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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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Kinder von sich reden, von ihren Erlebnissen und Befindlichkeiten erzählen, müssen sie das Gefühl haben, dass die Eltern ihnen WIRKLICH ZUHÖREN und an ihnen interessiert sind. Manchmal wollen Kinder nicht erzählen, weil auch Vater und Mutter eher stumm sind und nichts von sich preisgeben. Deshalb ist es wichtig, dass auch Sie von sich erzählen, von Ihrem Arbeitstag, Ihren Erlebnissen. Ihr Kind erfährt so viel über Sie, Ihren Alltag und die damit einhergehenden glücklichen wie traurigen Momente. Und es hört – und auch das ist wichtig –, wie es Gefühle und Stimmungen ausdrücken kann. Werden Sie zum Erzähler Ihrer Geschichten, dann werden Sie auch zum VORBILD , an dem sich Ihr Kind orientieren kann.
Luca nimmt sich ein Beispiel
    Der siebenjährige Luca ist ein zarter, sensibler Junge. Seine Mutter, Gerlis Wagner, macht sich oft Sorgen, ob er in der Schule nicht überfordert ist. Aber ihr Mann, Stefan Wagner, beruhigt sie dann: »Der beißt sich schon durch! Und noch hat er sich nicht beschwert.«
    Gerlis beruhigt diese Aussage nicht wirklich. Denn sie findet, dass Luca viel zu wenig von der Schule erzählt. Deswegen ist sie sich auch nicht sicher, ob er überhaupt etwas sagen würde, wenn ihn etwas bedrückt. Aber bisher sieht es nicht so aus, als ob es irgendwelche ernsteren Probleme gäbe.
    Einmal in der Woche hilft Gerlis für ein paar Stunden im Laden einer Freundin aus. Luca geht dann nach der Schule mit zu seinem Freund Mario, der in der Nachbarschaft wohnt. Seine Mutter holt ihn am Nachmittag dort ab.
    An diesem Tag ist viel los im Laden. Deshalb ist Gerlis ziemlich geschafft, als sie mit ihrem Sohn nach Hause kommt.
    Voller Begeisterung will Luca ihr gleich etwas zeigen. »Mami, Mami, schau mal, wir haben heute auch einen Laden gebastelt.« Und Luca beginnt sofort, den Kaufmannsladen in einer Ecke des Wohnzimmers aufzubauen. »Kaufst du etwas bei mir?«
    »Gleich, Luca«, wiegelt Gerlis ab. Sie möchte sich erst mal sammeln und durchatmen.
    Luca dagegen wirbelt quirlig umher, um seinen Laden voller Stolz mit allen Details präsentieren zu können.
    »Kaufst du jetzt was bei mir?«, erkundigt er sich alle paar Minuten bei seiner Mutter – bis diese schließlich genervt feststellt: »Luca, bitte, jetzt lass mich mal für einen Moment in Ruhe. Gleich kommt Papa, dann kann der bei dir was kaufen.«
»Später, Luca!«
    Kurz darauf kommt der Vater, Stefan Wagner, angespannt von der Arbeit nach Hause.
    Kaum betritt er den Flur, eilt Luca erwartungsvoll zu ihm.
    »Papa, kaufst du was bei mir? Ich hab auch ein Sonderangebot!«
    »Schön, Luca, aber jetzt nicht«, wiegelt der Vater ab und begrüßt seine Frau flüchtig: »Und wie war’s heute, Schatz? Was Besonderes?«
    »Nein, eigentlich nicht«, erwidert Gerlis. »Und bei dir?«
    »Ging so«, antwortet Stefan. Dann verschwindet er ins Schlafzimmer, um sich bequeme Klamotten anzuziehen.
    Als der Vater wiederkommt, nimmt Luca einen neuen Anlauf.
    »Papa, spielst du jetzt mit mir?«
    »Später, Luca, frag Mama.« Und Stefan macht den Fernseher an, um die neuesten Nachrichten zu sehen.
    Luca läuft in die Küche, zeigt ihr einen Karton aus seinem Kaufladen.
    »Mama, schau mal, was ich zu verkaufen habe. Willst du was kaufen? Das ist ein Sonderangebot.«
»Keiner hört mir zu!«
    Aber Gerlis Wagner bekommt das Angebot ihres Sohnes nicht mit, weil sie gerade das Abendessen vorbereitet.
    »Och man! Keiner hört mir zu!«, beschwert sich Luca laut, damit ihn seine Mutter hört. Sie reagiert prompt und vertröstet ihn:
    »Später, Luca, beim Abendessen kannst du uns alles erzählen. Versprochen.«
    Luca schmollt und zieht sich zurück.
    Als später alle beim Abendessen sitzen, kommt die Mutter auf ihr Versprechen zurück, doch anders, als Luca es gedacht hatte. Denn sie schlägt vor: »So, Luca, jetzt erzähl Papa mal, wie’s heute in der Schule war.«
    »Ging so«, antwortet Luca.
    »War irgendwas Besonderes?«, erkundigt sich der Vater.
    Luca überlegt.
    »Na, nun erzähl schon«, fordert jetzt auch die Mutter Luca auf.
    »Nein, eigentlich war nichts Besonderes«, antwortet Luca.
    »Na, dann ist es ja gut«, erwidert der Vater und lächelt die Mutter an.
    »Der Käse war heute übrigens im Sonderangebot«, sagt sie.
    »Schön«, erwidert er.
    Und dann essen sie weiter wortlos ihr Abendbrot.
Auch Zuhören will gelernt sein
    Die Kommunikation zwischen Luca und seinen Eltern funktioniert aus mehreren Gründen nicht gut: Die Eltern zeigen kein Interesse an
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