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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen
Autoren: Sophie Oliver
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Männer sahen auf.
    „ Es tut mir leid, dass ich beim Essen störe. Mein Name ist Anne Marsden von Janus PR. Der Herr am Eingang sagte, dass ich Mr. Harper an diesem Tisch finden würde. Wir sind für halb zwei verabredet, aber lassen sie sich ruhig Zeit, ich werde an der Bar auf sie warten.“

***
    Anne hatte die vergangenen Jahre nicht im Luxus verbracht.
    Nach einer hässlichen Abschiedsszene von Poffy – er hatte geschworen, ihr das Leben zur Hölle zu machen, sollte sie ihm nicht weiterhin zu Willen sein, sich dann aber darauf besonnen, dass sie ihm nun ohnehin zu alt und nichts weiter als eine billige Schlampe wäre – war sie nach dem Schulabschluss an einem regnerischen Sonntagmorgen mit dem Zug nach London gefahren.
    In der Anonymität der Millionenstadt hoffte sie, für Poffy unauffindbar zu werden. Zudem schien London ihr alles zu bieten was sie brauchte, um es alleine zu schaffen.
    Denn das war ihr Ziel – unabhängig zu sein.
    Natürlich verfügte sie nicht über genügend Geld, um sich sofort an einer der Universitäten einzuschreiben, aber sie hatte einen Plan.
    Zwei Jahre lang arbeitete sie beinahe Tag und Nacht in den verschiedensten Jobs. Sie war Rezeptionistin in einer Schönheitsklinik, wusch Leichen für ein Bestattungsinstitut und spielte Klavier in Hotelbars.
    Ihr neues Heim war ein winziges Zimmer in einem nostalgischen, aber heruntergekommenen Haus in Fulham, direkt unter dem Dach.
    Im Winter war es dort eisig kalt, im Sommer heiß und stickig, aber es war ihr eigenes kleines Reich.
    Das Bett nahm gut die Hälfte des Raumes ein, obwohl es unter der Schräge stand. An der gegenüberliegenden Wand, ebenfalls in der Dachschräge, war ein Kleiderschrank eingebaut und neben der Tür hatte sie einen kleinen Kühlschrank und eine Kochplatte aufgestellt, um die Gemeinschaftsküche unten im Erdgeschoß zu vermeiden.
    Das Bad teilte sie sich mit zwei Neuseeländerinnen und einer Japanerin, die die restlichen Räume des Dachgeschosses bewohnten.
    Von ihrem allerersten Gehalt gönnte sie sich ein Digitalpiano, das gerade so unter dem Fenster Platz fand. Hier saß sie Abend für Abend mit einem großen Kopfhörer und spielte Musik, die nur sie alleine hören konnte. Das entschädigte sie für die Entbehrungen des Alltags und machte sie glücklich.
    Oft dachte sie an Tante Martha, aber nie an ihre Mutter.
    Durch ihre zahlreichen Jobs bekam Anne Einblick in viele Bereiche und lernte die unterschiedlichsten Menschen kennen, so dass es ihr letztendlich nicht schwer fiel, sich für eine Studienrichtung zu entscheiden.
    Aber selbst während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften arbeitete sie weiter wie besessen.
    Wenn ihre Kommilitonen feiern gingen, machte Anne die Öffentlichkeitsarbeit für die Clubs und Bars in denen die anderen sich amüsierten. Verbrachten die Studenten die Semesterferien am Meer, nutzte Anne ihre Beziehungen, um Kontakte zu Firmen in London zu sammeln.
    Mit ihrem Abschluss in der Tasche hatte sie bereits einen hochwertigen Kundenstamm, den sie mit ihrer neu gegründeten PR Agentur betreute.
    Nach ein paar weiteren Jahren harter Arbeit konnte sie nicht nur ein kleines, aber feines Büro in Chelsea mieten, sondern auch noch die Anzahlung für eine eigene Wohnung nicht weit weg davon leisten.
    Die Jahre der Entbehrungen und des Sparens hatten sich gelohnt. Anne Catherine Marsden stand auf eigenen Füßen.
    Als sie an jenem Sommertag das Bernardo`s betrat, war sie gut vorbereitet. Sie hatte ihren potentiellen Auftraggeber gegoogelt und wusste, dass Harper Mining ein mächtiges Familienunternehmen aus Australien war. Obwohl keine aktuellen Fotos von Marc Harper zu finden gewesen waren, war sie sicher, dass er auf keinen Fall der sommersprossige Mann mit der Stupsnase oder der auffällig gutaussehende Mann mit den durchdringenden blauen Augen war.
    Tatsächlich erhob sich der dritte im Bunde. „Entschuldigen sie bitte, ich bin Marc Harper“, er hielt ihr die Hand hin. „Ist es schon so spät? Anscheinend habe ich die Zeit vergessen.“
    „Das ist doch kein Problem. Essen sie ruhig in Ruhe zu Ende, ich kann wirklich warten.“
    Sein Händedruck war kräftig. „Nein, nein. Ich bin schon fertig. Lassen sie uns dort hinüber gehen“, er wies auf einen etwas abseits stehenden Tisch am Rande des Holzdecks, „Dann können wir in Ruhe sprechen. Ich hatte extra um einen ungestörten Platz gebeten. Ihr entschuldigt mich bitte, wir sehen uns ja später noch“ Er nickte seinen
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