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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
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ins Büro zitiert wurde.
    Ungeduldig ging Amy auf und ab. Zeit wurde vergeudet, und nichts konnte Amy mehr aufregen als Vergeudung.
    Dies war Thomas Thornways Büro gewesen. Amy hatte die kühlen Farben und das Fehlen jeglicher Schnörkel hier immer gemocht. Seit Tim es übernommen hatte, hatte es Veränderungen gegeben. Pflanzen, dachte sie und runzelte über einen Ficus die Stirn. Nicht, dass sie Pflanzen und dicke Plüschkissen nicht mochte, aber es regte sie auf, so etwas hier zu finden.
    Und dann die Bilder. Thornway senior hatte Indianerkunst und Landschaftsbilder bevorzugt. Tim hatte sie durch abstrakte Malerei ersetzt, die Amy im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven ging. Der neue Teppich war bestimmt acht Zentimeter dick und lachsfarben. Der alte Thornway hatte einen braunen Noppenteppich benutzt, auf dem Schmutz und Staub nicht so auffielen. Aber Tim hatte sich auch nicht oft auf Baustellen sehen lassen oder seine Vorarbeiter zum Nachmittagsdrink zu sich gebeten.
    Hör auf, befahl sich Amy. Tim ging die Sachen eben anders an, und das war sein gutes Recht. Die Tatsache, dass sie seinen Vater so geliebt und bewundert hatte, bedeutete nicht automatisch, dass sie an dem Sohn herumnörgeln musste.
    Doch ich kann mir nicht helfen, dachte sie, als sie den aufgeräumten, polierten Schreibtisch betrachtete. Dem Sohn fehlte einfach die Tatkraft und die Menschlichkeit des Vaters. Thornway senior hatte in erster Linie aus Liebe an Gestaltung gebaut. Für Tim war die Profitspanne die Hauptsache.
    Wenn Thomas Thornway noch die Geschäfte führen würde, hätte Amy nicht den Wunsch gehabt, sich von der Firma zu lösen. Doch auch die momentane Situation hatte insofern ihren Reiz, als Amy wusste, dass es ihre letzte Arbeit für die Firma war. Sie spürte eine gewisse Erwartungshaltung, eine gespannte Neugier. Was auch immer als Nächstes kam, sie würde es für sich selbst machen.
    Bei allem Reiz, die Idee hatte auch etwas Beängstigendes. So wie alles Unbekannte. So wie Craig Johnson.
    Lächerlich. Er war weder beängstigend, noch hatte er Reiz. Er verwirklichte auch nichts Unbekanntes. Er war einfach nur ein Mann. Der Typ von Mann, der wusste, dass er die Blicke auf sich zog, und es genoss. Der Typ, der immer eine Masche hatte, immer eine Methode und immer eine Möglichkeit, sich zu entziehen.
    Mit Männern wie Craig hatte sie schon in der Vergangenheit zu tun gehabt. Rückblickend schätzte sich Amy glücklich, dass sie nur einmal auf ein hübsches Gesicht und eine nette Masche hereingefallen war. Diesbezüglich lernten manche Frauen nie dazu und tappten immer wieder blind in die Falle. Meine Mutter ist auch so eine, dachte Amy kopfschüttelnd. Jessie Peters brauchte nur einen Blick auf einen Mann wie Craig zu werfen, um sich sofort bedingungslos ins nächste Abenteuer zu stürzen. Dem Himmel sei Dank, in diesem Fall stimmte der Spruch »Wie die Mutter, so die Tochter« nicht.
    Sie, Amy, war an Craig Johnson persönlich nicht interessiert und konnte ihn selbst beruflich kaum ertragen.
    Als Craig Johnson wenig später zusammen mit Tim eintrat, fragte sie sich, warum ihre Gedanken und Gefühle nicht übereinstimmten.
    »Amy, Entschuldigung fürs Warten.« Tim, geschniegelt in seinem dreiteiligen Anzug, bot ihr ein freundliches Lächeln. »Das Essen hat sich etwas in die Länge gezogen.«
    Sie hob nur eine Augenbraue. Diese Besprechung hatte sie ganz auf ihr Essen verzichten lassen. »Ich bin mehr daran interessiert zu erfahren, warum Sie mich von der Baustelle herzitiert haben.«
    »Ich dachte, wir sollten uns gegenseitig auf den neusten Stand der Dinge bringen.« Er machte es sich hinter seinem Schreibtisch bequem und forderte Amy und Craig mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
    »Sie haben meine Berichte gesehen.«
    »Sicher.« Tim tippte mit einem Finger auf einen Aktenstoß. Er besaß ein nettes, einladendes Lächeln, das sein rundes Gesicht sympathisch wirken ließ. Er hätte sich gut in der Politik gemacht, dachte Amy wieder einmal. Wenn es jemand verstand, Fragen zu beantworten, ohne sich festzulegen, dann war es Tim Thornway. »Gründlich, wie immer. Heute Abend habe ich ein Geschäftsessen mit Barlow senior. Ich würde ihm gern mehr als nur Fakten und Zahlen unterbreiten.«
    »Sie können ihm meine Einwände über die Innengestaltung des Hauptgebäudes unterbreiten.« Amy legte die gestreckten Beine übereinander und hatte für Craig nicht einmal den kleinsten Blick übrig. Tim begann, mit einem seiner
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