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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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Zentimeter.
    Glaeken sah auf und stellte fest, daß sich der Stein aus der Innenwand des Treppenhauses gelöst hatte. Sicher steckt Rasalom dahinter. Aber was bezweckt er damit? Hofft er tatsächlich, mich auf diese Weise außer Gefecht zu setzen? Ihm muß doch klar sein, daß er den Kampf damit nur hi nausschiebt, aber nicht verhindert.
    Das Bündnis mit der Dunklen Macht verlieh Rasalom einige Vorteile. Er gebot über Finsternis und Tiere und war außerdem imstande, leblose Dinge seinem Willen zu unterwerfen. Hinzu kam, daß er keine Verletzungen zu befürchten brauchte. Ganz gleich, welche Waffe man einsetzte – sie blieb ohne Wirkung auf ihn. Einzig und allein das Runenschwert konnte ihn vernichten.
    Glaeken hingegen war nicht so gut gerüstet. Zwar alterte er nicht und wurde nie krank, und er besaß eine fast unzerstörbare Vitalität, aber er mußte darauf achten, nicht zu viele Wunden davonzutragen. Nie zuvor in all den vergangenen Jahrtausenden hatte er den Hauch des Todes so deutlich gespürt wie in der Schlucht. Er verdankte es nur Magda, daß er noch lebte und den Kampf fortsetzen konnte.
    Das inzwischen wieder vollständige Schwert schuf einen gewissen Ausgleich zwischen Glaeken und seinem Gegner. Rasaloms Macht war größer, aber er saß im Kastell fest. Er konnte es nicht verlassen. Mit anderen Worten: Er hatte kei ne andere Wahl, als sich Glaeken zum letzten Duell zu stellen. Heute. Die Entscheidung fällt heute, hier und jetzt.
    Wachsam näherte sich Glaeken dem dritten Treppenab satz. Er war leer und verlassen. Nichts regte sich in der Fin sternis, nichts lauerte in dunklen Ecken. Als er auf die nächsten Stufen zuging, erzitterte der Boden unter ihm und neigte sich in die Tiefe. Glaeken verharrte auf einem schmalen Sims, der seinen Füßen kaum genug Halt bot.
    Das war knapp, dachte er.
    Aufmerksam sah er sich um. Es fehlte nur der Treppenabsatz. Die Mauern, hinter denen sich die Räume des dritten Stocks erstreckten, wirkten nach wie vor stabil. Vorsichtig trat Glaeken über den kleinen Vorsprung, und als er die Tür passierte, schwang der Zugang plötzlich auf. Zwei Leichen in grauen, fleckigen Uniformen stürzten dem Rothaarigen entgegen und erschlafften sofort, als sie ihn berührten. Aber der Aufprall warf Glaeken zurück. Er verlor den Halt und fiel. Im letzten Augenblick streckte er die freie Hand aus und klammerte sich am Türrahmen fest. Die beiden Toten verschwanden in der gähnenden Dunkelheit des Treppenhauses.
    Glaeken zog sich hoch, blieb eine Zeitlang auf der Schwelle liegen und ruhte sich aus. Noch knapper.
    Nach wie vor wußte er nicht genau, was sein Gegner beabsichtigte. Hoffte er, daß ich zusammen mit den Leichen in die Tiefe stürzte – damit er alle Steine im Innern des Turms auf mich herabfallen lassen kann? Will er mich töten, indem er mich unter all dem Schutt begräbt?
    Es könnte tatsächlich klappen, überlegte Glaeken voller Unbehagen und hielt nach weiteren Leichen Ausschau. Wenn es Rasalom gelang, seinen Plan zu verwirklichen … Die toten Soldaten konnten genug Steine beiseite räumen, um das Schwert freizulegen. Und dann brauchte der Meister des Dunklen nur auf einen Fremden zu warten, auf jemanden, der sich dazu verleiten ließ, Klinge und Heft aus dem Kastell zu tragen. Ja, er könnte Erfolg haben, dachte Glaeken.
    Aber er spürte, daß Rasalom etwas anderes vorhatte.
     
    Ängstlich beobachtete Magda, wie Glaeken im Turmzugang verschwand. Sie wollte ihm folgen und ihn anflehen, zurückzukehren und die Feste zu verlassen, aber ihr Vater brauchte sie mehr als jemals zuvor. Nur mit Mühe verbannte sie die Sorge um Glaeken aus ihren Gedanken und konzentrierte sich auf den alten Mann vor ihr.
    Theodor Cuza blutete aus Dutzenden von Wunden, und schon nach kurzer Zeit bildeten sich rote Lachen auf der Brücke.
    Kalter Schweiß glänzte auf kalkweißen Wangen.
    »Magda«, stöhnte der Professor leise und schlug plötzlich die Augen auf.
    Sie konnte ihn kaum verstehen. »Sprich nicht, Vater. Ruh dich aus.«
    »Es … es tut mir leid.«
    »Pst.« Magda biß sich auf die Lippen. Er wird sterben. O Gott, ich kann ihm nicht helfen!
    »Mir bleibt nicht mehr … viel Zeit«, flüsterte Cuza. »Ich muß es dir jetzt sagen. Ich habe nur noch diese eine Chance.«
    »Vater, bitte …«
    »Es … es ging mir um dich und unser Volk, Magda. Ich möchte, daß du das verstehst …«
    Ein dumpfes Krachen in der Feste übertönte die Stimme des alten Mannes, und Magda spürte, wie die
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