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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno
Autoren: Stephanie Laurens
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bis sie die Lichtung weit genug hinter sich gelassen hatten, ehe er der Neugier nachgab. Die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, war der Wunsch zu wissen, wer die Dame war. Aber sich danach zu erkundigen, sparte er sich zweifellos besser für später auf.
    Er begnügte sich mit der Frage: „Wer ist Mr. Swayne?“
    „Ein Geck“, lautete die kompromißlose Antwort.
    „Sie haben mich für einen Geck gehalten?“
    Trotz des Ernstes der Situation konnte Martin sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als die Dame ihm das Gesicht zuwandte, die Augen weit aufgerissen, die Lippen vor Verwirrung halbgeöffnet, betrachtete er sie amüsiert.
    Sie hielt den Atem an und sekundenlang dem Blick ihres Retters stand. Drei Herzschläge vergingen, ehe sie es mit verzweifelter Anstrengung schaffte, den Blick loszureißen und die abschweifenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen.
    „Vergessen Sie nicht, daß ich Sie nicht gesehen habe.“
    Beim Klang der in weichem, samtig dunklen Ton vorgebrachten Abrede schmunzelte Martin.
    " Ach, ja!“
    Ein umgestürzter Baum blockierte den Weg. Martin ließ die Dame los, stieg über den Stamm, drehte sich um und hielt ihr die Hände hin.  Sie legte ihre Hände in seine.  Seine Finger schlossen sich um ihre.  Sie verspürte eine seltsame Beklemmung und blickte nach unten, vorgeblich, um auf den umgestürzten Baum zu achten, in Wirklichkeit jedoch, um zu verbergen, daß sie aufgrund der lächerlichen Zimperlichkeit, die sie überkommen hatte, die Stirn runzelte. Gewiß war sie zu alt für eine so jungmädchenhafte Reaktion.
    Martin nahm den Platz an ihrer Seite wieder ein, blickte auf ihren gesenkten Kopf und war jetzt ganz sicher, daß das Zittern ihrer Finger keine Vorgaukelung seiner allzu lebhaften Fantasie gewesen war.
    Die Bäume lichteten sich, und entschlossen lenkte Helen den Sinn auf ihre augenblickliche mißliche Lage. Da die Unsicherheit über ihre Entführung nachließ, wurde sie sich einer merkwürdig unbeschwerten Reaktion auf diese neuen Umstände bewußt. Die Abenddämmerung setzte ein; sie, Helen, ging mit einem ihr unbekannten Gentleman durch einen Wald, und weit und breit gab es keine Menschenseele. Sie war zwar sehr davon überzeugt, daß der Mann vornehmer Herkunft war, aber längst nicht so sicher, ob es ratsam war, seine Manieren zu billigen, ganz zu schweigen von seinen Neigungen.
    Ungewollt umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Seit der Kindheit war sie nicht mehr von einer so wunderlichen, abenteuerlichen Stimmung erfaßt worden. Ehrlich gesagt, hatte sie nicht den Wunsch, sie zu ignorieren. Das Leben war viel zu lange viel zu ernst, zu prosaisch gewesen. Ein kleines  Abenteuer würde die düsteren Aussichten auf eine einsame Zukunft etwas aufhellen.
    Sie verließ mit dem Herrn den Wald. Auf dem schmalen Weg stand eine elegante Karriole, die sich gegen den zunehmend dunkleren Himmel abhob, mit zwei rassigen Grauschimmeln, die unruhig mit den Hufen scharrten.
    Impulsiv rief Helen aus: „Welche Schönheiten!“
    Sowohl die elegante Kutsche als auch das prachtvolle Gespann sprachen Bände. Offensichtlich war Helens Retter ein wohlhabender Mann.
    Lächelnd ließ er die Dame neben der Karriole los, ging zu den Pferden und strich ihnen beruhigend über die Nasenriste.
    Helen musterte die Karriole und fragte sich, ob es ihr in dem dünnen Abendkleid möglich wäre, den hoch über der Achse aufragenden Kutschbock einigermaßen anständig zu erreichen. Sie war im Begriff, den schwierigen Aufstieg zu beginnen, als zwei kräftige Hände sie um die Taille faßten und sie mühelos hochhoben.
    „Oh!“ Sie riß die Augen auf und unterdrückte einen höchst undamenhaften Quietscher. Sacht auf den Sitz gesetzt, errötete sie. „Hm, danke.“
    Das Lächeln, das ihr Retter zeigte, war entschieden verrucht. Abrupt beschäftigte sie sich damit, die Röcke zu ordnen, während sie, die Lider halbgesenkt, zuschaute, wie der Mann die Zügel vom Baum losband. Nie im Leben hatte sie sich so eigenartig, so durch und durch verwirrt gefühlt. Was, in aller Welt, war mit ihr los?
    Ihr Retter schwang sich neben sie und schaute sie dann an.
    „Bequem?“
    Sie nickte. Die simple Frage hatte ihre anhaltenden Ängste zerstreut Ihrer Schätzung nach würde kein Unhold sich danach erkundigen, ob sein Opfer es bequem habe. Ihr Retter machte sie zwar nervös, aber er verängstigte sie nicht.
    Ein Regentropfen fiel ihm auf die Hand, als er die Zügel straffte. Das Gefühl lenkte seinen Sinn von den
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