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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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der Liebe eine Tiefe und Weisheit verleihen können, wie es uns damals nicht möglich gewesen wäre.«
    Sie biß sich auf die Lippe, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Warum können wir es nicht wenigstens versuchen?«
    fragte er eindringlich. »Das Leben bietet einem nicht oft eine zweite Chance, Margot. Um Himmels willen, laß uns diese doch nicht einfach wegwerfen.«

    Sie wagte es, ihm einen raschen Blick zuzuwerfen, und sah, daß sein Gesicht von all den Schichten arroganter Gelassenheit befreit war und so offen wirkte, wie sie es seit dem Morgen, an dem sie ihre Verlobung gelöst hatten, nicht mehr gesehen hatte. Wenn sie doch nur seinen Mut besitzen würde! Sie machte sich los und floh zu dem Springbrunnen in der Mitte des Gartens. Im Becken befand sich ein verwitterter Cherub aus Stein, der eine Urne hielt, aus der das Wasser sprudelte. Sie starrte den Cherub an, als wäre er die schönste Skulptur, die sie je gesehen hatte, und sagte voller Bitterkeit: »Du belügst dich selbst, Rafe. Es gibt im Leben und in der Liebe keine zweite Chance.«
    Ein langes Schweigen senkte sich über sie. Sie begann zu hoffen, daß er endlich begriffen hatte, daß er aufgeben würde, sie zu bedrängen.
    Sie hätte wissen sollen, daß er nicht so einfach aufgab.
    Wieder kam er ihr nach und blieb neben ihr stehen. »Lauf nicht immer vor mir weg, Margot. Du hast selbst gesagt, es war damals ein Fehler von dir, einfach zu fliehen. Ich werde dich nicht noch einmal weglassen.«
    Das dumpfe Gefühl der Angst in ihr wurde stärker.
    »Laß mich in Ruhe, Rafe«, sagte sie scharf. »Ich weiß, was ich will, und eine Ehe mit dir gehört nicht dazu.«
    Er wappnete sich innerlich gegen das, was nun kommen mußte. Solange er nicht die Schrecken in ihrer Vergangenheit ansprach, würde sie ihm nur immer weitere oberflächliche Gründe dafür geben, warum sie nicht zusammenpaßten. »Ich weiß, was in der Gascogne passiert ist, Margot.«
    Ihr schockierter Blick schnellte zu ihm zurück, und er präzisierte behutsam: »Ich weiß alles!«
    »Robin hat es dir gesagt?«
    »Ja. Als wir zusammen in dem Kerker saßen.«

    »Dieser verdammte Kerl!« fluchte sie, und ihre Augen sprühten Feuer. »Er hatte kein Recht, das zu erzählen.
    Und am wenigsten, es dir zu erzählen.«
    »Ich überzeugte ihn, daß ich … ich es wissen mußte.«
    »Also, das steckt wirklich hinter deinem Heiratsan-trag«, sagte sie heftig. »Ein Schuldgefühl. Sehr großzügig von dir, für deine Duchesse sogar beschädigte Ware zu nehmen, aber es ist verdammt noch mal nicht notwendig.
    Ich kann sehr gut für mich selbst sorgen und brauche deine wohlmeinende, aber unangebrachte Mildtätigkeit nicht.«
    Ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. »So siehst du dich also? Als Geschädigte Ware    Sie sank auf den Beckenrand des Springbrunnens nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Bisher hatte nur Robin die ganze scheußliche Geschichte gekannt. Es war ihr unerträglich, daß ausgerechnet Rafe um das ganze Ausmaß ihrer Schande wußte.
    Der sonnige Garten verschwand, als die finsteren Erinnerungen sie zu überwältigen drohten. Sie zwang ihre Gedanken in eine andere Richtung, nur um sich der Tatsache gegenüberzusehen, daß ihre absolute Hilflosigkeit damals noch vernichtender gewesen war als die körperlichen Schmerzen. In gewisser Hinsicht hatte ihr ganzes Leben danach darin bestanden, zu beweisen, daß sie nicht mehr hilflos war.
    Verzweifelt rang sie um ihre Selbstbeherrschung. Es wäre die letzte, schlimmste Demütigung, vor Rafes Augen zusammenzubrechen. »Mehr als beschädigt«, sagte sie rauh. »Irreparabel zerbrochen. Deswegen war ich froh, mit Robin in Frankreich bleiben zu können, deswegen ließ ich Lord Strathmore nicht meinen richtigen Namen wissen.
    Margot Ashton war tot, und ich wollte, daß sie es bleibt.«
    »Margot Ashton ist nicht gestorben - sie ist zu einer bemerkenswerten, einfühlsamen Frau geworden.« Rafes Stimme war sehr weich. »Du hast für das Leben von mehr Menschen eine Rolle gespielt, mehr Gutes getan, als die meisten sich erträumen dürfen. Ich will nicht leugnen, daß ich mich äußerst schuldig fühle, weil ich dich damals so behandelt habe, aber das ist nicht der Grund, warum ich dich heiraten will.«
    Aus Furcht, was er als nächstes sagen mochte, hob sie den Kopf und sagte müde: »Ich will nichts mehr hören.«
    Ihre Bemerkung ignorierend, setzte er sich neben sie auf den Beckenrand. »Mit einundzwanzig liebte ich dich mit allem, was ich
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