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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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gewußt, daß es ihr Ende bedeuten würde, wenn sie sich den furchtbaren Erinnerungen ganz öffnen würde. Sie wußte, dann würde sie sterben.
    Doch sie starb nicht. Rafe war bei ihr, in ihr, seine Zärtlichkeit und seine Kraft beschützten sie, und seine ein-dringlichen Wort von Liebe waren wie eine Rettungsleine, die sie vor dem Untergang bewahrte.
    Schrittweise begann der Strom des Schreckens an Kraft zu verlieren, und ihr rasselnder Atem beruhigte sich. Die Vergangenheit hatte sich nicht geändert; die Erinnerungen waren immer noch bitter und die Wunden tief.
    Doch seine Liebe blies die Wolken der Angst so effektiv fort, wie die Sonne den Morgennebel auflöste.
    Die Furcht verebbte und hinterließ Leere. Dann, langsam, wie die Flut einsetzt, wurde diese Leere in ihrer Seele mit Liebe gefüllt. Die Wärme seiner Gefühle verbannte die finsteren Schatten und ließ das Licht eindringen.

    Und mit der Liebe erwachte das Verlangen erneut. Es war nicht mehr die verzweifelte Begierde, die sie zuvor beherrscht hatte, sondern ein heftiges Aufwallen von Emotionen, in dem Liebe und Leidenschaft nicht mehr zu trennen waren.
    Obwohl seine Erektion nachgelassen hatte, während er sie gegen das Entsetzen beschützte, waren sie immer noch so innig vereint, wie Mann und Frau es sein konnten. Sie bog sich ihm entgegen und ließ ihren Körper sprechen.
    Und als die Lust auch bei ihm zurückkehrte, flüsterte sie:
    »Ich liebe dich, Rafe.«
    Er atmete tief aus, als er begann, sich im uralten Rhyth-mus der Paarung zu bewegen. Nichts von der Distanz, die sie in ihrer ersten Liebesnacht gespürt hatte, war noch vorhanden. Nun war er ganz bei ihr, sein Geist, seine Seele gehörten ihr genauso wie sein Körper.
    Seine kräftigen Stöße erschufen einen neuen Sturm, doch dieser wehte sie mit Licht und Freude davon. Sie schrie auf und klammerte sich an ihn, als sie die Beherrschung verlor. Heftige Kontraktionen erschütterten ihren Körper, und ihr Schrei wurde von einem Stöhnen aus dem Innersten seiner Seele begleitet, als er seinen Samen in sie ergoß.
    Nur langsam klangen die ekstatischen Gefühle ab, um in Ruhe und hellen Frieden überzugehen. Als ihr betäubtes Bewußtsein sich wieder klärte, bemerkte sie, daß Rafe genauso heftig zitterte wie sie. Sie streichelte seinen ver-schwitzten Rücken, bis ihre Atmung sich ein wenig beruhigt hatte. »Woher wußtest du, daß ich mich so einsam fühlte?« murmelte sie.
    Rafe stützte sich auf die Ellenbogen und musterte ihr Gesicht. »Eigene Erfahrung, nehme ich an. Wenn ich zu-rücksehe, erkenne ich, daß die Angst vor dem Verlust mich vor echten, tiefen Gefühlen zurückschrecken ließ.

    Aber was daraus entstand, war nicht Sicherheit, sondern Einsamkeit. Ich dachte, daß es bei dir ähnlich sein müß-
    te.«
    »Ganz genau«, sagte sie langsam. »Ich konnte nie vergessen, was geschehen war, und doch gestand ich mir niemals zu, es wirklich zu empfinden. Um zu überleben, muß-
    te ich mich von dem Schrecken zurückziehen. Aber indem ich es tat, schnitt ich mich auch von allem anderen ab …
    und von jedem anderen.«
    »Du hörst dich an, als wäre das nun Vergangenheit.«
    »Das ist es, denn du hast mir diesmal den Rückzug ver-wehrt. Danke, Rafe.« Als sie in seine klaren, grauen Augen blickte, erschien ein Lächeln auf ihren Lippen. »Für den Fall, daß ich mich eben nicht deutlich genug ausgedrückt habe: Ich liebe dich!«
    Er erwiderte das Lächeln. »Wie ich, glaube ich, schon etwa vierzig- oder fünfzigmal erwähnte: Ich liebe dich auch.«
    Sie lachte leise. »Es scheint, wir sind uns endlich einmal einig.«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Verzeih mir, daß ich mich so gründlich vergessen habe, daß ich mich nicht kurz vorher aus dir zurückgezogen habe.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Ich hoffe nur, das hat keine unerwünschten Konsequenzen.«
    Ihr Gesicht erstrahlte plötzlich vor Freude, und das angenehme Gefühl weiblicher Macht durchströmte sie. »Mir kämen die Konsequenzen nicht ungelegen«, sagte sie heiter. »Und du willst doch sicher einen Erben.«
    Er sah sie verdattert an. Dann, mit entwaffnender Plötzlichkeit, begann sein Gesicht so hell zu strahlen wie die Sonne über ihnen. »Heißt das, du willst mich heiraten?«
    Zärtlich fuhr sie ihm mit den Fingern durchs Haar.

    »Wenn du sicher bist, daß du eine Frau mit einer düsteren Vergangenheit willst, gibt es nichts, was ich lieber tä-
    te, als deine Frau zu werden.«
    »Wenn ich sicher bin!«
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