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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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den Blick und streichelte den seidigen Bauch des Katers. »Colonel Ashton als Schwiegervater zu bekommen, war… war eine erfri-schende Aussicht.«
    Seine tonlosen Worte drangen tief in Maggies Herz. Mit ihren achtzehn Jahren wäre es ihr damals niemals in den Sinn gekommen, daß ihr großer, selbstbewußter Rafe sie nicht nur begehrte, sondern auch brauchte. Sie überlegte, warum er ihr das anvertraut hatte. Nicht, um ihr Mitleid zu bekommen, dessen war sie sich sicher.
    Sie mußte eine Frage stellen, die ihr schon oft durch den Kopf gegangen war. Besonders oft aber in der vorangegangenen Nacht. »Wenn ich Northwoods Behauptung als Lüge bezeichnet hätte, hättest du mir geglaubt?«
    »Ich glaube schon. Ich wünschte mir - und das ziemlich inbrünstig - , daß du mir meine Anschuldigung ins Gesicht zurückschleudern würdest.« Er brach ab, setzte dann aber gequält hinzu: »Die Tatsache, daß du keinen Versuch machtest, es zu leugnen, schien mir der Beweis für deine Untreue.«
    »Mein verfluchtes Temperament«, sagte sie traurig und spürte den alten Schmerz wieder aufquellen. »Ich war so wütend, so verletzt, daß ich flüchten mußte, bevor ich vor deinen Augen zusammengebrochen wäre. Ich hätte bleiben und kämpfen sollen.«
    »Mein mangelndes Vertrauen ist weit verabscheuungs-würdiger als dein gerechtfertigter Zorn«, bemerkte Rafe mit einer Stimme, die seinen Selbsthaß verriet. »Wenn dein Vater nicht geglaubt hätte, dich aus London wegbrin-gen zu müssen, wäre er niemals in Frankreich gestorben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nun muß ich um Verzeihung bitten. Obwohl ich dir in unserem furchtbaren Streit neulich etwas anderes sagte, habe ich dir nie die Schuld für seinen Tod gegeben. Es stimmt, ursprünglich verließen wir England wegen meiner aufgelösten Verlobung, aber wir blieben länger, weil mein Vater Berichte an Armee-hauptquartiere schickte. Er war sich sicher, daß der Frieden nicht andauern würde, deswegen nutzte er unsere Reisen als Deckung, um zu beobachten, was sich auf militärischem Gebiet in Frankreich tat.« Sie blickte ihn ein wenig bitter an. »Wie du siehst, habe ich mein Spionage-talent in die Wiege gelegt bekommen.«
    Rafe seufzte. »Danke, daß du es mir gesagt hast. Es hilft mir ein wenig.«
    »Das Leben ist wirklich ein Teppich von ineinander ver-wobenen Ereignissen«, sagte sie nachdenklich. »Wenn ich nicht nach Frankreich gekommen wäre, wenn Vater nicht gestorben wäre, dann hätte ich nicht mit Robin zusammengearbeitet - und wer weiß, was dann in dieser Woche in Paris geschehen wäre? Varennes Plan hätte Erfolg haben können, und Europa würde nun wieder auf einen neuen Krieg zusteuern.«
    »Ich hoffe, du hast recht. Irgendwie ist es tröstend, daran zu glauben, daß die Tragödien der Vergangenheit wenigstens etwas Positives bewirkt haben.« Er zog das Samtkästchen aus seiner Tasche und reichte es ihr. »Ein anderer Grund, warum ich hergekommen bin, ist das. Ich möchte, daß du es behältst.«
    Sie erkannte das Kästchen und versuchte, es ihm zu-rückzugeben. »Ich kann die Smaragde unmöglich annehmen. Sie sind zu kostbar.«
    Er zog die Brauen hoch. »Hätte ich dir Blumen geschenkt, würdest du sie behalten. Was ist der Unterschied?«
    »Mindestens fünftausend Pfund«, sagte sie trocken.
    »Wahrscheinlich ein Batzen mehr.«
    Er legte seine Hand über ihre. »Der Preis ist nicht wichtig. Was zählt, ist, daß sie von Herzen kommen, nicht mehr und nicht weniger, als es Blumen täten.«
    Die Wärme, die durch ihre sich berührenden Hände strömte, brach Maggies Widerstand. In Wahrheit wollte sie die Smaragde nur zu gerne behalten, und dies eben nicht wegen ihres Wertes und ihrer Schönheit, sondern weil sie von Rafe kamen. »Also gut«, sagte sie leise.
    »Wenn du es wirklich willst, dann behalte ich sie.«
    »Ich würde dir gerne noch viel mehr geben.«
    Seine Worte lösten plötzliche Wut in ihr aus. Warum mußte er so etwas sagen und alles verderben? Sie stand auf und ließ die Juwelen und einen indignierten Rex auf der Bank zurück. »Ich will nicht mehr von dir«, fauchte sie. »Das hier ist schon zuviel. Nimm die verdammten Smaragde mit und gib sie irgendeiner Frau, die ihre Dankbarkeit auf die Weise ausdrückt, die du haben möchtest.«
    Mit steifem Rücken trat sie ins Sonnenlicht und pflück-te eine Rose vom Busch. Während sie die Dornen vom Stiel entfernte, versicherte sie sich, daß sie nicht die Fassung verlieren würde.
    Doch auch dieser Entschluß
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