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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf?
Autoren: Tom Holt
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Schluchzen und griff nach ihrem Notizbuch.
     
    Der junge Lieutenant war aufgeregt. Er war noch nie in einer vergleichbaren Situation gewesen.
    »Wir haben sie gefunden!« rief er, als er in das Büro stürmte. »Sie befinden sich wieder in dieser befestigten Stellung auf den Klippen oberhalb von Farr. Gott weiß, warum wir dort keine Einheit zurückgelassen haben; war doch klar, daß die zurückkommen. Auf jeden Fall sind sie jetzt dort. Stürmen wir, oder was?«
    Der Mann im schwarzen Pullover blickte ihn finster an und knurrte: »Ach, hauen Sie ab!«
     
    Der junge Mr. Fortescue starrte ungläubig auf einen Zettel, der mit dem Vermerk ›Neu eingetroffen‹ auf seinem Schreibtisch lag.
    Nachricht von Eric Swenson, Vorsitzender und leitender Direktor des Gerrards Garth Firmenkonsortiums.
    Expansionsprogramm aufgrund unvorhergesehener Schwierigkeiten gestrichen, also kein China für Sie. Trostpreis: Vorsitz und Position des leitenden Direktors des ganzen Ladens. Lassen Sie ihn nicht gänzlich runterkommen. Wozu erwähne ich das überhaupt? Schließlich haben wir Sie nicht umsonst ausgewählt. Schriftliche Bestätigung folgt, viel Glück. Sie werden es brauchen. Schlage vor, völlig aus dem Elektronikgeschäft auszusteigen.
    Nachricht um 10:34.
    Es wäre natürlich eine Herausforderung, und es war schön, daß der Boß solches Vertrauen in ihn setzte (›Schließlich haben wir Sie nicht umsonst ausgewählt‹). Nichtsdestotrotz wäre es besser gewesen, wenn er etwas früher gewußt hätte, daß man ihn für diese große Aufgabe auserkoren hatte. Er hätte sich Notizen machen können.
     
    »Alle Mann an Bord!« rief Danny Bennett fröhlich. »Bitte bis nach ganz hinten durchrücken.«
    Die Gesellschaft begab sich an Bord. Sie machte sich auf eine lange Reise durch das Königreich von Caithness und Sutherland, einfach der alten Zeiten wegen und um die Stunden auszufüllen, bis es Zeit wurde, die Segel zu setzen – am Fluß Strathnaver entlang, an Kinbrace vorbei bis nach Helmsdale, dann die Küste hinauf nach Wick und hinüber nach Thurso und weiter bis nach Rolfsness. Der Tank war bis obenhin mit Benzin gefüllt, das Kotkel auf magische Weise aus Torf hergestellt hatte.
    »Danny ist nicht mehr in der Lage zu fahren«, flüsterte Hildy.
    Der König lächelte und sagte: »Aus irgendeinem Grund wollte er aber unbedingt den Fahrer mimen. Er bestand sogar darauf, daß der Bus sein Eigentum sei, da er ihn ganz allein erobert habe, also wolle er auch fahren. Kotkel hat ihn mit einem Zauber belegt, also geht schon alles klar.«
    Hildy zuckte die Achseln. »Na schön, wenn Sie meinen. Ich für meinen Teil bin während der vergangenen Wochen jedenfalls genug gefahren.«
    Die vergangenen Wochen … Wie lange war es eigentlich her, seit ihr Abenteuer begonnen hatte? Hildy konnte sich nicht mehr erinnern. Genauso war es ihr früher als Kind in den Sommerferien ergangen – die Wochen verschmolzen damals nahtlos ineinander, und schon bald wußte sie nicht mehr, welcher Wochentag, welcher Monat oder welche Jahreszeit es war, nur daß die Sonne immer zu scheinen schien. Jetzt leuchtete sie in kräftigem orangefarbenen Abendlicht, das sogar die dürren braunen Schafe irgendwie verzaubert aussehen ließ.
    »Hrolf, was soll ich eigentlich tun, wenn ihr alle fort seid?« fragte Hildy den König.
    »Ungefähr einen Monat lang so wenig wie möglich«, antwortete Hrolf Erdenstern. »Anfangs wirst du Danny Bennett dabei helfen müssen, die ganze Geschichte dem Rest der Welt zu erklären – er soll aber um Himmels willen nicht die ganze Wahrheit erzählen. Hast du noch das Kieferknochenstück, das Arvarodd dir gegeben hat? Damit müßte dir dieses Kunststück eigentlich gelingen.«
    »Sollte ich ihm den Knochensplitter nicht lieber zurückgeben?«
    »Alles, nur das nicht«, wehrte der König ab. »Dadurch wird Arvarodd unerträglich. Wir werden ja sehen, wie lange er seinen Ruf als weiser Ratgeber ohne diesen Knochen aufrechterhalten kann. Jedenfalls rate ich dir, eine Weile fortzugehen, nachdem du das erledigt hast, und dir selbst einzureden, daß sich die ganze Geschichte niemals zugetragen hat. Auf lange Sicht ist das für dich bestimmt das beste.«
    »O nein, das könnte ich niemals! Selbst wenn ich es wollte.«
    »Also willst du die Sache gar nicht vergessen?«
    »Nein, das war« – Hildy suchte nach den richtigen Worten – »die schönste Zeit meines Lebens.«
    »Ehrlich? Zu komisch«, lachte der König. »Na ja, es gibt solche und
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