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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir
Autoren: Ellen Dunne
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verschnupfte Frauenstimme von der Regionalzentrale meldete, die mobilen Einheiten seien am Treffpunkt. Man habe zwei Männer aufgegriffen, einer davon ein gewisser Liam Sullivan. Er sei unbewaffnet und nicht aktenkundig, wolle aber verhaftet werden. Man erwarte weitere Anweisungen.
     
    ***
     
    Hanlon hatte recht. Das Geständnis war eine Erlösung. Ob es echt war, spielte gar keine Rolle mehr. Irgendwann hatte Dally die Interpretation seiner Aktivitäten der letzten Monate sogar eingeleuchtet. Ja, genau so konnte es gewesen sein. JR, Handlanger des Feindes.
    Er hielt die Hände unter den Hahn, sammelte Wasser, spritzte es sich ins Gesicht. Ein Aufschub vor dem lebensmüden Blick, der ihn im Spiegel über dem Waschbecken erwartete.
    Dallas Ferguson, Lebenserwartung: nicht ganz dreißig.
    Das Fenster neben ihm war nur so groß wie ein Blatt Papier, aber es reichte für einen handbreiten Ausschnitt Wiese in der einsetzenden Dämmerung. Die Belohnung für seine Kapitulation, genauso wie die Erlaubnis, sein nasses Zeug auszuziehen und sich zu waschen. Unter Aufsicht von Eoin, aber immerhin. Erstaunlich, wie dankbar eine annähernd menschenwürdige Behandlung machen konnte. Er hatte sich sogar bei der Spekulation ertappt, ob er es nicht vielleicht doch besser erwischt hatte als Lucky. Wie arrogant war er gewesen, seine Geschichte abzutun. Lucky hatte den Preis dafür schon bezahlt, und jetzt war er an der Reihe. Seltsam nur, wie gleichgültig ihm das plötzlich war.
    Was ist daran schlimm? Nur ein Schuss, das war’s. Ewige Ruhe. Er hustete, davon überzeugt, gleich Feuer zu speien, doch es blubberte nur. Eoin hatte ihm sogar beim Ausziehen helfen müssen, da sich bei jeder Drehung seiner Schulter ein Raubtier darin zu verbeißen schien.
    „Schau mal da.“ Eoin tauchte hinter Dally im Spiegel auf. Etwas plumpste auf den Boden. Dally bückte sich nach dem dunkelblauen Stoffbündel und entfaltete es zu einem dieser Arbeitsoveralls, die er von den Fotos hingerichteter Informanten kannte.
    „Was ist mit meinem Ehering? ’Ne Kette mit ’nem Kreuz dran hatte ich auch. Die will ich zurück.“
    Eoin erschien wieder in der Tür, lehnte sich mit verschränkten Armen an den Rahmen. Der Griff seiner Waffe ragte wie ein Henkel aus dem Hinterteil seiner Hose. Er schien unschlüssig, wie er reagieren sollte. Wahrscheinlich sein erster Einsatz, der mehr erforderte als zu warten oder jemanden festzuhalten.
    „Zieh das erst mal an“, einigte er sich schließlich mit sich selbst, „dann sehen wir weiter.“
    Plötzlich flog die Tür zum Flur auf und Rooney stapfte ins Schlafzimmer.
    An seinem Arm hing Seán. Aschfahl, blaues Auge, aufgeschlagene Knie. Am Leben. Unwillkürlich hob Dally seine Hand zum Gruß.
    Die Stirn unter Rooneys fettigem Haar warf Falten. Sein abschätziger Blick pendelte zwischen Dallys Gesicht und seinem Schritt.
    „Kannst ihm gleich Auf Wiedersehen sagen“, wandte er sich an Seán.
    Seán blinzelte Dally zu. So sah Optimismus höchstens nach einem Verkehrsunfall aus.
    „Lassen sie dich gehen?“, fragte Dally, und Rooneys Kichern bestätigte ihm, dass seine Einfalt sogar die von Eoin übertraf.
    „Na klar. Vorher muss er uns aber noch erzählen, wie man ’nem Verräter wie Liam zur Flucht verhilft.“ Er machte eine ungeduldige Kopfbewegung zu Eoin. „Komm, hilf mir mal mit ihm. JR kann sich allein anziehen.“
    Der Brunnenschacht, in den dieser Satz Dally stieß, schien bodenlos zu sein, ohne Licht und Möglichkeit, sich festzuhalten. Als er endlich unten aufprallte, zersplittert in alle Einzelteile, waren Seán, Rooney und Eoin hinter der anderen Seite der Badezimmertür verschwunden, die gar nicht daran dachte, jemandem mit einer kaputten Schulter nachzugeben.
    Dort zischten und flüsterten sie, mal über den verschwundenen Liam, mal darüber, worauf Seán sich gefasst machen könne, wenn Hanlon wieder da sei. Von Seán hörte er nach anfänglichen Fragen, was sie denn von ihm wollten, er habe noch weniger Schimmer als sie selbst, einem anschließenden Aufschrei und Wimmern gar nichts mehr.
     
    ***
     
    Es war Liams erste Verhaftung, trotz der sieben Jahre in der Bewegung. In seinen unerfahrenen Anfangsjahren hatte er Glück gehabt. Dann war Hanlon sein taktisches Geschick aufgefallen und seine Unauffälligkeit. Kaum jemand erinnerte sich an sein Gesicht, doch wurde er immer wieder an Orten gesehen, wo er nie gewesen war. Deshalb hatte JR Luckys Augen nicht getraut – und Lucky selbst
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