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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Lydia verabschiedet. Banner wollte sie in ihrer gewohnten Umgebung im Gedächtnis behalten.
    Als sie durch das Tor fuhren, wandte Lydia sich noch einmal um. Banner sah, wie sie zögernd ihre Finger küsste und dann dem frischen Grab auf dem Hügel eine Kusshand zuwarf.
    Banner wurde klar, wie schwer es für ihre Mutter sein musste, die Umgebung, die sie mit ihrem Mann verband, zu verlassen. Aber wie viel schwerer war es für sie zu bleiben.
    »Was tust du da draußen im Dunkeln, Jake?«
    Micah trat auf seinen Bruder zu, der am Zaun stand, stellte einen Stiefel auf die unterste Zaunlatte und legte seine Unterarme auf die oberste Latte, genau wie Jake es tat.
    »Nachdenken. Möchtest du was rauchen?«
    »Danke.« Micah nahm die Zigarre, die Jake ihm anbot, und zündete sie mit einem Streichholz an. »Jetzt sind sie also weg«, sagte er, paffte Rauch und machte das Streichholz aus. Jake nickte nur. »Lee und ich haben uns wie die Narren aufgeführt. Hatten Tränen in den Augen.«
    Jake lächelte ihn an, seine Zähne blitzten weiß in dem dunklen Gesicht. »An ein paar Tränen ist doch nichts Verkehrtes. Besonders wenn es um einen Freund geht«, fügte Jake ruhig hinzu und starrte wieder auf die Weide. Die Spitze seiner Zigarre glühte rot auf, als er daran zog.
    »Es tut mir schrecklich leid wegen Ross, Jake. Deinetwegen, meine ich. Ich weiß, dass er dein bester Freund war.«
    »Ja, das war er. Teuflische Art für einen Mann zu sterben, indem man ihn auf seinem eigenen Hof niederschießt.« Niedergeschlagen ließ er den Kopf nach unten hängen, als hätte man ihn aufgeknüpft. »Wenigstens habe ich den Hurensohn erwischt, der ihn auf dem Gewissen hat.«
    »Was hat der Sheriff gesagt?«
    An jenem Nachmittag waren alle so besorgt um Ross gewesen, dass sich niemand um Grady Sheldon kümmerte.
    »Er sagte, es sei ein klarer Fall von Notwehr. Gradys Finger umklammerten immer noch den Abzug des Gewehrs. Der Sheriff meinte, ich hätte keine andere Wahl gehabt, als ihn zu erschießen.« Jake lachte freudlos. »Er sagte sogar, ich hätte ihm einen Gefallen getan. Die Erklärung, die Sheldon ihm für den Brand gegeben hatte, in dem seine Familie umkam, hatte ihn nie zufriedengestellt.«
    »Ich nehme an, du hast das über Priscilla Watkins gelesen?«
    »Ja. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, dass sie in irgendeiner Verbindung zu dem Mord an Ross stand.«
    »In dem Fall haben es beide verdient zu sterben.«
    »So sehe ich das auch.«
    Eine Weile rauchten sie schweigend. Als Jake sich schließlich umdrehte, hakte er seinen Ellenbogen um die oberste Zaunlatte. »Lydia und ich haben Tage im Büro damit zugebracht, die Bücher durchzusehen. Sie wollte, dass ich alles weiß, was es über River Bend zu wissen gibt, seit sie und Ross hierhergezogen sind. Sie hat mich zum Vormann von River Bend und Plum Creek ernannt.«
    »Was zum Teufel ist Plum Creek?«
    Jake lächelte mit der Zigarre im Mund. »Das ist Banners Ranch, und du tust gut daran, nichts Beleidigendes über den Namen zu sagen. Auf jeden Fall habe ich alle Hände voll zu tun, beide Ranchs zu bewirtschaften, bis Lee wiederkommt und entscheidet, was er tun will. Wirst du mir helfen?«
    »Klar, Jake. Darum brauchst du mich doch nicht zu bitten. Ich schätze, ich werde Lee verdammt vermissen. Da kann ich Ablenkung brauchen.«
    »Lydia möchte, dass Ma ins Haus zieht, bis sie zurückkehrt. Du brichst dir keinen Zacken aus der Krone, wenn du ein oder zwei Abende die Woche mit ihr verbringst statt in der Unterkunft.« Micah nickte. »Banner und ich fahren morgen nach Hause. Die Männer haben ein Auge auf alles gehabt, aber ich bin heute hingeritten, um das Haus für unsere Ankunft zu lüften.«
    Micah trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich, ähm, also was ich sagen wollte …«
    »Spuck’s aus.«
    »Ich war überrascht, dass ihr beide geheiratet habt«, platzte Micah heraus.
    »Also, ich war selbst ein wenig überrascht«, sagte Jake mit einem schiefen Lächeln.
    »Wie lange … ich meine, wann … wann hat es angefangen?«
    Jake zuckte die Achseln. »Schon eine Weile her.« Er betrachtete das Gesicht seines Bruders eingehend im Mondlicht und fühlte sich lebhaft an sich selbst in jenem Alter erinnert. Micah konnte genauso jetzt wie später den bitteren Geschmack des wahren Lebens kosten. »Sie ist schwanger, Micah.« Er sah, dass sein Bruder schluckte, aber nichts sagte. »Das Baby ist von mir, aber das ist nicht der Grund, warum ich sie geheiratet habe. Ich
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