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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno
Autoren: Stephanie Laurens
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ausgesprochen sicher und war überzeugt, daß es unnötig war, sich gegenseitig vorzustellen.
    Mit der zunehmend schwierigeren Aufgabe beschäftigt, das Gespann über den äußerst furchigen Weg zu lenken, zerbrach Martin sich den Kopf nach einer akzeptablen Möglichkeit, den Namen der Dame zu erfahren. Die Situation war merkwürdig. Da sie sich nicht förmlich vorgestellt worden waren, nahm er an, daß die Frau nicht freiwillig ihren Namen nennen würde. Es widerstrebte ihm, sie rundheraus danach zu fragen, da er nicht wollte, daß sie sich aus Dankbarkeit für die Rettung dazu genötigt fühlte. Doch wie konnte er sicher sein, sie in London wiederzufinden, wenn er ihren Namen nicht kannte? Natürlich hätte er sich vorstellen müssen, doch er zögerte, das zu tun, bis er ihrer sicherer war.
    Wieder klatschte ihm ein Regentropfen auf die Hand. Aus westlicher Richtung war leises Donnergrollen zu hören. Es riß Martin in die Gegenwart und zum Praktischen zurück. Die nervösen Pferde warfen die Köpfe auf und ab. Er beruhigte sie und lenkte sie vorsichtig in eine scharfe Kurve.
    Zur Linken war die dunkle Silhouette einer Scheune zu erkennen, die auf der westlichen Seite von einer Gruppe Kastanienbäume abgeschirmt war. Das leise Donnergrollen wurde lauter. Ein Blitz zerriß die Dunkelheit.
    Entschlossen lenkte Martin das Gespann auf den holprigen Pfad, der zu der Scheune führte. Er blickte zu seiner Begleiterin, die immer noch in Gedanken versunken war.
    „Ich befürchte, meine Liebe, daß Sie vor sich unseren Unterschlupf für die Nacht sehen. Wir sind meilenweit vom nächsten Schutz entfernt, und die Pferde stehen auf der Straße kein Gewitter durch.“
    Aus den Grübeleien gerissen, starrte Helen nach vorn. Angesichts des dunklen Gebäudes dachte sie über die Möglichkeit nach, die Nacht mit ihrem Retter in einer Scheune zu verbringen, und fand diese Aussicht seltsam verlockend.
    „Nehmen Sie auf mich keine Rücksicht“, erwiderte sie leichthin. „Wenn ich schon ein Abenteuer habe, dann gehört auch eine Nacht in einer verlassenen Scheune dazu. Sie ist doch verlassen, nicht wahr?“
    „In dieser Gegend? Wahrscheinlich. Hoffentlich gibt es dort einen Dachboden voll frischen Heus.“
    Martin schirrte die Pferde aus und rieb sie trocken. Dann brachte er sie so sicher wie möglich unter.
    Mittlerweile war Helen sehr dankbar, daß er ihr den dicken Carrick überlassen hatte. Sie zog den Mantel fester vor der Brust zusammen. Sie schlenderte um die Scheune und entdeckte an einer Seite einen eindeutig noch benutzten Brunnen.
    Ehe der Regen einsetzte, holte sie eilends Wasser und füllte den alten Eimer, den sie fand. Nachdem die Pferde getränkt worden waren, spritzte sie sich Wasser ins Gesicht und wusch den Staub ab.
    Erfrischt stellte sie verspätet fest, daß sie kein Handtuch hatte. Da sie die Augen geschlossen hatte, zuckte sie erschrocken zusammen, als plötzlich hinter ihr tiefes Lachen erklang, das ihr durch Mark und Bein ging und ihr einen eigenartigen Schauer über den Rücken rieseln ließ. Kräftige Finger ergriffen sie bei der Hand; ein Leinentuch wurde ihr hineingedrückt. Eilig trocknete sie sich das Gesicht ab und drehte sich um.
    Ihr Retter stand etwa einen Meter hinter ihr, und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. Er hatte eine Laterne gefunden und an die zum Heuboden führende Stiege gehängt. Das weiche Licht zauberte einen Schimmer auf sein schwarzes Haar. Aus zusammengekniffenen grauen Augen - Helen war sicher, daß sie grau waren - schaute er sie träge an.
    Helen riß die Augen auf. Er sah gut aus. Er sah erschreckend gut aus. Er sah noch besser aus als Hazelmere. Der Anblick schnürte ihr die Kehle zu, Verdammt! Kein Mann hatte das Recht, so gut auszusehen.
    Mit großer Mühe verbarg sie ihre Reaktionen und sagte: „Ich danke Ihnen sehr herzlich, Sir, für das Taschentuch und dafür, daß Sie mich gerettet haben.“
    Das leichte lächeln vertiefte sich und verlieh dem gutaussehenden Gesicht einen Ausdruck äußerst sinnlicher Verheißung.
    „Es war mir ein Vergnügen, schöne Juno.“
    Schöne Juno? Verwirrt hielt Helen dem Mann das Taschentuch hin und hoffte, die Geste möge ihre augenblickliche Aufregung verbergen.
    Er nahm es entgegen und ließ den Blick über sie schweifen. Abrupt nahm er sich dann an die Kandare. Verdammt, die Frau hielt ihn für einen Gentleman und war ihrerseits eindeutig eine Dame. Wenn sie jedoch fortfuhr, ihn so anzusehen, dann konnte es schnell
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