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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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hat sich angesagt. Die Zeit ist knapp, und die Mutter weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Sie bittet Melanie: »Könntest du bitte im Wohnzimmer staubsaugen, dann kann ich mich schon mal um das Essen kümmern.« Als Antwort bekommt Evelyn wieder einmal ein »Nein«. Die Mutter appelliert an Melanies Verständnis: »Gerade heute würdest du mir wirklich sehr helfen.« Die Tochter schaut ihre Mutter daraufhin nur mitleidig an. »Nein, nein, nein!«, erklärt Melanie und verschwindet in ihrem Zimmer.
Wie würden Sie reagieren?
Sie versuchen, Ihre Tochter weiter von Ihrer Position zu überzeugen, reden mit ihr und bemühen sich, Melanie genau zu erklären, warum Ihnen gerade heute ihre Mithilfe so wichtig ist.
Sie überlegen sich, was wohl hinter dem ständigen »Nein« Ihrer Tochter steckt. Vielleicht will sie mehr Mitbestimmung? Vielleicht will sie auch Ihre Standfestigkeit austesten? Sie suchen das Gespräch mit ihr.
Es reicht Ihnen. Sie fühlen sich im Stich gelassen und sind stinksauer, dass Ihre Tochter so bockig ist. Ihr ständiger Widerstand geht Ihnen auf die Nerven und Sie drohen: »Wenn du so weitermachst, wirst du schon sehen, was du davon hast!«
15. »Meine Zähne putz ich nicht!«
    Sarah Winter staunt. Ihr vierjähriger Sohn Paul hat sich heute ohne Murren seinen Schlafanzug angezogen und will – so sieht es aus – ohne Theater ins Bett gehen. Sarah ist erleichtert, denn sie hat sich schon auf den täglichen Kampf eingestellt. Doch ihr Sohn schmiegt sich fröhlich an sie, schaut sie groß mit seinen blauen Augen an und fragt: »Mami, liest du mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor?« Sarah Winter lächelt: »Klar, mein Schatz. Aber vorher putzt du dir noch die Zähne, ja?« Dieser Satz trifft Paul wie ein Zauberpfeil, der ihn sofort in einen finster dreinblickenden Kobold verwandelt. Paul schaut auf den Boden und erklärt trotzig: »Nein, das mache ich nicht. Meine Zähne putze ich nicht.« Seine Mutter bleibt ruhig, aber bestimmt: »Paul, du putzt dir jetzt die Zähne. Hast du mich verstanden?« Paul schüttelt den Kopf. Sarah fordert ihn noch einmal auf. Als Antwort stampft Paul mit dem Fuß auf, brüllt laut »Neeeeeeeeiiiiiiin!!!« und verschwindet in seinem Zimmer.
Wie würden Sie reagieren?
Sie versuchen es mit dem Satz: »Wann willst du dir die Zähne putzen? Vor der Gute-Nacht-Geschichte oder danach?«
Sie versuchen, Paul von der Notwendigkeit des Zähneputzens zu überzeugen, und legen ausführlich dar, wohin es führt, wenn er sich die Zähne nicht putzt.
Sie drohen ihm: »Wenn du dir die Zähne nicht putzt, dann gibt es nie mehr Süßigkeiten.«
Die Antworten
    Haben Sie sich für eine Antwort entschieden? Auch wir favorisieren eine der drei Möglichkeiten, was aber nicht heißt, dass diese die einzig gültige ist!
Die Antwort 1 scheint uns angemessen zu sein. Und dann nehmen Sie sich vor, Patrick nicht aus dem Spiel zu reißen, sondern zukünftig auf das Einkaufen vorzubereiten.
In der Antwort 3 geben Sie Ihren Bedürfnissen Raum, versuchen der Tochter Ihre Sorgen und Bedenken zu erklären, ohne in Bevormundung und Besserwisserei zu verfallen.
Antwort 1 führt zu einem Machtkampf. Antwort 3 ist inkonsequent. Antwort 2 lässt sich fantasievoll auf das Kind ein, sie bittet das Kind um Mithilfe und zeigt ihm zugleich Grenzen auf. Deswegen favorisieren wir die zweite Lösung.
Mit der Antwort 3 erwerben Sie den notwendigen Respekt, auch wenn Sie in der Situation von Ihrem Sohn bestimmt nicht für Ihre Konsequenz geliebt werden.
Wenn ein Kind sich mitteilt oder über Geheimnisse berichtet und Sie erkennen, dass das keine Petzereien sind, dann ist es wichtig, mit dem Kind in Kontakt zu bleiben, ihm zuzuhören und nicht sofort etwas zu unternehmen – es sei denn, die Situation ist gefährlich. Wir raten zu Antwort 2.
Wer die Klagen über die Lehrerin ignoriert oder die Problemlösung selbst in die Hand nimmt, macht das Kind unselbstständig. Wir favorisieren Antwort 1.
Impulsive Reaktionen, so sehr sie auch einem Bauchgefühl entspringen, bringen nichts, tragen schon gar nichts zu einer Problemlösung bei. In der Antwort 3 zeigt sich eine gelassene Haltung.
Wenn Kinder Grenzen überschreiten, müssen sie angemessene Konsequenzen erfahren. Die Antwort 1 ist komplett überzogen und trägt zur Verunsicherung des Kindes bei. In der Antwort 3 zeigt sich eine gedankenlose Lässigkeit. Die Antwort 2 ist pragmatisch und konsequent zugleich.
Kinder brauchen Verlässlichkeit – und Schulkinder sind ganz wild
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