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Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Titel: Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Autoren: Jeannette Hoffmann
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der Stirnseite von einem übergroßen Spiegel eingenommen wurde und an den Längsseiten von Fitnessgeräten. Man konnte sich entweder an die Geräte setzen und Kraftübungen machen oder an der Gymnastik teilnehmen, oder beides – das Konzept sah so aus, dass die Mitglieder des Studios für ihren monatlichen Beitrag so oft kommen konnten, wie sie wollten. Die Öffnungszeiten von 10 bis 22 Uhr mit den wechselnden Gymnastik-Kursen wie Wirbelsäulen-, Ski-, Herz-Kreislauf- und Aerobicstunden fanden sehr viel Zuspruch in Heide. Die Mitgliederzahl stieg stetig und bald müsste man sich etwas einfallen lassen, und sei es nur, einen zusätzlichen Trainer einzustellen.
    Im ersten Stock befand sich das Wohnzimmer mit eingebauter Pantry-Küche, ein Flur, Bad und das Schlaf- und Arbeitszimmer. Der zweite Stock war ein einziger großer Raum, nicht besonders isoliert und voller alter Möbel: Die Erbstücke Axels. Camillas Wunsch war es, diesen Raum mit Holzpaneelen auszustatten und so Axels Antiquitäten einen würdigen Rahmen zu verleihen. Aber bis auf den Kauf von Isoliermatten waren sie noch nicht weitergekommen.
    „Was möchtest du essen?“ fragte Axel.
    „Och, egal. Was du isst.“
    „Meine Portion bekommst du nicht.“
    „Dann mach’ zwei.“
    Die beiden grinsten sich an.
    „Einen Aperitif vorweg? – Nein, ich weiß schon“, sagte Axel resigniert. Georg lachte. „Gegen ein Selters mit einem Spritzer Alkohol habe ich nichts einzuwenden.“
     
    Sehr schnell hatten die beiden sich aneinander gewöhnt. In vielerlei Hinsicht war die Gegenwart Georgs ein Vorteil; er kaufte ein, hatte immer etwas gekocht, wenn Axel spät von der Arbeit kam und war ein geduldiger Schachpartner. Hatte Axel früh Feierabend, zwang er ihn, sich an ein Gerät zu setzen oder an der Gymnastik teilzunehmen.
    Fast jeden zweiten Tag rief Camilla an oder schrieb. Jeden Sonnabendmorgen tauchte Sabine auf, fast immer völlig erledigt und dankbar für jede Aufmerksamkeit.
     
    So gingen die Wochen dahin. Aus Schottland hörte man, dass der Bau des Tennisplatzes abgeschlossen wurde, wie die einzelnen Zimmer nach ihrer Fertigstellung aussahen und dass das Hinzuziehen einer Werbeagentur bereits Gäste aus ganz Europa dazu bewogen hatte, ein paar Wochen Urlaub im hohen Norden Groß-Britanniens zu buchen.
     
    An jenem Abend, an dem es an der Tür klingelte, war wieder ein Brief von Camilla gekommen, der noch ungeöffnet auf dem Wohnzimmertisch lag und den die beiden Männer sich nach dem Essen bei einem Glas Wein vornehmen wollten.
    Von unten konnte Axel murmelnde Stimmen vernehmen, eine klang weiblich.
    Er trat an die Balustrade, beugte sich hinunter und rief: „Wer ist denn gekommen?“
    Unten tauchte das Gesicht Georgs auf, er trug eine besorgte Miene zur Schau. Mit einer Grimasse und rollenden Augen, die für die Besucherin nicht sichtbar waren, rief er hinauf: „Deine Ex-Frau!“

KAPITEL II
     
    Seit über sechs Jahren hatte er nichts mehr von ihr gehört, wusste nicht einmal, wo sie lebte und was sie trieb.
    Was hatte ihr plötzliches Auftauchen zu bedeuten?
    Als er die Treppe hinunterging, sah er sie hinter Georg stehen.
    „Nanna, was für eine Überraschung!“
    „Axel, mein Lieber! Wie geht es dir? Gut siehst du aus!“
    Er betrachtete sie von oben bis unten. Webpelz, hohe Pumps und dazupassende Handtasche, die Frisur zeugte von einem exzellenten Coiffeur und das Gesicht strahlte eine jugendliche Frische aus, die nicht ganz echt sein konnte.
    „Du aber auch. Was führt dich hierher? Bist du auf der Durchreise? Wohnen wirst du ja nicht mehr in Heide, sonst wären wir uns wohl schon längst über den Weg gelaufen.“
    „Oh, nein, ich wohne in Flensburg. Gleich nach unserer Trennung fand ich dort einen Job und eine Wohnung. Es gefällt mir sehr gut dort.“
    „Darf ich dir meinen Freund Georg vorstellen? Georg, das ist Nanna, meine geschiedene Frau.“
    Die beiden schüttelten sich die Hände und murmelten „sehr erfreut“. Was Georg betraf, war er überhaupt nicht erfreut, diese Dame war nicht nach seinem Geschmack – so gut kannte Axel ihn bereits, um das voraussagen zu können. Zu künstlich und zu sirenenartig. Damals war sie anders gewesen: Mädchenhaft, schelmisch und fröhlich – Eigenarten, die ihr im Laufe der Ehe nach und nach abhanden gekommen waren. Vielleicht hätten sie Kinder haben sollen, hatte sie das gewollt? Hätte es ihre Ehe gerettet? Schon sehr bald hatte es angefangen zu kriseln und Kinder als Ehe-Retter waren
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