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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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mit einem Sammelsurium an Hochbeeten und klimatisierten Gewächshäusern, in denen Garnet ihre eigenen Kräuter und Gewürzpflanzen züchtete. Vor zwei Jahren hatte sie automatische Jalousien angebracht, um die Pflanzen vor zu viel Sonne zu schützen.
    Abgesehen von dieser kostspieligen Anschaffung hatte sie alles selbst gemacht, weil nie genug Geld für Fachleute da war. Immerhin beschäftigte sie zwei Angestellte, weil sie nicht rund um die Uhr arbeiten und gleichzeitig für Pete da sein konnte.
    Aus dem Shop ertönten plötzlich aufgeregte Stimmen. Zwei Frauen stürmten die Verandastufen schneller hinunter, als Garnet in Deckung gehen konnte. Offensichtlich hatte Pete ihre Verletzung herausposaunt.
    Mary Lou war Mitte fünfzig und zäh wie Leder, was man ihr auch ansah. Fünf Jahre war es her, seit sie an der Hintertür aufgetaucht war und unumwunden erklärt hatte, dass sie sich nach dem Tod ihres Mannes furchtbar langweilte und unbedingt Arbeit brauchte – ohne Gehalt, nur um der Beschäftigung willen.
    Garnet hatte sie eingestellt – natürlich gegen Bezahlung – und es nie bereut. Falls sich je ein Dieb blicken ließe, würde Mary Lou ihn vermutlich zu Tode erschrecken, und sie drückte sich nie vor einer Aufgabe.
    „Garnet! Pete hat gesagt, dass du verletzt bist! Wer hat dir das angetan? Sag es mir auf der Stelle!“
    „Es ist nichts weiter, bloß ein paar Prellungen.“
    Mary Lou runzelte die Stirn, doch dann wandte sie sich ihren eigenen Rückschlägen des Tages zu. „Dieser Vormittag war einfach chaotisch. Zuerst hat der Postbote vergessen, mir Briefmarken dazulassen, und dabei wollte ich Rechnungen verschicken. Dann hat Georgia Cunningham für fünfzig Dollar eingekauft, zwei Zwanziger auf den Ladentisch gelegt und die Biege gemacht. Einfach so! Ich wollte schon die Polizei rufen. Dann habe ich doch lieber auf dich gewartet. Ich persönlich finde ja, dass sie die Nacht im Gefängnis verbringen sollte. Sie hat uns um zehn Dollar betrogen! Ich …“
    Sally, die ihr auf dem Fuß gefolgt war, unterbrach: „Pete hat gesagt, dass dich ein Mann umgerannt hat!?“
    „Es war nur ein kleines Missgeschick, nichts weiter. Was ist los?“
    Sally hatte karamellfarbene Haut, trug Rastalocken und versteckte ihre hübschen Gesichtszüge ständig hinter einer missmutigen Miene. Sie arbeitete wie ein Pferd, liebte Pflanzen über alles und konnte jederzeit und überall für sich selbst eintreten – nur nicht zu Hause. Ihr war immer anzumerken, wenn ihr brutaler Ehemann etwas angestellt hatte, denn dann zitterten ihre Hände.
    „Ich habe einen Ausschlag auf dem Lavendel entdeckt!“, verkündete sie aufgeregt.
    „Auf welchem?“
    „Auf dem französischen. Es sind zwar nur kleine Flecken auf den Blättern, aber die waren gestern noch nicht da. Ich habe versucht, mich schlauzumachen, aber du kennst mich ja. Ich stehe einfach auf Kriegsfuß mit diesen blöden Handbüchern.“
    „Schon gut. Wir klären das gleich.“
    Und so ging es den ganzen Nachmittag weiter. Eine Krise jagte die andere.
    Zwischendurch eilte Garnet ins Wohnhaus, um mit Pete zu reden und um ihm etwas zu essen vorzusetzen. Doch typischerweise hatte der sich schon ein Sandwich zubereitet, die Küche wieder aufgeräumt und es sich vor seinem Computer bequem gemacht – einem wassergekühlten System Marke Eigenbau.
    Sie strich ihm über den dichten Wuschelkopf, um den sie ihn beneidete. „Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir zu erzählen, was Mrs Riddle gesagt hat.“
    „Jetzt nicht, Mom. Ich bin auf Level vier.“
    „Okay. Dann reden wir später.“ Sie zögerte. „Mr MacKinnon kommt nach dem Essen.“
    „Du meinst Wills Dad?“
    „Ja.“
    „Kommt Will auch mit?“
    „Das weiß ich nicht. Vielleicht.“
    „Okay.“
    Keine Frage nach dem Grund, denn es war ihm egal. Pete schob sich die Brille höher auf die Nase und wandte sich wieder dem Spiel zu.
    Sie konnte nicht widerstehen, ihm einen schnellen Schmatzer auf die Stirn zu geben. Seit er zehn Jahre alt war, musste sie sich Küsse und Umarmungen regelrecht stehlen.
    „Mom! Ich erschaffe gerade ein alternatives Universum. Das ist echt kompliziert!“
    „Okay, okay.“ Sie lächelte, doch dann wurde sie abrupt ernst, denn das war es, was Mrs Riddle angedeutet hatte: Pete war allzu glücklich mit sich allein. Alles, was er liebte, fand im Haus statt. In ihm steckte einfach kein Kind, das sich gern draußen aufhielt, sich zusammen mit Spielkameraden Schrammen zuzog und schmutzig
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