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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
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vülle. Ick könnte die Filmchen löschen, uff denen du drauf bist. Ick könnte sagen, Stromausfall oder dass der Server abjestürzt is. Dit könnt ick machen. Und ick könnte meinen Schnabel halten, und nach und nach verjessen, wat du mir grad erzählt hast. Dit könnt ick. Aber dit war’t dann ooch schon jewesen, wa?«
    »Aber das hört sich doch ganz gut an«, sagte Kai, »das ist doch schon mal ein Anfang.«
    »Na, wenn de meinst«, sagte Bruno und dann zu Annalena: »Krieg ick noch ’n Saft?«

 
    Die Familie
    Der Nachrichtensprecher im Radio klang beunruhigt: In den verkohlten Resten der Altwassmuther Schweinemastanlage hatte man zig tote Tiere gefunden, die vermutlich eines qualvollen Feuertodes gestorben waren. Zig weitere verletzte Tiere hätten getötet werden müssen, die restlichen der knapp 600 Schweine waren wohl ins Biosphärenreservat Zirnsheimer Wiese entkommen, was ein Hubschrauberflug über dem Gebiet mittlerweile bestätigt hatte. Dort, in einem Naturschutzgebiet, das von der Europäischen Union nicht nur anerkannt, sondern auch finanziell unterstützt wird, richteten sie momentan einen Schaden an, der in Geldbeträgen nicht zu fassen sei. Der einstige Lebensraum seltener Lurche und Molche war in eine einzige große Suhle verwandelt worden, die seltenen Pflanzen dem Appetit der hungrigen Tiere zum Opfer gefallen. Nicht wenige Schweine waren im Moor versunken, andere waren ihren Verletzungen erlegen, und da sie des schwierigen Geländes wegen schwer zu bergen waren, schmorten ihre aufgedunsenen Kadaver in der hochsommerlichen Sonne, die über dem märkischen Oderkreis wieder schien.
    Gegen den Betreiber der Anlage ermittelte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder, nicht nur, weil dieser innerhalb eines zertifizierten Naturschutzgebietes eine industrielle Tierzuchtanlage betrieb, sondern obendrein wegen vorsätzlicher Körperverletzung und der Misshandlung Schutzbefohlener.
    Es war Dienstagmorgen um halb zehn, und Kai van Harm hatte ausgesprochen gute Laune, denn vor fünf Minuten hatte er unter die zwanzig Seiten seiner Reportage in Großbuchstaben das schöne Wort ENDE getippt.
    Er schaltete das Radio aus und wollte gerade zur Espressobüchse greifen, als sein Handy klingelte.
    »Was gibt’s denn, Bruno?«
    »Hier ist Constanze«, sagte Constanze.
    »Oh.« Kai sah auf das Display. Es war wirklich seine Frau.
    »Ich bin wieder da … Ich komme mit dem Nachmittagszug zu euch raus.«
    »Das ging jetzt aber doch recht schnell«, sagte Kai.
    »Ich will die Kinder sehen«, erwiderte Constanze.
    »Ja, na klar. Warum auch nicht?«
    Constanze schien aufzuhorchen: »Ist was mit den Kindern?«
    »Nein, nein, nicht direkt«, sagte Kai.
    »Und indirekt?«
    »Nein, nein, alles in Ordnung«, sagte Kai.
    »Es wäre nur schön«, fuhr Constanze fort, »wenn wir nicht im selben Schlafzimmer … Versteh mich nicht falsch, aber ich bin noch nicht so weit.«
    »Ach, mach dir keine Gedanken«, sagte Kai, »dann übernachte ich eben bei Bruno.«
    »Bei welchem Bruno?«
    »Bei dem Bruno.«
    »Ich kenne keinen Bruno.«
    »Bruno Zabel, der uns manchmal im Haus zur Hand geht?«
    »Ach, Herr Zabel. Ein komischer Typ, aber eigentlich auch irgendwie nett. Und woher kennst du den auf einmal?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Kai, »also bis nachher! Wir holen dich selbstverständlich vom Bahnhof ab.«
    Ein wenig mehr Begeisterung hätte Kai schon erwartetet, als er Janne und Erik von Constanzes spontaner Visite erzählte.
    »Zieht euch was Vernünftiges an. Und kämmt euch wenigstens die Haare, wenn sie schon schwarz sind. Und die Schminke lasst ihr besser auch weg. Eure Mutter muss ja wer weiß was von mir denken, wenn sie euch so sieht.«
    »Nein«, sagte Janne, »das geht nicht«, und sie klang dabei todernst.
    »Was? Ich hör wohl nicht recht!«
    »Es geht nicht«, wiederholte Janne. »Man kann doch eine Einstellung nicht ablegen wie ein kaputtes T-Shirt, bloß weil es ein anderer von einem verlangt.«
    »Das wäre Opportunismus«, sagte Erik.
    »Ach, mein lieber Herr Sohn kennt ein Fremdwort«, höhnte Kai.
    »Entweder wir gehen so zum Bahnhof oder gar nicht«, erklärte Janne.
    »Na gut, okay«, sagte Kai, der sich die gute Laune nicht verderben lassen wollte, »dann lasst es wenigstens nicht ganz so schlimm aussehen, gut?«
    »Okay.«
    »Wir treffen uns in einer Stunde vor dem Haus. Ausgehfertig und abmarschbereit.«
    Ihre Gesichter waren aschfahl, ihre Augenhöhlen dunkel, die schwarzen Haare hingen ihnen
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