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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno
Autoren: Stephanie Laurens
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Überlegungen über die neben ihm sitzenden Frau auf praktischere Erwägungen. Die Nacht senkte sich, und mit ihr nahte das Unwetter. Er bedachte die Dame mit einem abwägenden Blick. Sie fröstelte noch nicht, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie fror.
    „Ihre Entführer haben Ihnen also nicht einmal gestattet, einen Mantel umzulegen?“
    Nachdenklich furchte Helen die Stirn. Wie sicher war es, etwas preiszugeben? Dann reckte sie das Kinn und sprang ins kalte Wasser.
    „Ich war in Chatham House bei einem Ball, der aus Anlaß von Lady Chathams Geburtstag veranstaltet wurde. Ein Lakai brachte mir ein Billett, in dem ich gebeten wurde, einen .. . Freund vor dem Portal zu treffen.“
    Im nachhinein wußte sie, daß sie vorsichtiger hätte sein müssen.
    „Die Umstände waren so, daß dieses Ansinnen damals ganz vernünftig auf mich wirkte“, erklärte sie. „Aber es war niemand in der Nähe. Jedenfalls habe ich das gedacht. Ich wartete ein Weilchen, und als ich soeben ins Maus zurückkehren wollte, warf jemand, einer der beiden Halunken, nehme ich an, mir eine Jacke über den Kopf.“ Helen erschauerte leicht, war indes nicht sicher, ob vor Kälte oder bei der Erinnerung an ihr früheres plötzliches Erschrecken. „Dann wurde ich in eine wartende Kutsche gebracht.“
    „Ich verstehe.“
    Martin hielt die Zügel mit dem Stiefelabsatz fest, griff hinter den Sitz und zog den dort säuberlich verstauten Carrick hervor. Er schüttelte ihn aus und legte ihn der Dame um die, wie er feststellte, äußerst reizvollen Schultern. Dann nahm er wieder ruhig die Zügel in die Hand.
    „Was veranlaßt Sie zu der Annahme, daß Mr. Swayne hinter ihrer Entführung steckt?“
    Helen krauste die Stirn. Wenn sie gründlicher über die Sache nachdachte, mußte sie sich wirklich gestehen, daß sie keinen stichhaltigen Beweis dafür hatte, daß Hedley Swayne mit der versuchten Entführung in Verbindung gebracht werden konnte.
    Ihr nachdenkliches Gesicht betrachtend, zog Martin die Brauen hoch.
    „Kein wirklicher Grund, nur so ein Gefühl?“
    „Wenn Sie wüßten, wie Mr. Swayne sich in der letzten Zeit aufgeführt hat, würden Sie nicht zweifeln.“
    Martin grinste über die spitze Antwort und ließ Mitgefühl in seine Worte einfließen: „Wie hat er sich denn aufgeführt?“
    „Er will mich dauernd heiraten. Gott allein mag wissen, warum.“
    Martin preßte die Lippen zusammen, um die spontane Erwiderung nicht auszusprechen, die ihm auf der Zunge lag.
    Er wartete, bis er sicher sein konnte, daß seine Stimme ruhig klingen würde, und f ragte dann: „Liegt das nicht auf der Hand?“
    „Definitiv nicht!“
    Helen schüttelte den Kopf. Plötzlich entsann sie sich, mit wem sie redete, errötete und flehte im stillen, das schlechte Licht möge diese Tatsache verbergen.
    „Mr. Swayne gehört nicht zu den Männern, die heiraten wollen, wenn Sie wissen, was ich meine.“
    Martin schmunzelte, gab jedoch keinen Kommentar ab.
    Helen dachte, die Stirn leicht gefurcht, über den frevelhaften Hedley
    Swayne nach und sagte: „Leider habe ich keine Ahnung, warum er mich heiraten will. Ich habe absolut keine Ahnung.“
    Schweigend fuhr Martin weiter, den Blick fest auf den schlechten Weg gerichtet.
    Helen war in Gedanken versunken. Die Gegend bestand jetzt aus weiten Felden, die hie und davon Hecken unterbrochen waren. Ein Gehöft war jedoch nirgendwo zu sehen.
    Ein Gedanke setzte sich bei Martin fest.
    „Sagten Sie, daß Sie bei einem Ball waren, als man Sie entführte? Wird man Sie seit gestern abend vermissen?“
    Helen nickte. „Ich frage mich, was meine Leute jetzt tun werden.“
    Aus eigenen Gründen fragte Martin sich das auch. Die Möglichkeit, für einen Entführer gehalten zu werden, und die sich daraus für ihn ergebenden Erklärungen waren nicht die Art von Komplikationen, in die er im Moment verwickelt sein wollte. Schließlich hatte er gerade erst den Fuß auf englischen Boden gesetzt und mußte noch seinen guten Ruf etablieren.
    „Sie werden bestimmt Aufsehen verursachen, wenn Sie zurückkommen.“
    Helens Gedanken wanderten von der vagen Vorstellung möglicher Ereignisse in London zu drängenderen Sorgen, die durch die Anwesenheit des neben ihr sitzenden Retters verursacht wurden. Er hatte sich noch nicht nach ihrem Namen erkundigt und auch seinen nicht genannt. Doch die abenteuerliche Stimmung hatte sie fest im Griff. Der Umstand, daß sie und er ihr Inkognito wahrten, erschien sehr angebracht. Sie fühlte sich
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