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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir
Autoren: Ellen Dunne
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Und wie genau redet er mit ihm?“
    „Halt die Klappe, das brauchste nicht zu wissen.“ Eoin schnaufte wieder heftiger. Das, was Dally nicht zu wissen brauchte, schien ihn nervös zu machen. Oder die Tatsache, dass er auf sich gestellt war. Allein mit einem toten Mann.
    An den weiß lackierten Türstock gelehnt, registrierte er, dass Dally nur mit dem linken Arm im Overall steckte. Der rechte pendelte an seiner Seite wie ein lahmer Flügel.
    Eoin runzelte die Stirn, trat von einem Bein auf das andere. Die Waffe in seinem Hosenbund schaukelte auf und ab, als er von einem Bein auf das andere wechselte.
    „Warum biste noch immer halb nackt?“
    „Ihr habt mir den Arm ausgerenkt, schon vergessen? Ich komm alleine nicht in den Ärmel.“
    Misstrauisch beäugte Eoin ihn, verglich seine eigene Erinnerung mit Dallys Information. Dann trat er einen Schritt zurück ans Bett, das zwischen Badezimmer und der Tür hinaus zum Flur stand. Sein Blick streifte Dallys schwarz-weißen Kleiderberg vor dem Bett, und er rümpfte unwillkürlich die Nase.
    „Na gut, komm raus.“ Er winkte Dally mit der linken Hand zu sich, mit der rechten nahm er seine Waffe. Beretta. Man konnte fast sagen, brandneu. Eindeutiger Fall von Perlen vor die Säue.
    „Was soll ich machen?“, fragte er unwirsch.
    „Einfach den Ärmel und den Schulterteil hochheben.“
    „So?“ Er zupfte mit zwei Fingern am Stoff, doch der entglitt ihm wieder.
    „Na komm, sei ’n Mann und pack zu, ist ja gleich vorbei.“
    Eoin brummte, bückte sich und zog den Ärmel wieder nach oben. Als er sich wieder aufrichtete, den Ärmel in der Hand, biss Dally sich auf die Lippen. Er hatte es geprobt. Der Schmerz würde erträglich sein, zumindest für kurze Zeit.
    Also rechte Hand vor, nach oben, genau in Eoins Eier, zupacken, zudrücken.
    Sie schrien beide, Eoin spitz, Dally durch die Zähne. Eoin schlug seine Hand beiseite und wollte ihn von sich stoßen, doch Dallys Knie war schneller. Diesmal traf es ins Schwarze, mit all der Kraft, die ihm geblieben war, und Eoin knickte in sich zusammen, jammerte, fluchte, versprach ihm den Tod. Die Beretta hielt er trotzdem fest umklammert. Viel zu fest.
     
    ***
     
    Ein Haus nach dem anderen, ein Zimmer nach dem anderen. Das war die einzige Möglichkeit, um das Risiko der Operation halbwegs zu begrenzen.
    Oliver und der kleine Lou waren schon gemeinsam mit Paul, dem stummen Verhafteten und zwei der uniformierten Leute nach Castlereagh unterwegs. Der Rest verteilte sich auf vier Zweierteams. Jedes enthielt ein Mitglied der mobilen Einsatzeinheit, denn die Jungs verstanden am meisten vom Absuchen unbekannter Gebäude, und ihre in der Armeeausbildung hochgezüchtete Aggression war berüchtigt. Will hatte ihre Gegenwart immer als ähnlich angenehm empfunden wie die einer Bande von Provos, aber inzwischen war er dankbar, Sergeant Byrne vor sich zu haben. Sie umrundeten das Hauptgebäude, während Hugh drinnen suchte.
    Alles war still. Über dem Gras bildete sich erster Bodennebel. Die versprochene Verstärkung war unterwegs. Solange mussten sie durchhalten.
    „Wenn Sie meine Meinung hören wollen, Detective“, murmelte Byrne, ohne seinen Blick aus dem Sucher seiner Maschinenpistole zu nehmen, „haben die schon mitgekriegt, dass wir kommen, und sind abgehauen.“ Seine Augenbrauen kollidierten über der Nasenwurzel. Er war zehn Zentimeter kleiner als der Rest seiner Einheit, doch eindeutig der erfahrenste Mann. Man sah ihm an, dass er schon durch eine Menge an Mist gewatet war.
    In Byrnes Funkgerät zischelte es.
    „Verdächtige Person festgesetzt“, meldete eine geschlechtslose Stimme. „Erster Stock. Unbewaffnet, identifiziert sich nicht.“
    Es zischelte wieder, dann befahl Hugh, sich nicht zu rühren, sie kämen rauf. Die anderen sollten vorerst alle bleiben, wo sie waren.
    Byrne stieß eine etwas größere Atemwolke in die Luft als vorher.
    „Zumindest einer.“
    Sie setzten sich wieder in Bewegung, erreichten die Nordost-Ecke des Hauses. Waffenspitze voran, lugte Sergeant Byrne um die Ecke, zögerte eine Sekunde, ging weiter. Die Ostwand des Haupthauses war gerade mal zwei Autolängen breit, eingerahmt von kahlen Rosensträuchern. Dahinter, etwa 50 Yards entfernt, lag ein einstöckiges Häuschen im Stil der alten Bauernhöfe. Schmucklos, mit wenigen und zu kleinen Fenstern, tief gezogenem Dach. Vielleicht das Nebengebäude, von dem Agent Paul gesprochen hatte.
    Will pustete sich in die hohlen Hände, umklammerte dann wieder
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