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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt
Autoren: Dale Carnegie
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dann sagte ich sie ihm, und die Karte kam zwecks Wiederholung wieder zuhinterst ins Spiel. Ich machte um jede richtige Antwort viel Aufheben, vor allem, wenn er sie vorher falsch gehabt hatte. Abend für Abend übten wir, bis jeweils alle Karten abgelegt waren, und jeden Abend maßen wir die benötigte Zeit mit einer Stoppuhr. Ich versprach ihm, daß wir nicht mehr jeden Abend üben würden, sobald er alle Aufgaben ohne einen einzigen Fehler innerhalb von acht Minuten beantworten könne. Ein solches Ziel schien David unerreichbar. Am ersten Abend brauchte er 52 Minuten, am zweiten 48, dann 45, 44, 41, dann weniger als 40. Wir feierten jede gewonnene Minute, wir umarmten einander und tanzten vor Freude. Am Ende des Monats löste er alle Aufgaben fehlerfrei in weniger als acht Minuten. Jedesmal wenn er sich wieder etwas verbessert hatte, wollte er die Übung wiederholen. Er hatte die erstaunliche Entdeckung gemacht, daß Lernen leicht und lustig sein kann.
    Natürlich wurden auch seine Noten in Algebra plötzlich besser. Es ist verblüffend, wie viel leichter Algebra ist, wenn jemand multiplizieren kann. Er war selbst überrascht, als er in Mathematik die zweitbeste Note heimbrachte. So etwas hatte er
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    noch nie erlebt. Auch in andern Fächern verbesserte er sich unglaublich schnell. Er machte Fortschritte im Lesen und entwickelte seine natürliche Begabung für das Zeichnen. Gegen Ende des Schuljahres erhielt er vom Physiklehrer den Auftrag, ein Modell herzustellen. Er wählte eine höchst raffinierte Konstruktion, um die Hebelwirkung zu demonstrieren. Dazu mußte er nicht nur zeichnen und basteln können, sondern sich auch in angewandter Mathematik auskennen. Sein Modell erhielt an der wissenschaftlichen Ausstellung seiner Schule den ersten Preis.
    Er hatte es geschafft! Dieser Junge, der zweimal nicht versetzt worden war, der einen «Hirnschaden» haben sollte, den die Klassenkameraden ‹Frankenstein› nannten und dem sie sagten, sein Hirn sei durch das Loch in seinem Kopf ausgelaufen.
    Plötzlich entdeckte er, daß er lernen und etwas leisten konnte.
    Wie es weiterging? Vom Ende der achten Klasse an bis zum Schluß des Gymnasiums verpaßte er nie eine Auszeichnung und schaffte sogar eine nationale Ehrung. Nachdem er einmal herausgefunden hatte, daß Lernen leicht ist, änderte sich sein ganzes Leben.»
    Regel 8 Ermutigen Sie den andern! Geben Sie ihm das Gefühl, daß er seine Fehler spielend leicht verbessern kann.
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    9 Wie der andere Ihre Wünsche mit Vergnügen
    erfüllt
    Man schrieb das Jahr 1915. Ganz Amerika war entsetzt: Seit über einem Jahr waren die europäischen Länder dabei, sich gegenseitig auf eine Art und Weise umzubringen, wie man es in der ganzen blutigen Geschichte der Menschheit niemals für möglich gehalten hätte. War ein Friede überhaupt noch denkbar?
    Niemand wußte auf diese Frage eine Antwort. Doch Woodrow Wilson war entschlossen, den Versuch zu wagen und einen persönlichen Vertreter als Vermittler nach Europa zu entsenden, um mit den kriegführenden Mächten zu verhandeln.
    Staatssekretär - und Friedensapostel - William Jennings Bryan hätte diese Aufgabe noch so gerne übernommen. Er sah darin eine Gelegenheit, eine große Tat zu vollbringen und seinen Namen unsterblich zu machen. Wilson beauftragte jedoch einen andern Mann damit, nämlich seinen vertrauten Freund, Oberst Edward M. House, und diesem fiel dann auch die heikle Aufgabe zu, Bryan diese unwillkommene Neuigkeit schonend beizubringen.
    «Bryan war sichtlich enttäuscht, als er vernahm, daß ich als Friedensemissär nach Europa geschickt werde», notierte Oberst House in sein Tagebuch. «Er sagte, daß er fest damit gerechnet hätte, selber hinzugehen...
    Ich erwiderte ihm darauf, der Präsident erachte es für unklug, jemanden in offizieller Mission zu entsenden, und es würde viel z uviel Aufmerksamkeit erregen, wenn er, Bryan, diese Reise unternähme, denn die Öffentlichkeit würde sich sogleich fragen, aus welchem Grund er nach Europa fahre...»
    Merken Sie, worauf House abzielte? Er erklärte Bryan mit andern Worten, daß er zu bedeutend sei für diesen Auftrag, und Bryan war von dieser Erklärung befriedigt.
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    Der geschickte, welterfahrene Oberst House befolgte eine der wichtigsten Regeln irn Umgang mit Menschen. Diese Regel heißt: Es muß dem andern ein Vergnügen sein, unsere Wünsche zu erfüllen.
    Woodrow Wilson pflegte diese Politik sogar dann, als er William Gibbs McAdoo aufforderte,
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