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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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liebe sie. Tu mir einen Gefallen: Wenn du hörst, dass irgendjemand eine Bemerkung macht über …«
    »Darum brauchst du mich auch nicht zu bitten, Jake«, sagte Micah. »Wenn irgendein Hurensohn irgendetwas über sie sagt, dann werde ich seine Meinung zurechtrücken, und wenn ich ihm die Zunge herausschneiden muss!«
    Jake legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter. »Danke. Weißt du, es sieht so aus, als sei meine Zukunft hier gesichert. Banner und ich werden Plum Creek und River Bend nicht verlassen. Das heißt, für die fünfundsechzig Hektar dort unten in dem Hügelland, die Anabeths Mann für mich bearbeitet, habe ich keine Verwendung. Warum sollte ich das Land nicht dir übereignen?«
    Micah riss vor Staunen den Mund auf. »Ist das dein Ernst, Jake?«
    »Natürlich ist das mein Ernst. Du hast mehr Zeit dort verbracht als ich. Ich brauche dich hier noch für eine Weile, aber wenn du so weit bist, auf eigenen Füßen zu stehen, lass es mich wissen, und ich erledige dann die rechtlichen Formalitäten.«
    »Allmächtiger! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag Gute Nacht. Es ist schon spät, und wir haben eine Menge Arbeit aufzuholen. Morgen geht’s früh los.«
    »Danke, Jake.« Micah streckte ihm die Hand entgegen, und Jake schüttelte sie feierlich. Dann ließ Micah seinen Zigarrenstummel zu Boden fallen und trat ihn aus. »Nacht.« Er machte sich auf den Weg zur Unterkunft und ließ seinen Bruder in der sanften Stille der Nacht zurück.
    Zusammengekauert saß Banner auf dem Fenstersitz ihres Zimmers im oberen Stock und beobachtete ihren Mann.
    Wie oft hatte sie als Kind hier gesessen, über die Sterne, den Mond und ihre Zukunft nachgedacht und sich gefragt, was sie wohl für sie bereithielt? Wie oft hatte sie an Jake Langston gedacht? Sie hatte sich gefragt, wo er war, was er tat und wann sie ihn wohl wiedersehen würde.
    Aber nie hatte sie sich in irgendeinem ihrer Tagträume vorgestellt, Jake zu heiraten. Ihn zu lieben. Ein Kind von ihm zu erwarten.
    Sie legte ihre Hand auf ihren Unterleib. Ein Teil von ihm wuchs in ihr heran. Dieses Wunder erfüllte sie noch immer mit Staunen und Demut. Jeden Tag wurde ihr Körper von dem neuen Leben rundlicher. Offensichtlich hatte die Operation das Baby nicht in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Intuition einer Mutter wusste sie, dass ihr Kind robust und gesund sein würde – das schönste Baby der Welt.
    Würde es dunkle Haare haben wie sie und Papa? Oder würde es hell und blondhaarig werden wie die Langstons, wie Jake? Sie stellte sich einen flachsköpfigen Jungen mit strahlend blauen Augen vor, der im Hof herumtollte, hinter Jake hersprang und versuchte, mit seinen kleinen Patschfüßen die breiten Fußabdrücke seines Daddys zu treffen. Bei diesem Gedanken schlang Banner ihre Arme um sich. Ihr Baby würde wunderbar werden. Sie konnte es kaum erwarten, es an sich zu drücken, seinen süßen Duft zu riechen, es zu stillen und zu lieben.
    Aber als sie wieder hinausschaute, wurde ihr Glück erstickt, genau wie die Zigarre, die einen feurigen Bogen in der Dunkelheit beschrieb, als Jake sie fortwarf. Was tat er dort draußen? War er lieber alleine dort unten als in ihrer Gesellschaft?
    Es war seltsam, dass Jake jetzt neben ihr in dem Bett schlief, das zuvor allein ihr Bett gewesen war. Niemand schien es eigenartig zu finden, dass sie Banners Zimmer jetzt gemeinsam benutzten. Niemand außer ihnen beiden. Sie sprachen kaum miteinander, wenn sie in diesem Zimmer waren.
    Oft war Banner bereits im Bett, wenn er seine ruhigen Diskussionen mit Lydia im Büro beendete und die Treppe hinaufstieg. Er behandelte sie mit Rücksicht. Sie war ihrerseits höflich. Aber zwischen ihnen kam es nicht zu Intimitäten. Sie schliefen mit einander zugewandten Rücken. Sie hüteten sich so argwöhnisch davor, einander auch nur zufällig zu berühren, als seien sie Fremde.
    In einer Nacht hatte er sich ihr zugewandt. Zärtlich sprach er ihren Namen. Sie hatte so getan, als schliefe sie. Sie spürte, wie seine Hand über ihr Haar strich, spürte, wie er ihre Schulter leicht berührte, spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals. Sie sehnte sich danach, sich zu ihm umzudrehen. Ihr Körper verzehrte sich nach seiner Berührung.
    Aber sie konnte nicht vergessen, dass er jede Minute mit Lydia verbracht hatte, sie konnte nicht vergessen, wie er Lydia am Morgen nach Ross’ Tod in den Armen gehalten und liebevolle Worte in ihr Haar geflüstert hatte.
    Oh, es war nichts Unschickliches
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