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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen
Autoren: Jason Dark
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Ich hatte es geahnt. Es musste einfach etwas passieren. Begonnen hatte es mit der verdammten Reifenpanne. Es war uns nichts anderes übrig geblieben, als den Reifen zu wechseln, und das unter der glühenden Sonne Marokkos.
    Suko, Donati, unser Verbindungsmann, und ich hatten es nach einer knappen halben Stunde geschafft. Mit dem neuen Reifen fuhren wir weiter, einem Ziel entgegen, das ich nicht kannte, das allerdings ein Paradies in dieser Wüste hoch oben im Atlas-Gebirge sein sollte.
    Ein Paradies oder eine Hölle?
    Diese Frage stellte sich uns. Für die beiden Frauen, die wir unbedingt finden wollten, konnte es nur die Hölle sein, denn Glenda Perkins und Jane Collins waren aus London entführt und in diesen unwegsamen Teil des Atlas-Gebirges geschafft worden. Davon jedenfalls gingen wir aus, denn einen endgültigen Beweis hatten wir noch nicht. Den wollten wir uns holen, und Eric Donati führte uns.
    Okay, die Reifenpanne lag hinter uns, wir konnten fahren, bis das komische Stottern des Motors begann.
    »Was ist?«, rief ich Donati zu.
    Er drehte sich um und ich sah sein verschwitztes, mit feinstem Sand gepudertes Gesicht.
    »Was soll schon sein?«, rief er wie ein schicksalsgläubiger Orientale zurück. »Wahrscheinlich ist der Sprit alle.«
    »Ach ja?«
    »Sicher.«
    »Und nun?«
    »Bleiben wir stehen.«
    Aus dem Fond hörten wir eine Bemerkung, die sich mehr wie ein Fluch anhörte. Verständlich, dass auch mein Freund Suko sauer war. Als ich den Kopf wieder drehte, erschien seine Hand in meinem Blickfeld. »Hat dieser europäische Wüstensohn gelogen?«
    »Ich glaube nicht.«
    In diesem Augenblick blieb der Wagen stehen. Donati nahm die Hände vom schweißklebrigen Lenkrad, riss die Arme halbhoch und rief laut in die Gluthölle hinein: »Finito!«
    Er erhielt weder von mir noch von Suko eine Antwort. Wir schwiegen, ich vorn, der Inspektor im Fond. Dann wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Nicht einmal grinsen konnte ich.
    Donati zündete sich gelassen eine Zigarre an. Wie er bei dieser Hitze noch qualmen konnte, war mir rätselhaft.
    Als ich den Qualm einatmete, musste ich husten. Donati störte es nicht.
    »Sollen wir zu Fuß weiter?«
    Der dunkelhaarige Donati grinste schief. Er gab keinen Kommentar, öffnete die Tür und stieg aus.
    »Ich gehe auch«, sagte Suko.
    Da ich nicht allein im Jeep hocken bleiben wollte, verließ ich das Fahrzeug ebenfalls.
    Donati hatte eine Kühlbox hervorgeholt und hielt sie hoch. »Die ist gut. Das Wasser bleibt selbst bei diesen Temperaturen kalt.«
    »Benzin wäre mir in diesem Augenblick lieber. Leider läuft der Wagen nicht mit Wasser.«
    »Keine Aufregung. Das bringt im normalen Leben nichts, in der Wüste erst recht nichts.« Donati holte zwei Büchsen mit Wasser hervor. Außen beschlugen sie sofort.
    Es war ein stilles Wasser, eines mit wenig Kohlensäure, und es zischte kaum, als wir die Laschen aufrissen. Wenigstens da hatte Donati nicht gelogen. Die Kühle tat uns gut, wir leerten die Dosen, knüllten sie zusammen und legten sie wieder in den Wagen.
    Ich drehte den beiden anderen den Rücken zu, ging ein paar Schritte und schaute nach vorn.
    Wir waren nicht in der Unendlichkeit gefangen, obgleich ich den Eindruck haben konnte, denn diese breite Schlucht zog sich hin, als wollte sie den Horizont erreichen.
    Die Sonne hatte diese Gegend ausgeglüht. Nachts war es dagegen empfindlich kalt. Diese Temperatursprünge nagten am Gestein.
    Es gab sichtbar kein Wasser, kein Gras, keinen Baum, keinen Strauch, nicht einmal einen Halm.
    Nur Sand und Steine.
    In der Ferne flimmerten die Bergspitzen. Hellblau schimmerndes Licht umspielte sie und zeichnete sie nach. Die hohen Kanten, die Sättel, die Felstürme, die sich manchmal wie drohende Fäuste in den strahlend hellen Himmel reckten.
    Donati kam zu mir. »Lange wird die Sonne nicht mehr so bleiben«, erklärte er.
    »Und dann?«
    »Wird es kalt.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Ja, Sinclair, Sie müssen sich warm anziehen, sonst frieren Sie sich hier den Arsch ab.« Er paffte wieder einige Wolken und lachte.
    Ich hob die Augenbrauen. »Da Ihrer noch vorhanden ist, brauche ich mir um meinen wohl keine Sorgen zu machen - oder?«
    »Das kann sein. Wir sollten uns trotzdem beeilen.«
    »Mit dem Marschieren?«
    »Nein, mit dem Fahren. Oder haben Sie die Reservekanister vergessen?« Als er mein ziemlich dummes Gesicht sah, grinste er mich breit an. »Ausgepackt haben Sie doch nichts - oder?«
    »Nein.«
    »Okay, dann können
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