Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch
Autoren: D Webb
Vom Netzwerk:
trotzdem hatte sie ausschließlich in seine Augen geblickt. Apropos Disziplin: verklemmt und eine Kontrollfanatikerin.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, straffte sie die Schultern und holte ungeduldig Luft. Dadurch zeichnete sich die leichte Wölbung unter ihrer Kostümjacke ab. Auf der linken Körperhälfte, unmittelbar oberhalb der Taille.
    Oh, oh. Die Dame war ein Cop.
    Was war gestern Abend noch passiert, woran er sich nicht mehr erinnerte?
    »Ich bin Special Agent Vivian Grace. Ich muss Sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Darf ich eintreten?«
    Ein F BI -Cop. Ehe ihm eine tiefgründige Antwort einfiel, die seine Haltung hinsichtlich des FBI deutlich machen konnte, rief hinter ihm eine sexy Frauenstimme: »Wer ist denn an der Tür, Baby?«
    Die Rothaarige, die in seinem Bett lag, bekleidet mit schlampenengen Jeans und einer tief ausgeschnittenen Bluse, erschien neben ihm. Sie lächelte der Agentin zu, deren Missbilligung ihr in die hübschen, verkniffenen Gesichtszüge geschrieben stand.
    »Ich kann ja in einer halben Stunde wiederkommen«, sagte Agent Grace knapp.
    »Lass nur, Schätzchen.« Die Rothaarige beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf sein stoppeliges Kinn.
»Ich muss sowieso los.« Sie strich ihm mit ihren manikürten Fingern über die nackte Brust und ging rückwärts aus der Tür, weshalb die Agentin zur Seite treten musste. »Ruf mich an, Baby.«
    Er sah ihr hinterher, während sie, Handtasche und Riemchensandalen von den Händen baumelnd, zu dem gelben Mustang stolzierte, der neben seinem alten Land Rover parkte. Ihr aufreizender Hüftschwung half seinem Gedächtnis auf die Sprünge – darum also hatte er sie gestern Abend aus der Menge ausgewählt.
    Bonnie? Betty? Er hatte keine Ahnung.
    Er löste sich vom Türrahmen. »Ich muss eine rauchen.« Er ließ Grace an der Tür stehen und ging rein, um seine Zigaretten zu suchen. Überlegte kurz, ob er Quantico anrufen und fragen sollte, was sie sich eigentlich dabei gedacht hatten, ihm irgend so einen kleinen Agenten-Lehrling zu schicken, damit die ihn drangsalierte.
    Vivian Grace war Anfang zwanzig, höchstens fünfundzwanzig. Hatte wahrscheinlich noch nicht einmal ihre Probezeit beendet. Er betätigte das Feuerzeug, inhalierte, hielt den Rauch tief in der Lunge und grübelte darüber nach, was sie gesagt hatte. Was zum Teufel wollte das FBI mit ihm besprechen? War einer seiner alten Fälle wieder aktiv geworden? Unwahrscheinlich. Jeder verdammte Fall, in dem er ermittelt hatte, war abgeschlossen, und der oder die Täter waren entweder hinter Gittern oder tot und das Opfer gerettet.
    Bis auf einen .
    Er verwarf den Gedanken und entschied, dass es nur eine Möglichkeit gab, den Grund ihres Kommens herauszufinden. Er ging dorthin zurück, wo er sie hatte stehen lassen. Sie hatte sich nicht gerührt. Die tapfere kleine
Agentin tat ihre Pflicht, bereit und gerüstet für den Kampf.
    Wenn das hier kompliziert wurde, musste er sich auch ein wenig wappnen. »Wir beide werden erst dann etwas von einem Gespräch haben, wenn ich einen Kaffee getrunken habe.«
    Sie hatte keine Einwände, also ging er in die Küche. Wenn sie ihre Botschaft weiterhin loswerden wollte, würde sie ihm folgen. Die Tür schloss sich; ihre Hacken klickten auf dem Fußboden.
    Hartnäckig, das gefiel ihm bei einer Frau.
    Er gab Kaffeemehl in den Filter, tat Wasser in die Kanne und schaltete die Maschine an. Langsam erfüllte der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee die Luft. Nach einem letzten Zug warf er die Zigarette in einen Aschenbecher und widmete sich wieder seiner ungebetenen Besucherin, die ihm gegenüberstand. »Was wollen Sie?«
    »Ein sechsjähriges Mädchen wird vermisst, und …«
    »Willkommen in der realen Welt, Agent Grace«, schnitt er ihr das Wort ab, während ihn eine jähe Wut durchfuhr. Verflucht nochmal, was wollte ihm das FBI da unterschieben? »Kinder werden jede Stunde, an jedem Tag vermisst. Ihr geschätzter Arbeitgeber unterhält eine ganze Abteilung, die sich darum kümmert. Ich wüsste nicht, was Sie von mir wollen – es sei denn, Sie haben Grund zu der Annahme, dass ich etwas mit dem Verschwinden zu tun habe.«
    Die Mistkerle hatten ihn rausgeschmissen und dann den Nerv, bei ihm vorzufühlen, weil ihre Elite-Abteilung mit einem Fall nicht weiterkam? Drei beschissene Jahre später? Und er sollte ihnen aus der Klemme helfen? Ganz. Bestimmt. Nicht.

    Er schuldete den Leuten vom FBI nichts, gar nichts.
    Seine Besucherin war sichtlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher