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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte
Autoren: Michaela Grünig
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Sehtest!«, kontere ich. Das ist ja wirklich unter meiner Würde … Auf einmal geht eine Hunderttausend-Watt-Birne über meinem Kopf an.
    »Max«, flüstere ich über den auf einmal einsetzenden Stakkato-Trommelschlag meines Herzens. »Das war nicht
ich
! Das war Linda!«
    Max schaut mich mit großen Augen an. »Aber …«, stammelt er.
    »Kein aber!«, sage ich. »Du hast hinter der Küchenjalousie nur die Umrisse erkennen können, richtig? Aber es war Linda, nicht ich, die Tom geküsst hat! Verstehst du?«
    Schon wieder zieht ein ganzes Register verschiedener Emotionen über Max’ Gesicht, aber diesmal endet es mit einem irrsinnig glücklichen Ausdruck.
    »Dann hast du also nicht nur als Ablenkungsmanöver mit mir geflirtet!?«
    Ich blicke ihn voller Entrüstung an. »Max!«, sage ich vorwurfsvoll. Und dann rutscht mir doch wirklich das raus, was man niemals und ich meine wirklich
niemals
nach einem ersten Date sagen sollte. Aber da war es, und ich konnte es nicht mehr zurückhalten: »Max! Ich … ich hab dich doch lieb!«
    Im nächsten Moment presst er seine wunderbaren Lippen auf meinem Mund.
    Stefan, der uns schon die ganze Zeit über aus halb geschlossenen Augen beobachtet hat, heult auf: »Vicki! Nein!«
    Aber ich kann gerade nicht auf seine Gefühle Rücksicht nehmen, Max ist wichtiger. Er küsst mich, und ich bin so unendlich glücklich, dass ich völlig vergesse, wo ich eigentlich bin!
    Leider streckt genau in diesem Moment die schwarzhaarige Kripobeamtin ihren Kopf zur Tür rein. Als sie uns sieht, setzt sie unserem leidenschaftlichen Kuss mit einem barschen »Auseinander! Aber sofort!« ein völlig unsensibles, vorzeitiges Ende. Sie blickt Max und mich mit so viel glühender Feindseligkeit an, dass es mir ganz angst und bange wird. Aufreizend langsam geht sie einen Schritt auf uns zu.
    »Sag mal Max, was hält eigentlich deine Freundin von der Knutscherei mit dieser … Leenders?«
    Hä, Freundin? Vor lauter Schreck schrumpft mein gerade erst wieder aufgegangenes Herz auf die Größe einer Trockenpflaume. Hat Max etwa eine Freundin?
    »Welche Freundin?«, fragt Max entgeistert. Gott sei Dank!
    »Jetzt tu doch nicht so!«, fährt ihn seine Kollegin an. »Schließlich habe ich deine Melanie doch mehrmals gesehen.«
    Über Max’ Gesicht zieht ein verständnisvolles Lächeln.
    »Nicole«, sagt er. »Meine
Schwester
Melanie hat sich gerade von ihrem Mann getrennt. Da habe ich mich ein bisschen um sie gekümmert. Aber du willst mir doch sicher nicht eine Affäre mit meiner eigenen Schwester andichten, oder?«
    Die überraschte Flappe, die seine Kollegin zieht, ist zum Schreien komisch. So irgendwo zwischen »Vorsicht, versteckte Kamera« und einem »Knallerfrauen«-Gag. Ha, das geschieht ihr recht. Ohne ein Wort der Entschuldigung verzieht sie sich wieder.
    Aber Max darf wenigstens neben mir sitzen bleiben. Unter Stefans missbilligendem, vorwurfsvollem Blick nimmt er eine meiner gefesselten Hände in seine und flüstert mir zärtlich ins Ohr: »Vicki! Das trifft sich aber gut! Ich dich nämlich auch!«
    Ich hätte zerplatzen können vor lauter … Aber in diesem Moment tritt ein extrem vornehm aussehender, grau melierter Herr durch die gleiche Tür wie vorhin Max’ Kollegin. Er trägt Nadelstreifen und hält sich extrem gerade – stockverschluckt gerade –, während er gesetzten Schrittes auf uns zumarschiert.
    Oh nein! Wo ist das nächste Erdloch, in dem ich versinken kann! Ich würde liebend gerne einfach so von der Bildfläche verschwinden – aber natürlich nur, wenn Max mitkommt! Voller Verzweiflung über die Dinge, die jetzt wohl wieder auf mich zukommen, verschließe ich die Augen und sage das Einzige, was mir dazu noch einfällt: »Hallo, Papa!«
    Bevor ich ihn zurückhalten kann, steht Max auf, reicht meinem Vater die Hand und sagt für meinen Geschmack viel zu freundlich: »Hallo, Herr Leenders. Max Benninger.«
    Mein Vater schüttelt herablassend die dargebotene Hand. Mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert er dann Stefans Anwesenheit und will gerade zu seiner Standpauke ansetzen, als ich ihm zuvorkomme und ihm das Wort abschneide.
    »Nein, Papa. Ich will
nicht,
dass du meine Kaution stellst. Ich brauche auch
keinen
Rechtsanwalt von dir, und überhaupt geht’s mir
gut
. Eigentlich geradezu fantastisch gut! Und du kannst jetzt auch ganz schnell wieder
ohne
schlechtes Gewissen gehen, okay!?«
    Ich habe extra langsam gesprochen, damit es auch wirklich keine Missverständnisse gibt.
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