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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch
Autoren: D Webb
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legen konnte. » Sie können mir gar nichts garantieren.«
    Sie kämpfte gegen die Beklommenheit an, die ihre Fassung bedrohte. Aber sie hatte keine Lust mehr, um den heißen Brei herumzureden. »Wir vergeuden Zeit. Entweder Sie machen mit oder nicht. Wenn Sie dem kleinen Mädchen helfen wollen, dann würde ich vorschlagen, dass Sie sich anziehen, damit wir anfangen können. Andernfalls«, fügte sie hinzu, wobei ihr Temperament ihren Verstand kurz außer Kraft setzte, »gehen Sie mir bitte aus dem Weg. Ich habe keine Zeit für Ihre Macho-Manieren, die Sie offenbar für charmant halten.«
    Er rührte sich nicht. Sie hatte plötzlich die Befürchtung, dass sie zu weit gegangen war, dass sie mit diesem Mann nicht klarkommen könnte, aber sie wehrte diesen Gedanken ab. Auf keinen Fall sollte er ihr anmerken, wie mühelos er sie in Aufregung versetzen konnte. Wenn sie ihm den kleinen Finger gäbe, würde er die ganze Hand nehmen, und das konnte sie sich nicht erlauben. Er mochte ja mehr Erfahrung haben als sie, aber sie besaß die Dienstmarke. Und die Waffe.

    Er sah ihr überheblich auf den Mund. »Ich muss schon sagen, Grace, Sie haben tolle Lippen.«
    Jetzt reichte es. Sie legte die rechte Hand auf seine Brust und zog mit der linken den Jackenaufschlag beiseite, wodurch ihre Waffe deutlich sichtbar wurde. »Treten Sie zurück.«
    »Nun seien Sie doch nicht so empfindlich.« Er ließ die Arme sinken, und seine selbstgefällige Belustigung verschwand. »Was für ein Transportmittel können Sie denn anbieten?«
    Diese Frage erwischte sie auf dem falschen Fuß. Sie ermahnte sich vergeblich, ruhig zu bleiben. Deshalb begnügte sie sich damit, insgeheim wütend zu sein. »Ein Privatflugzeug. Es wartet auf dem Flugplatz in Marathon.«
    Überrascht hob er die Brauen. »Das nenne ich stilvoll reisen.«
    »Mr. Byrne hat darauf bestanden, in Anbetracht der knappen Zeit. Der Learjet gehört ihm, nicht dem Bureau.«
    McBride schaute sie an, stellte ihre Geduld auf die Probe. Dann sagte er: »Ich muss erst noch duschen.«
    Und damit ließ er sie stehen.
    Fast hätte sie zugegeben, wie ungeheuer erleichtert sie war. Zu ihrem eigenen Schutz bewahrte sie sich aber etwas von ihrer Wut. »Aber machen Sie schnell. Unsere Zeit ist begrenzt.«
    Mit einem Nicken nahm er ihre Anweisung zur Kenntnis.
    Am liebsten hätte sie sich selbst einen Tritt versetzt dafür, dass sie ihm hinterherschaute. Dass sie bewunderte, wie eng die Jeans an seinen schlanken Hüften lag. Dass er sie auf dieses Niveau herabzog, war nicht nur
ärgerlich, sondern auch beunruhigend. Niemand hatte jemals auf diese Weise auf sie gewirkt.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, zögerte er und drehte sich noch einmal um. »Nur dass Ihnen das klar ist, Grace: Ich tue es für das Mädchen. Nicht für Sie. Und ganz bestimmt nicht für das Bureau.«
    Damit maschierte er davon, und Vivian blieb mit Gefühlen zurück, die sie auch nicht ansatzweise benennen konnte, aber manchmal war es besser, nicht genau Bescheid zu wissen.
    Es würde nicht leicht werden, Special Agent Ryan McBride im Griff zu behalten. Er war viel mehr als nur unberechenbar:
    Er war gefährlich.

3
    17.00 Uhr
1000 Eighteenth Street
Birmingham, Alabama
Noch 18 Stunden …
     
    Drei Stockwerke. Kugelsichere, schallgedämpfte getönte Fensterscheiben. Ohne Zweifel die neuesten Sicherheitsstandards. Metalldetektoren, Röntgenapparate, vielleicht sogar Gesichts- und Iris-Scans. Die Zutrittskontrolle zum Gebäude war strenger als die strengsten Sicherheitsvorkehrungen eines internationalen Flughafens. Es war sogar verboten, ohne Erlaubnis auf den verdammten Parkplatz zu fahren.

    Willkommen beim FBI von heute.
    McBride bewegte den Kopf langsam von links nach rechts. Was wollte er hier eigentlich?
    Vorübergehende Geisteskrankheit.
    Kein Tequila mehr für ihn. Besser, er hielt sich an den Teufel, den er kannte.
    Während der silbermetallicfarbene Explorer von Agent Grace vor dem Tor hielt, warf er einen flüchtigen Blick auf das Gebäude. Das gesamte Gelände einschließlich der Wachstation war von einem Metallzaun umschlossen. Obwohl in der Innenstadt gelegen, befand es sich irgendwie isoliert, was den Eindruck vermittelte, dass es sich um ein kleines, aber feines Gefängnis handelte. Wahrscheinlich fanden das auch hin und wieder ein paar der Agenten dort drinnen, ob sie es zugaben oder nicht.
    Hier also arbeitete Vivian Grace. Während seiner zehn Jahre in Quantico war er nie in die Verlegenheit gekommen, eine der
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