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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
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musterte Craig. In seinem Blick spiegelte sich ein klarer Verstand, und ein Zug von Selbstbewusstsein lag um seinen Mund. Fast hätte sie geseufzt, als sie den Lift verließ und die Garage betrat.
    »Haben Sie sich entschieden?«
    »Sagen wir, ich bin mir einfach sicher, wie ich mit Ihnen umgehen muss.«
    Ihre Stiefel hallten laut, als sie zwischen den Reihen der Autos hindurchgingen. »Und das wäre?«
    »Kennen Sie zehn Meter lange Stangen?«
    Er verzog die Mundwinkel. Sie trug wieder einen Zopf. Und es reizte ihn, ihr Haar zu lösen, Strähne für Strähne. »Das ist aber ausgesprochen unfreundlich.«
    »Ja.« Sie hielt vor einem Kombiwagen, dessen weißer Lack zerkratzt und schmutzig war und der getönte Scheiben zum Schutz vor der gnadenlosen Sonne hatte. Sie kramte die Schlüssel hervor. »Sind Sie sicher, dass Sie zur Baustelle wollen? Ich könnte Sie bei Ihrem Hotel absetzen.«
    »Ich habe ein gewisses Interesse an diesem Projekt.«
    Mit einer schnellen Bewegung zuckte sie die Schultern. »Tun Sie, was Sie wollen.«
    »Normalerweise tue ich das auch.«
    Als er im Wagen Platz genommen hatte, stellte er den Sitz zurück und schaffte es fast, seine Beine auszustrecken. Sie drehte den Zündschlüssel um, der Motor hustete, streikte und sprang an. Radio und Klimaanlage gingen automatisch mit an. Laute Musik dröhnte aus dem Radio, aber Amy machte sich nicht die Mühe, sie leiser zu stellen. Am Armaturenbrett war eine bunte Sammlung dekorativer Magnete angebracht – eine Banane, ein Strauß, eine Karte von Arizona, eine schnurrende Katze und eine Frauenhand mit pinkfarbenen Fingernägeln. Zettel mit hingekritzelten Notizen wurden von ihnen gehalten. Soweit es Craig entziffern konnte, musste Amy Milch und Brot besorgen und sich um fünfzig Tonnen Beton kümmern. Und Mongo anrufen? Er kniff die Augen zusammen und las erneut: nicht Mongo, sondern Mutter. Sie wollte ihre Mutter anrufen.
    »Netter Wagen«, urteilte er, als sie ruckelnd und holpernd vor einer Ampel zum Halten kamen.
    »Braucht eigentlich dringend eine Überholung. Ich habe nicht die Zeit dafür.«
    Er betrachtete ihre Hand, als sie in den ersten Gang schaltete und beschleunigte. Die Hand war langgliedrig und schlank. Die Nägel waren kurz und – im Unterschied zu der Plastikfrauenhand – unlackiert. Kein Schmuck. Er konnte sich diese Hand dabei vorstellen, wie sie hauchdünne Teetassen servierte – und wie sie Zündkerzen wechselte.
    »Und wie wollen Sie mit Tim umgehen?«
    »Was?« Er hatte sich ganz in der Vorstellung verloren, wie sich diese Hände anfühlten, wenn sie über seine Haut strichen …
    »Tim …«, wiederholte sie. Sie beschleunigte den Wagen, als sie in südlicher Richtung aus Phoenix hinausfuhren. »Wie wollen Sie mit ihm umgehen?«
    Im Moment war er mehr daran interessiert, wie er mit ihr umging. »Ich nehme an, Sie sind nicht immer einer Meinung mit ihm.«
    »Sie sind ja ein ganz Schlauer, Johnson.«
    »Immer sarkastisch, Rotschopf. Mir persönlich ist es egal, aber in der Auseinandersetzung mit Thornway werden Sie mit Öl besser als mit Essig zurechtkommen.«
    Es stimmte. Es ärgerte sie, dass sie sich selbst in eine Position gebracht hatte, in der sie daran erinnert werden musste. »Er erkennt Ironie nicht, selbst wenn man ihn kübelweise damit überschüttet.«
    »Vielleicht in neun von zehn Fällen nicht. Und genau das zehnte Mal kann Sie in Schwierigkeiten bringen. Bevor Sie es jetzt aussprechen, ich weiß schon, dass Ihnen ein paar Schwierigkeiten nichts ausmachen.«
    Unwillkürlich musste sie lächeln und erhob auch keine Einwände, als er das Radio leiser stellte. »Sie kennen doch diese Paradepferde, die Scheuklappen tragen, damit sie auf dem Weg bleiben und nicht von der Menge aufgescheucht werden.«
    »Ja, und ich habe schon bemerkt, dass Thornway Scheuklappen trägt, um dem Weg des Profits folgen zu können, ohne abgelenkt zu werden. Wenn Sie bessere Arbeitsbedingungen für die Männer wollen oder bessere Qualität bei den Materialien oder was auch immer, dann müssen Sie lernen, feinsinniger zu sein.«
    Nervös zuckte sie wieder mit den Schultern. »Das kann ich nicht.«
    »Sicher können Sie das. Sie sind klüger als Thornway, Rotschopf, also können Sie ihn auch überlisten.«
    »Er macht mich verrückt. Wenn ich nur daran denke …« Wieder zuckte sie die Schultern, doch dieses Mal lag Bedauern darin. »Er macht mich einfach verrückt. Und dann kommt eben alles raus, was ich denke.«
    Das hatte er schon
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