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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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sich ab: Nur noch wenige Zentimeter bis zu jener unsichtbaren Linie, die das Innere der Feste vom Rest der Welt trennte.
    Magda begriff, daß sie sofort handeln mußte. Sie schloß beide Hände um den goldenen Griff, schwang das Heft in einem weiten Bogen und stieß es gegen die nächsten Toten.
    Es blitzte und zischte dort, wo das Metall über lebloses Fleisch strich. Ätzender gelbweißer Rauch stieg empor. Und Rasaloms Diener … Sie zuckten zusammen und fielen um wie Marionetten, deren Fäden durchtrennt worden waren. Magda trat wieder vor, holte erneut aus und setzte das Heft als Waffe ein. Funken stoben.
    Selbst Rasalom wich zurück.
    Magda lächelte grimmig, als sich ihr Bewegungsspielraum vergrößerte. Ich bin nicht wehrlos. Ich kann mich verteidigen. Dann bemerkte sie, daß Rasalom den Kopf umwandte und zur Seite sah. Sie folgte seinem Blick, um festzustellen, was seine Aufmerksamkeit weckte.
    Ihr Vater! Er war wieder zu sich gekommen und aufgestanden. Er lehnte an der Wand des Torbogens. Blut sickerte aus einer Schläfenwunde.
    »Du!« grollte Rasalom, streckte die Hand aus und deutete auf Cuza. »Nimm ihr den Talisman ab! Sie hat sich mit unseren Feinden verbündet!«
    Als der Professor den Kopf schüttelte, entstand wilde Hoffnung in Magda.
    »Nein«, krächzte er. »Wenn dieses Stück Metall wirklich die Quelle deiner Macht ist, so kannst du auf meine Hilfe verzichten. Hol ihn dir selbst!«
    Stolz betrachtete Magda ihren Vater – er widerstand nun dem Wesen, das seine Persönlichkeit verdorben und zerstört hatte. Er hatte genug Kraft gefunden, sich auf sein wahres Ich zu besinnen.
    »Du undankbarer Wurm!« fauchte Rasalom mit wutverzerrtem Gesicht. »Du wagst es, mich herauszufordern? Nun gut. So empfange die Krankheit wieder, von der ich dich heilte. Genieße den Schmerz!«
    Theodor Cuza ging stöhnend in die Knie und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf seine Hände. Er beobachtete, wie sie weiß wurden und rheumatische Knorpelknoten entstanden. Der Rücken krümmte sich, und mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Wimmern blieb der nun wieder greisenhaft wirkende Mann auf dem kalten Kopfsteinpflaster liegen.
    Grauen erfaßte Magda, als sie auf ihn zutrat. »Vater!«
    Doch Cuza nahm die Pein hin. Er flehte nicht um Gnade. Rasalom brüllte zornig und wandte sich den Ratten zu, die sofort losliefen. Ihre Masse glich einer braunschwarzen Flutwelle, die plötzlich heranwogte und über den alten Mann hinwegspülte. Messerscharfe Zähne bohrten sich in seinen ungeschützten Leib.
    Magda überwand den Ekel, eilte an die Seite ihres Vaters und schlug mit dem Schwertheft auf die Nagetiere ein. Doch für jede vertriebene Ratte sprangen zwei andere heran. Es waren einfach zu viele. Die junge Frau schrie und schluchzte und beschwor alle Heiligen, deren Namen sie kannte. Doch die einzige Antwort, die sie bekam, stammte von Rasalom.
    »Du kannst ihn retten«, hauchte er hinter ihr. »Ihn vor einem schrecklichen Tod bewahren. Wirf das Heft durchs Tor. Wenn du es aus der Feste bringst, wird dein Vater am Leben bleiben!«
    Magda zwang sich, ihn zu ignorieren, aber tief in ihrem Innern begann sie zu ahnen, daß Rasalom gewonnen hatte. Sie konnte nicht zulassen, daß ihr Vater von den Ratten umgebracht wurde. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
    Es sei denn …
    Die abscheulichen Tiere griffen nur den alten Mann an. Magda traf eine rasche Entscheidung, legte sich auf ihren Vater und schützte ihn mit ihrem eigenen Körper.
    »Er wird sterben!« flüsterte der Untote. »Er wird sterben, durch deine Schuld! Nur du kannst ihn retten …«
    Rasalom unterbrach sich plötzlich. Kurz darauf ertönte seine Stimme erneut. Sie überschlug sich fast, drückte unbeschreiblichen Zorn, Furcht und Fassungslosigkeit aus.
    »Du!«
    Magda drehte den Kopf und sah Glaeken. Blaß und vor Schwäche zitternd stand er nur wenige Meter entfernt im Tor.
    »Ich wußte, daß du kommen würdest«, brachte Magda dankbar hervor.
    Aber es grenzte an ein Wunder, daß es der rothaarige Mann über die Brücke geschafft hatte. Er schien sich kaum auf den Beinen halten zu können; in diesem Zustand war er sicher kein ebenbürtiger Gegner für Rasalom.
    Trotzdem ist er unsere einzige Chance, dachte Magda. Er hielt die Schwertklinge in der einen Hand und streckte die andere nach ihr aus. Sie verstand ihn sofort und wußte, was er von ihr verlangte. Ohne zu zögern, stand sie auf und reichte ihm das Heft.
    »Neeeiiin!« schrie Rasalom
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