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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen
Autoren: Léo Malet
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Notar, der von Eros
dahingerafft wurde. Das Geld ist gut angelegt! Denn als Hélène, meine
Sekretärin, nach Lourdes fährt, um mit dem Mädchen zu reden, erfährt sie nicht
das Geringste. Inzwischen hat Maud nämlich die monatliche Zahlung bekommen,
damit sie weiterhin schweigt. Nachdem ich Ihnen die Postkarte gezeigt hatte,
haben Sie Alarm geschlagen, und man hat das Nötige veranlaßt. Deswegen lächeln
Sie so ungläubig, als ich Ihnen von Hélènes Reise nach Lourdes berichte. Sie
wissen, daß Maud Fréval den Mund halten wird... Das war im Littoral, als
wir uns über den Fund der Leichen von Dacosta und seiner Tochter unterhalten
haben. Ich teilte Ihnen meine Überzeugung mit, daß das Ganze inszeniert worden
sei, um Dacosta als Verräter von Algier zu ,entlarven’. Und genau so war es
auch! Ich glaube sogar, daß Sie in diesem besonderen Fall der einzig Schuldige
sind. Sie waren Dacostas Freund. Vielleicht haben Sie ihn sogar zum Selbstmord
überreden können. Seine ,letzten Worte’ müssen nicht unbedingt gefälscht sein,
nur gut eingefädelt. Dacosta war deprimiert. Als er durch Sie von dem Tod
seiner Tochter erfährt und den Stofffetzen des verbrannten Kostüms sieht, den
ich in der Asche des Küchenherdes in der Rue Bras-de-Fer gefunden habe... Sie
wollten wieder etwas sagen?“
    „Nein, ich höre Ihnen zu. Das reicht.“
    „Allerdings. Übrigens waren Sie nicht
unmittelbar dabei, als Dacosta sich umbrachte, nicht wahr? In jener Nacht waren
Sie im Kino, wie Sie mir geschickt zu verstehen gegeben haben. Der Trick mit
der Eintrittskarte ist eines Provinz-Schlau — bergers wahrhaft würdig! Lassen
wir das... Operation Petit-Chêne, zweiter Teil: Dacosta hat sich
erhängt, Sie verbrennen im Kamin einen Teil der berühmten Banknoten aus Blois’
Vorrat und lassen sogar rund fünf Millionen in einer Keksdose zurück... für
Nestor Burma, den Idioten, dem diese ,Bonapartes 1 vom Juni 1962
endgültig die Augen öffnen sollen. Er wird kapieren, daß Dacosta der Verräter
von Algier ist, so wie er es ganz zu Anfang schon vermutet hatte. Doch mit der
Keksdose gibt es einen unerwarteten Zwischenfall: Die Flics erwähnen sie mit
keinem Wort. Was ist passiert? Diese Frage hat Sie wohl sehr beschäftigt, was?
Schließlich renkt sich aber alles mehr oder weniger wieder ein. André hat die
Dose gefunden und an sich genommen. Doch der Inhalt kann seinen Zweck nicht
mehr erfüllen. Ich glaube inzwischen weder an Dacostas Selbstmord noch an seine
Schuld. Reden wir nun ein wenig über die arme Agnès. Die Operation Petit-Chêne erlaubt es Ihnen, die Leiche des Mädchens ins Spiel zu bringen. Man verscharrt
sie einfach in der Scheune unter einem Haufen Sägemehl, zusammen mit den
passenden Accessoires, und alle Welt wird annehmen, daß ihr verrückter Vater
sie ermordet hat, bevor er sich selbst umbrachte. Das wird allem ein Ende setzen,
einschließlich den Ermittlungen von Nestor Burma. Denn jetzt gibt es nichts und
niemand mehr zu suchen... Ich weiß nicht, ob Ihre Dauphine als Leichenwagen
gedient hat oder der Lieferwagen von Blois, der Lieferwagen, den mein
Mitarbeiter später in der Stadt gesehen hat. Er meinte, das Kürzel O.A.S.
gelesen zu haben, doch er hatte sich verlesen. Es waren die Anfangsbuchstaben
von Castellet. Die beiden letzten Silben wurden von irgend etwas verdeckt,
vielleicht von der Straßenecke, hinter der der Wagen verschwand. Wie dem auch
sei, Agnès’ Leiche wurde in dem Sägemehl verscharrt. Woher kam die Leiche?
Angès war von dem Zigeuner aus diesem Haus hier befreit worden. Sie ist ein
paar Tage in seinem Wohnwagen geblieben, vollkommen weggetreten. Dann kam sie wieder
zu sich und lief in die Stadt. Doch sie kann nicht einfach so zu ihrem Vater
gehen und ihm erzählen, was sie gesehen und gehört hat. Dafür sind die Umstände
zu pikant. Welcher Vater hört es schon gern, daß seine Tochter sich durch
Hurerei ein großzügiges Taschengeld verdient? Also geht sie zunächst zu einem
Freund. Zu Ihnen! Denn sie weiß ja nicht, daß Sie und Blois unter einer Decke
stecken. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, daß Sie nicht von dem Privatclub
profitiert haben, so werden Sie doch bestimmt nur an den ,Sitzungen’
teilgenommen haben, wenn Agnès nicht im... äh... Dienst war. Für das Mädchen
sind Sie ein Freund der Familie. Sie erzählt Ihnen alles... und Sie bringen sie
um.“
    „Ganz genau!“ lacht Dorville. „Genau
an dem Tag, als ich ihre Leiche brauche, um sie in die Scheune zu legen!
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