ging Tucker ganz langsam auf sie zu. Seit sie auf der Werkbank hockte, ließ sie die Beine baumeln. Je näher er ihr kam, umso schneller schwangen ihre Füße vor und zurück.
    Er griff nach dem Handtuch und wischte ihr den Schmutzfleck von der Wange. Sie erstarrte und heftete den Blick auf sein Gesicht. Bisher hatte sie sich keck gegeben, doch nun zitterten ihre Lippen ein wenig.
    „Garnet?“ Er beugte sich zu ihr vor, spreizte dabei rein zufällig ihre Beine und lehnte die Stirn an ihre. „Du hast ein paarmal erwähnt, dass du dich wie ein Mauerblümchen fühlst.“
    „Ja, genau. Das bin ich.“
    „So siehst du dich selbst, aber ich sehe in dir eine ganz seltene Orchidee. Eine ganz außergewöhnliche Schöpfung. Eine Frau, die ganz besondere Sorgfalt, Beachtung und Hingabe verdient.“ Er senkte den Kopf zu einem Kuss – dem ersten in einer endlosen Reihe, wie er hoffte.
    „Du spinnst ja!“, flüsterte sie sanft, als er ihren Mund schließlich
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