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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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auf der Hand. Du existierst nur als Gegengewicht zu mir. Wenn du mein Leben beendest, nimmst du deinem Dasein die Grundlage.«
    Glaeken ahnte, daß Rasaloms Worte der Wahrheit entsprachen. Er hatte diesen Augenblick gefürchtet – seit jener Nacht am Meer, als er das Erwachen seines Gegners spürte. Die ganze Zeit über hatte er sich an die Hoffnung geklammert, daß Sieg über Rasalom nicht auch sein eigenes Ende bedeuten würde. Jetzt aber mußte er sich der bitteren Erkenntnis stellen, daß ihm sein eigener Tod bevorstand.
    Ein Teil seines Ichs drängte danach, endlich zuzuschlagen und die Mission zu erfüllen, doch der andere hing am Leben und erwog die Möglichkeit eines Friedens.
    Frieden mit Rasalom? Warum nicht? Die halbe Welt war immer noch besser als ein Grab. Und Magda …
    Die finstere Gestalt schien seine Gedanken zu erraten.
    »Die junge Frau gefällt dir, nicht wahr?« Rasalom deutete zur Brücke. »Du kannst sie mitnehmen. Du brauchst sie nicht zu verlieren. Ein hübsches kleines Ding.«
    »Ding?« wiederholte Glaeken. »Mehr siehst du nicht in uns? Nur Dinge? Objekte?«
    »›Uns?‹ Bist du so romantisch, daß du dich noch immer den Menschen zugehörig fühlst? Oh, wir sind weitaus mehr als sie; wir stehen fast wie Götter über ihnen! Wir sollten uns zusammenschließen und gemeinsam handeln, anstatt uns zu bekämpfen.«
    »Ich bin noch immer ein Teil ihrer Gemeinschaft. Ich ha be immer versucht, wie ein ganz gewöhnlicher Mann zu le ben.«
    »Aber du bist kein gewöhnlicher Mann! Die normalen Menschen sterben, während du lebst! Du gehörst nicht zu ihnen! Mach dir nichts vor. Akzeptiere deine Rolle – sei ihr Herrscher! Laß uns zu Königen werden, zu Imperatoren der ganzen Welt. Oder töte mich – dann sterben wir beide !«
    Glaekens Gedanken rasten, und er wünschte sich mehr Zeit, um gründlicher nachdenken zu können. Einerseits wollte er Rasalom vernichten und die von ihm ausgehende Gefahr ein für allemal bannen. Doch andererseits schreckte ihn die Möglichkeit des eigenen Todes. Er hatte Magda liebengelernt und fand die Vorstellung unerträglich, sie für immer zu verlassen. Zeit. Ich brauche Zeit.
    Magda … Glaeken wagte es nicht, zur Brücke zu sehen, doch er spürte den Blick der jungen Frau. Trauer lastete wie ein schweres Gewicht auf seiner Brust. Vor einer Weile hatte sie ihr Leben riskiert, um Rasalom daran zu hindern, die Feste zu verlassen. Und jetzt spiele ich mit dem Gedanken, mich mit meinem Erzfeind zu verbünden, nur um zu überleben.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er Rasaloms triumphierendes Lächeln. Er wähnte sich bereits als Sieger.
    Das gab den Ausschlag.
    Für Magda! dachte Glaeken und machte Anstalten, mit dem Runenschwert zuzustoßen. Nur einen Sekundenbruchteil später schob sich die Sonne hinter den östlichen Berggipfeln hervor und blendete ihn.
    Genau darauf hatte Rasalom gewartet. Darum die Verzögerungstaktik, darum seine Redseligkeit! Er hatte gar nicht vor, ein Abkommen mit Glaeken zu treffen. Statt dessen erhoffte er sich die Chance, sich endgültig gegen ihn durchzusetzen und ihn zusammen mit dem Schwert vom Turm zu stoßen, über die Grenzen der Feste hinaus!
    Mit ausgestreckten Armen stürmte Rasalom heran, duckte sich tief, um dem Schwert zu entgehen. Glaeken konnte weder zur Seite ausweichen noch zurücktreten; er begriff, daß er gar keine Entscheidung mehr zu treffen brauchte – sein Gegner hatte sie ihm abgenommen. Er hob die Klinge hoch über den Kopf …
    Unmittelbar darauf spürte er Rasaloms Fäuste, die ihn dicht unter den Rippen trafen. Glaeken verlor sofort das Gleichgewicht und taumelte nach hinten. Er versuchte aber nicht, sich irgendwo festzuhalten. Dazu war es bereits zu spät. Statt dessen konzentrierte er sich auf das Schwert, winkelte es an und rammte die glühende Klinge in den Rücken des Angreifers. Rasalom gab einen heulenden, schmerzerfüllten Schrei von sich und versuchte vergeblich sich aufzurichten: Glaeken umklammerte das Schwert, als er über die Brustwehr stolperte.
    Gemeinsam stürzten sie in die Tiefe.
    Und während sie fielen, brach der Schrei des finsteren Wesens abrupt ab. Die schwarzen Augen traten aus den Höhlen und starrten Glaeken ungläubig an.
    Dann starb er. Seine Gestalt schrumpfte, als das Runen schwert Rasaloms dämonische Energie aus ihm heraussaug te. Die Haut löste sich in kleinen Fetzen von gelben Knochen, und nach wenigen Sekunden war vom Meister der Finsternis nur noch Staub übrig.
    Eine seltsame
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