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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt
Autoren: Michael Z. Lewin
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sie als Mrs. Crystal ins Krankenhaus; Henry hat das Baby zur Welt
     gebracht. Nach ein paar Wochen sind Fleur, Henry und ich und Eloise nach
     Indianapolis zurückgekehrt. Und Annie ist wieder nach Frankreich
     gegangen.«
    »Das Ausländeramt
     hat keine Unterlagen darüber, daß Annie das Land verlassen hätte.«
    »Davon weiß ich
     nichts, aber sie ist fortgegangen. Wir haben ihr ein Flugticket gekauft.«
    Als wäre das eine
     Garantie.
    »Okay«, sagte ich
     und wollte losfahren.
    »Okay was?«
    »Okay, warum gehen Sie
     nicht Golf spielen, und ich knüpfe ein paar lose Enden zusammen und
     lasse Sie wissen, was dabei rausgekommen ist.«
    Er zuckte mit den Schultern
     und wurde zum Beifahrer.
    »Ich verstehe immer
     noch nicht«, sagte er.
    Womit er nicht allein war.
     »Sehen Sie die Sache mal so: Jetzt, nachdem Sie sich das alles vom
     Herzen geredet haben, fühlen Sie sich besser, stimmt's?«
    »Nein«, sagte er.
    Ich setzte ihn auf dem
     Parkplatz am Broadland ab.
    Ich fuhr langsam nach Hause.
     Ich war mir fast zu sicher, daß der Mann die Wahrheit gesagt hatte.
     Es ist nicht ratsam, zu großes Vertrauen zu haben. Ich wäre
     skeptischer gewesen, wenn er meine Fragen auf die gebieterische Art und
     Weise beantwortet hätte, die er bei unseren früheren Gesprächen
     an den Tag gelegt hatte. Aber scheinbar resigniert und in meinem alten
     Achtundfünfziger?
    Ich wollte ihm sehr gern
     glauben, denn wenn ich tatsächlich die Wahrheit aus ihm herausgeholt
     hatte, war auf diese Weise auch abgegolten, daß er mich unterschätzt
     hatte.
    Aber ich war nicht glücklich.
     Wenn es mir um Rache ging, war es in Wirklichkeit Chivian, den ich haben
     wollte. Aber mehr als das wurde mir langsam und zum ersten Mal bewußt,
     daß der Fall beinahe zu Ende war. Ich würde die Informationen,
     die Crystal mir gegeben hatte, irgendwie zumindest teilweise überprüfen.
     Sie würden sich als wahr erweisen. Ich würde meiner Wege gehen.
     Plötzlich fühlte ich mich müde, plötzlich fühlte
     ich mich arm.
    Ich gönnte mir einen
     kleinen Tagtraum. In der Überze ugung, daß Albert ein
     ehrenwerter Mann sei, beschließt Leander Crystal, Albert das großzügige,
     spontane, unverbindliche Geschenk von fünfzigtausend Dollar zu
     machen.
    Und Albert nimmt es an.
    Ein hübscher Tagtraum,
     in dem zwei gleichermaßen unwahrscheinliche Ereignisse eintreten.
    Ich würde geradewegs zur
     Bank rennen und mir den Betrag in bar auszahlen lassen. Ich würde
     meinem kleinen Mädchen den schönsten, schlimmsten Teddybär
     auf der ganzen Welt kaufen.

39
    Ich hatte keine Ahnung, daß
     Besuch auf mich wartete, bis ich mein Büro betrat. Ich hatte ihren
     Wagen nicht gesehen; ich hatte sie nicht dumm daherreden hören.
     Nichts.
    Cops. Jede Menge Cops. Will
     sagen, drei Stück. Nur, daß sie mehr zu sein schienen, da ich
     keinen von ihnen kannte, weder die beiden uniformierten Gentlemen noch den
     in Straßenkleidung.
    Laut sagte ich: »Wie
     schon mein Vater nach meiner Geburt zu meiner Mutter sagte: Das habe ich
     nun wirklich nicht erwartet.«
    Ich war voll darauf gefaßt,
     auch noch den Rest meiner besten Sprüche anzubringen. Ich bekam keine
     Chance. Die Fremden waren nicht unbedingt freundlich.   
     
    »Wo zum Teufel sind Sie
     gewesen? Wir suchen jetzt schon seit anderthalb Stunden nach Ihnen«,
     sagte der Gentleman in Straßenkleidung.
    »Hätte ich gewußt,
     daß Sie kommen, hätte ich einen Kuchen gebacken«, sagte
     ich. Ich verstehe mich recht gut auf die Erwiderung spontaner, freigebiger
     Gastfreundschaft. Ich hatte sie nicht eingeladen.
    Der Herr in Straßenkleidung
     übernahm auch weiterhin das Reden. Dafür war ich dankbar. Ich
     vertrete schon seit langem die Auffassung, daß man
     Streifenpolizisten sehen und nicht hören sollte. Und ich rede viel
     lieber mit Leuten, deren Waffen unter einer Schicht billigen Anzugstoffs
     versteckt sind. Für mich gilt da: Aus den Augen, aus dem Sinn.
    »Na schön, erzählen
     Sie uns die Geschichte«, sagte er. Bei jedem anderen hätte ich
     mit Goldlöckchen und den drei Bären angefangen. Aber das hätte
     ihnen nicht gefallen.      
    Ich hatte einen aktiven Tag
     hinter mir, jede Menge Fahrten und Gespräche und Grübeleien. Mir
     war nicht danach zumute, meinen Atem zu verschwenden.
    Ich begab mich auf die
     Dienstseite meines Schreibtisches und setzte mich. Der Streifenpolizist,
     der auf der Schreibtischkante saß, verstand nicht gleich, also manövrierte
     ich
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