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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch
Autoren: D Webb
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konzentrierte, sah er noch immer das Gesicht jedes einzelnen Kindes vor sich, das im ersten Jahr nach seinem Rauswurf als vermisst gemeldet worden war. Danach hatte er aufgehört, sich die Nachrichten anzusehen oder anzuhören. Und nachdem er erlebt hatte, wie viel Whisky nötig war, um sich allem zu entziehen, war ihm alles egal geworden.
    Trotzdem: Jetzt war er hier. Definitiv ein Fall von vorübergehendem Irrsinn . Ein Trip in den Abgrund, den er sicherlich bereuen würde.
    Ich bin hier wegen des kleinen Mädchens, erinnerte er die zynische innere Stimme. Noch ein letzter Zug an der Zigarette, dann schnippte er die brennende Spitze weg und steckte den Zigarettenstummel in die Hosentasche. »Bevor wir reingehen, brauche ich etwas von Ihnen, Grace.«
    Obwohl im Flugzeug genügend Zeit dazu vorhanden gewesen war, hatten sie nicht über das Vorgehen in diesem Fall gesprochen. Er hatte Platz genommen und sofort die Augen geschlossen, um etwas wirklich nötigen Schlaf zu bekommen. Bei seinem Aufwachen hatte
Grace geschlafen. Wahrscheinlich zum ersten Mal seit über vierundzwanzig Stunden. Er kannte sich aus mit so etwas.
    »Worum geht’s?« Der grimmige Zug um ihren herrlichen Mund ermahnte ihn, dass sie ihm äußerstes Misstrauen entgegenbrachte.
    »Was immer geschieht – ganz gleich, was Ihr LSA sagt oder was Sie denen von uns erzählen, Sie unterstützen mich. Wenn ich nicht wenigstens auf Ihre Kooperation zählen kann, bin ich hier raus. Verstehen wir uns richtig?«
    Das leichte Flackern in ihren großen braunen Augen verriet ihm, dass er einen Nerv getroffen hatte. Sich gegen ihren LSA zu verhalten würde nicht gut aussehen in ihrer Leistungsbeurteilung, aber er hatte keine Lust, in diesem Punkt nachzugeben. Hier kämpfte jeder gegen jeden, und er würde nicht dort hineingehen ohne zumindest einen Verbündeten.
    »Abgemacht«, räumte sie ein, »aber nur, solange die Befreiung von Alyssa dadurch nicht gefährdet ist.«
    Das war eine Bedingung, mit der er leben konnte. Er gönnte sich einen letzten, langen Blick auf seine neue Partnerin. »Gut«, sagte er, während die Wut, ausgelöst durch sein unverhülltes Glotzen, in ihren Augen funkelte. »Packen wir’s an.«
    Sie ging ihm voran und betrat die Eingangshalle.
    In den Marmorfußboden eingelassen war das FBI -Enblem – wie in allen Büros des FBI. Das Emblem, das einmal so großen Stolz in ihm erzeugt hatte. Als er es jetzt sah, fühlte er nur noch Feindseligkeit.
    »Guten Tag, Agent Grace.« Der Security-Mitarbeiter, laut Namensschild Charles Williams, stellte zwei Plastikbehälter
auf den Tresen. »Sie kennen ja die Routine.« Das freundliche Lächeln des Mannes verblasste ein wenig, als er sich an McBride wandte. »Sie müssen sich ausweisen, Sir, damit ich Sie in das Besucherverzeichnis eintragen kann. Bitte leeren Sie die Taschen, bevor Sie durch den Scanner gehen.«
    McBride zog seinen Führerschein hervor und reichte ihn dem Security-Mitarbeiter. Er leerte seine Taschen, legte seine Brieftasche, einige Münzen, sein Feuerzeug und eine ungeöffnete Kondompackung in eine der Plastikschalen.
    Grace warf ihm einen kurzen Blick zu. »Allzeit bereit, wie ich sehe.«
    »Wie ein Pfadfinder.« Vielleicht hatte er keine Selbstachtung mehr, aber wenn es das Leben anderer betraf, ging er keine Risiken ein.
    Er folgte Grace durch den Körper-Scanner, nahm dann seine Habseligkeiten wieder an sich, dazu erhielt er ein Besucherschildchen mit seinem Namen darauf. Sobald Grace ihre Handtasche und ihre Waffe wieder an sich genommen hatte, dankte sie Williams und ging auf die Aufzüge zu. Wenn sie die Handtasche fallen lassen und der Inhalt sich über den Boden ergießen würde: Was würde er über die Frau hinter der Dienstmarke erfahren? Benutzte sie einen Filofax oder einen digitalen Organizer? Lutschte sie gern ein Pfefferminzbonbon, oder kaute sie Kaugummi? Welchen Lipgloss mit Geschmack trug sie auf ihre sexy Lippen auf?
    Antwort auf diese Fragen war ungefähr so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn.
    Die Flügeltüren des Aufzugs öffneten sich; Grace trat ein und drückte den Knopf für den dritten Stock. Während
der Fahrt blieb sie möglichst nahe am Bedienungsfeld stehen. Sie hielt Distanz. Hatte sie Angst vor ihm? Oder vor sich selbst, wenn sie mit ihm zusammen war ? Interessanter Gedanke.
    McBride lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und nutzte die Gelegenheit, ihren Hintern zu betrachten. Sie musste nicht wissen, dass dessen Attraktivität ihn von seinen
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