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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt
Autoren: Dale Carnegie
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abzuhalten. Zweitausendfünfhundert Männer und Frauen drängten sich in den riesigen Ballsaal des Hotels «Pennsylvania» in New York. Gegen halb acht war bereits jeder verfügbare Platz besetzt, aber selbst um acht strömten immer noch Leute herein. Bald war auch der große Balkon zum Bersten voll. Schließlich riß man sich sogar um die letzten Stehplätze, und Hunderte von Menschen, müde und erschöpft nach einem arbeitsreichen Tag, standen anderthalb Stunden lang eingekeilt in die Menge... Wozu?
    Weder eine Modeschau noch ein Sechstagerennen und auch nicht ein persönliches Erscheinen von Clark Gable hatte diese Leute hergelockt, sondern einzig und allein ein ganzseitiges Inserat, das sie vor zwei Tagen aus einer Zeitung angestarrt hatte:
    «Lernen Sie überzeugend sprechen. Werden Sie eine Führungskraft»
    Abgedroschenes Zeug! Zugegeben. Aber ob Sie es glauben oder nicht: In der modernsten, anspruchvollsten Stadt der Welt, während der Depression, als zwanzig Prozent der Bevölkerung
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    arbeitslos waren, eilten an besagtem Abend zweieinhalbtausend Menschen auf jenes Inserat hin ins Hotel «Pennsylvania».
    Sie gehörten durchaus zur gehobenen Schicht - leitende Angestellte, selbständige Unternehmer, Fachleute.
    Diese Männer und Frauen waren gekommen, um der
    Eröffnung eines hochmodernen praktischen Kurses über
    «Wirkungsvolles Sprechen und Steigerung des geschäftlichen Einflusses» beizuwohnen. Organisiert hatte diesen Kurs das Dale-Carnegie-Institut für Kunst der Rede und Umgang mit Menschen.
    Was hatte diese Männer und Frauen aus der New Yorker Geschäftswelt hier zusammengeführt?
    Ein unter der Depression entstandenes plötzliches Verlangen nach zusätzlicher Ausbildung? Sicher nicht, denn dieser gleiche Kurs fand in der Stadt New York schon seit fünfundzwanzig Jahren jedes Jahr vor übervollen Sälen statt. Während dieser Zeit waren über 15000 Berufs- und Geschäftsleute durch Dale Carnegies Schule gegangen. Selbst große skeptische und konservative Firmen wie etwa die New Yorker
    Telefongesellschaft ließen in ihren eigenen Räumen für ihre Angestellten und Abteilungsleiter solche Kurse durchführen.
    Die Tatsache, daß diese Menschen zehn oder zwanzig Jahre nach ihrem Abgang von der Schule oder der Universität diese Kurse besuchen, ist ein schlagender Beweis für die alarmierenden Mängel in unserem nationalen Bildungswesen.
    Was wollen Erwachsene eigentlich lernen? Um diese grundsätzliche Frage zu beantworten, haben die Universitäten von Chicago, die Amerikanische Gesellschaft für
    Erwachsenenbildung sowie die Schulen des Christlichen Vereins Junger Menschen während zwei Jahren umfangreiche Ermittlungen angestellt.
    Diese Untersuchungen ergaben, daß sich das Hauptinteresse der erwachsenen Amerikaner auf die Gesundheit konzentriert.
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    Doch schon an zweiter Stelle folgt der Wunsch nach Geschick im Umgang mit Menschen. Man möchte lernen, andere Menschen richtig zu behandeln und sie zu beeinflussen. Es dreht sich nicht darum, in der Öffentlichkeit große Reden zu halten, und man begehrt auch keine hochgestochenen Vorträge über Psychologie zu hören - man will praktische Ratschläge, die man unverzüglich im Geschäft, in Gesellschaft und zu Hause in die Tat umsetzen kann.
    Das wollen die Erwachsenen lernen.
    «Schön», sagten sich die Leute, welche diese Ermittlungen angestellt hatten, «das sollen sie bekommen.»
    Als sie sich aber nach einem entsprechenden Lehrbuch umsahen, entdeckten sie zu ihrem Erstaunen, daß überhaupt noch nie ein Handbuch über dieses Thema geschrieben worden war, das den Menschen geholfen hätte, ihre täglichen Probleme im Umgang mit ihren Mitmenschen zu lösen.
    Das war eine nette Bescherung! Da wurden seit Hunderten von Jahren gelehrte Wälzer verfaßt über Griechisch, Latein und höhere Mathematik - Themen, für die sich der Durchschnitt aller Erwachsenen keinen Pfifferling interessiert. Aber über das einzige Gebiet, an dem ein wirkliches Interesse vorlag, nach dessen Kenntnis und Beherrschung man hungerte - darüber gab es nichts!
    Das erklärte die Anwesenheit der zweitausendfünfhundert wissensdurstigen Erwachsenen, die sich auf ein Zeitungsinserat hin in den Ballsaal des Hotels «Pennsylvania» quetschten. Hier hofften sie endlich zu finden, wonach sie schon lange gesucht hatten.
    Auf den Schulen und Universitäten hatten sie über Büchern gesessen, im festen Glauben, daß Wissen allein ihnen die Tür zu finanziellem und beruflichem
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