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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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hatte«, begann er ernsthaft. »Damals machte mir das Ausmaß an Macht, die du über mich hattest, angst, denn ich liebte dich mehr als meinen Stolz, meine Ehre.«
    Er zupfte ein paar Grashalme aus und rieb sie abwesend zwischen Daumen und Zeigefinger. »Nachdem ich dich verloren hatte, gab es nichts mehr außer Stolz und Ehre, und ich geriet in alle ihre Fallen. Wenn ich den Mann betrachte, der ich geworden bin, muß ich feststellen, daß ich ihn nicht besonders mag. Wenn ich höflich war, dann nur, weil es unter meiner Würde war, mich grob zu benehmen. Wenn ich mich gelegentlich arrogant benahm, dann, weil der Titel des Dukes einem Leben, das zutiefst bedeutungslos war, Form und Struktur verlieh.« Er drehte den Kopf und sah sie an. »Du bist es, die meinem Leben Bedeutung gibt, Margot.«
    Dadurch, daß er soviel von sich selbst preisgab, machte er Margot paradoxerweise nur noch verletzlicher. Sie spürte, wie ihre Furcht wuchs, und wandte den Blick ab, damit er ihre Feigheit nicht darin sehen konnte. »Ich will nicht die Verantwortung für den Sinn deines Lebens tragen.«
    »Du hast keine Wahl.« Er wand die Grashalme wie einen Ring um seinen Finger. »Es ist so, ob wir nun heiraten oder uns niemals wieder sehen.«
    Mit jedem Satz untergrub er mehr von ihrem Widerstand. Der Schrecken der Gascogne verschmolz mit der Angst, die sie empfand, seit er ihr den Antrag gemacht hatte, und wuchs zu einem Strom aus Panik an. Sie konnte ihre Gefühle nicht länger vor ihm verbergen und schrie verzweifelt auf. »Ich habe nicht den Mut zu einem zweiten Versuch, Rafe! Der Gedanke an das Risiko versetzt mich in Angst und Schrecken! Varennes Drohung, mir das Hirn wegzupusten, war dagegen lächerlich!«
    Die Grashalme zerrissen in seinen Fingern, und er schwieg eine lange Weile. Dann sagte er: »Mein Leben war im Vergleich zu deinem leicht, aber ich weiß auch ein wenig über Ängste - mein Leben in den letzten zwölf Jahren ist dadurch geformt worden. Weil ich nicht noch einmal den Schmerz riskieren wollte, den ich empfand, als ich dich verloren hatte, verhielt ich mich distanziert, erlaubte mir niemals, einer Frau nahezukommen, die ich vielleicht hätte lieben können.«
    »Dann mußt du doch verstehen, wie ich mich fühle. Gib auf, Rafe, bitte!« Ihr Atem ging nun rauh und hastig, und sie wußte, sie hätte sich weigern sollen, noch einem einzigen Wort zu lauschen. Und doch war sie einfach nicht in der Lage, aufzustehen und zu gehen.
    »Nicht, bevor ich überzeugt bin, daß es ein hoffnungsloses Unterfangen ist«, erwiderte er mit einer Stimme, die Unnachgiebigkeit verriet. »Zuzugeben, dich zu lieben, macht mir schreckliche Angst, aber ich muß es tun, denn selbst der Schmerz ist besser als die Leere, die mir in den letzten Jahren so vertraut geworden ist.«
    Er blickte sie wieder mit eindringlichem Blick an.
    »Nach dem Aufruhr auf dem Place du Carousel hast du gesagt, Leidenschaft ist das einzige, was stärker ist als Angst. Aber du irrst dich.« Sehr behutsam strich er ihr eine Haarsträhne von der Wange. »Nicht Leidenschaft ist stärker als Angst, sondern Liebe. Ich liebe dich, und ich glaube, du mußt mich auch wenigstens ein bißchen lieben, sonst hättest du niemals mit mir geschlafen. Diese Liebe existiert - gib ihr eine Chance, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.«
    Sie sehnte sich nach dem, was er ihr bot, wie ein Verdurstender sich nach Wasser sehnt. Doch sie konnte es nicht annehmen. Seit dem Zeitpunkt, an dem Rafe nach Paris gekommen war, wurde sie mit einem brutalen Schock nach dem anderen konfrontiert, und die Mauern, die sie so sorgfältig um sich herum errichtet hätte, um überleben zu können, bröckelten immer schneller ab. Der Sturm der Ängste in ihrem Inneren verstärkte sich zu einem Hurrikan, der sie vollkommen zu vernichten drohte.
    Sie kannte nur eine einzige Form von Trost, der sie vertraute.
    Sie rückte auf dem steinernen Rand des Springbrunnens näher an Rafe heran, schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn mit verzweifeltem Hunger. Augenblicklich war es mit seiner Ruhe vorbei, und er riß sie hart an sich. Die heftige Umarmung, die folgte, besänf-tigte ihre Furcht ein wenig, drängte sie in den betäubenden Wahnsinn der Begierde zurück.
    Er öffnete ihr Kleid im Rücken und zerrte den Stoff über ihre Schultern. Doch statt sie erneut zu küssen, hielt er mit zitternden Händen inne. »Wir sollten miteinander reden«, sagte er unsicher, »nicht uns gegenseitig die Kleider vom Leib
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