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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt
Autoren: Michael Z. Lewin
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bringe ich Sie zu Ihrem Country-Club zurück, zu
     Ihrem Golf, zu Ihrem geheimen Büro, zu Ihren Huren und werde Ihr
     Leben für immer verlassen.«
    »Einfach so.«
    »Einfach so. Ich nehme
     an, daß eine solche Übereinkunft Ihnen entgegenkommen wird,
     falls Sie kein böser Mann mit einer gewalttätigen Vergangenheit
     sind. Ich glaube, daß Sie nicht im aktiven Sinne böse sind,
     sonst wäre ich nicht hier.«
    »Böse«,
     äffte er mich nach und versuchte zu lachen. »Okay, was wollen
     Sie wissen?«
    »Wer ist Eloises Vater?«
    »Ich.«
    »War das nicht ein bißchen
     kitzlig?« Er schwieg. Ich fuhr fort. »In Toulon mit Ihrer Frau
     im Schlepptau?«
    Er schüttelte den Kopf,
     eine Geste, die ich selbstgefälligerweise als Ausdruck des Erstaunens
     wertete.
    »Wir brauchten ein Kind«,
     sagte er.
    »Um die Bedingungen von
     Estes' Testament zu erfüllen.«
    »Aber Fleur ist steril.
     Sie kann keine Kinder bekommen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie furchtbar
     das damals für uns war.«
    »Chivian hat die
     Untersuchung und die Tests durchgeführt?«
    »Ja. Ich kannte ihn von
     der Armee. Wir waren beide… «
    Wieder hielt er inne. Aber
     ich konnte es mir vorstellen. Sie waren beide jung und ehrgeizig gewesen.
     Man konnte heute unmöglich noch rekonstruieren, mit wieviel sorgfältigem
     Planen sie ihre Beziehung zu Joshua Graham kultiviert hatten, welche
     Absprachen es gegeben hatte, nach denen sie jegliche Fortschritte, die
     einer von ihnen auf der Geldleiter machte, teilen wollten.   
    »Also haben Sie Chivian
     importiert?«
    »Ja. Nach vier Jahren
     mit Fleur wußte ich, daß wir Probleme hatten. Ich wußte,
     daß ich nicht steril war. Die Sache brachte Fleur schier um den
     Verstand.« Das Reden fiel ihm jetzt leichter. »Wir konnten es
     Estes nicht sagen, und es gab nicht allzu viele Orte auf der Welt, die
     aufzusuchen er uns erlaubte und an denen wir tun konnten, was getan werden
     mußte.
    Chivian und ich, wir haben
     unsere meisten Dinge in Frankreich bei der Armee gedeichselt. Also sind
     wir dorthin zurückgekehrt, um mit ein paar alten Bekannten dort zu
     reden. Als wir nach Toulon kamen, haben wir Jacques Chaulet aufgesucht,
     und nach einer Weile fand Jacques Annie.«
    In gewisser Hinsicht erpreßte
     ich den Mann. Die Geschichte war eine emotionale Erpressung. Es kam ihn
     teuer zu stehen.
    »Damals schien alles so
     einfach«, sagte er. »Jedenfalls, Jacques fand Annie. Sie war
     genau das, wonach wir suchten.      
    Ungebunden und ohne
     Zukunftsaussichten. Jacques hatte ihre Familie gekannt. Ihr Vater war tot.
     Sie war von der Bombe, die ihre Mutter getötet hatte, verbrannt
     worden. Sie können sich ein paar von den Dingen vorstellen, die sie
     gegen Kriegsende und danach durchgemacht hat. Sie hatte bereits uneheliche
     Zwillinge gehabt, daher wußten wir, daß sie fruchtbar war.«
      
    »Sie war genau die
     richtige«, sagte ich.
    Er nickte. »Der
     Einfachheit halber schwängerte ich sie. Wir dachten, wenn ich der
     Vater des Kindes wäre, war die Wahrscheinlichkeit größer,
     daß es uns ähnlich sah. Annie hatte nicht viel Ähnlichkeit
     mit Fleur.«
    »Das haben wohl die
     meisten Frauen nicht«, sagte ich überflüssigerweise. Auch
     mich wühlte die Geschichte auf. Jede Menge wilder, widersprüchlicher
     Gefühle, aber ein paar von ihnen waren Leander Crystal gewogen.
     »Was dann?«
    »Sobald wir sicher
     waren, daß Annie schwanger war, kamen wir alle zurück. Ich habe
     Annie in einem Haus untergebracht, das mir gehört…«
    »Auf der Fünfzigsten
     Straße. Mrs. Forebushs Haus. Ich weiß.« Das war reine
     Angeberei, aber Informationen, an die so schwer heranzukommen gewesen war…
    Es bestätigte und bekräftigte
     seine Resignation. Ich fragte: »Wer war der Leibwächter?«
    »Leibwächter? Ah,
     ich verstehe. Chivian lebte bei ihr.«
    »Lebte bei ihr?«
    »Getrennte Zimmer. Wir
     haben sie niemals ausgenutzt. «  
    Ich dachte an die Bilder in
     seiner Pornographiesammlung, ließ die Sache aber hingehen. Es konnte
     für keinen von ihnen einfach gewesen sein während all dieser
     Monate. Nicht für Annie und auch nicht für die beiden Crystals.
     Irgendwie mußte man die Zeit rumkriegen.
    »Was haben Sie ihr
     gezahlt?«
    »Zehntausend Dollar.«
    »Und Jacques?«
    Das wußte ich zwar,
     aber ich fing bereits an, die Story gegenzuprüfen.
    »Zwanzig.« Prüfung
     bestanden.
    »Hatten Sie keine Angst
     wegen Jacques?«
    »O doch. Aber Chivian
     hat ein paar
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