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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen
Autoren: Léo Malet
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gestand, daß Dacosta mir
äußerst unsympathisch war! Es lief alles wie am Schnürchen. Und je mehr Sie
Dacosta verteidigten, desto tiefer nistete sich in mir der Verdacht gegen ihn
ein. Allein durch Ihr Schweigen, Ihr Zögern, Ihr Räuspern... und durch Ihren
Widerspruch! Sie spielten Ihre Rolle perfekt. Wirklich gekonnt! Und Blois war
auch nicht schlecht, als er mir unter vier Augen sagte, er habe einige böse
Gerüchte über Dacosta gehört, den er nicht kenne. Tat ihm sehr leid, aber er
wollte anscheinend nur verhindern, daß sich der Enkel seines ehemaligen Pächters
in zweifelhafte Gesellschaft begab... Ich komme auf Ihre Freude zurück, mit der
Sie zur Kenntnis nahmen, daß ich auf Dacostas mögliche Schuld geradezu
losgaloppierte. Doch die Freude war nicht ungetrübt. Einerseits lief Agnès
immer noch frei herum und konnte jeden Augenblick auftauchen — es sei denn, Sie
hatten sie schon wieder eingefangen. Andererseits fing ich an, Indizien zu
sammeln, die mich zu unangenehmen Schlußfolgerungen führen konnten. Beginnen
wir mit den teuren Seidenstrümpfen, die ich in Agnès’ Zimmer in Petit-Chêne fand. Und vielleicht auch mit dem Foto. Aber das Foto konnte mir nicht viel
weiterhelfen. Dagegen die Seidenstrümpfe... Sie stammten aus dem Wäschegeschäft
Mireille. Das konnte mich veranlassen, mir den Laden einmal näher anzusehen.
Doch darin bestand nicht die eigentliche Gefahr. Blois hatte bestimmt vor, mit
mir, den er schon als ‚Dreikäsehoch’ gekannt hatte, Kontakt aufzunehmen. Und
meine Tante ermunterte mich zu einem Besuch bei den beiden ,Originalen’. Nein,
was verhindert werden mußte, war, daß ich irgendeinen Zusammenhang zwischen
Agnès und dem Geschäft in der Rue Daranaud herstellte. Ich nehme an, daß Sie
Agnès’ Zimmer gründlich ,gereinigt’ hatten, bevor Sie mit mir zu Dacosta
marschiert sind. Aber dieses verdammte Paar Seidenstrümpfe, das hinter die
Schublade gerutscht war, das hatten Sie übersehen! Als ich es dann entdeckte,
haben Sie komisch reagiert. In dem Augenblick habe ich dem keine Bedeutung
beigemessen, aber später, als ich zwei und zwei zusammengezählt habe...“
    „Wie geschickt von Ihnen“, bemerkt
mein „Klient“.
    „Das bringt mein Beruf so mit sich.
Und noch ein weiteres geschicktes Beispiel: der ,Bonaparte“, den Agnès nämlich
mit der ,Flaschenpost“ geschickt hat! Sie wissen, daß er mit CAS gezeichnet
war, den Anfangsbuchstaben des Verräternamens, und nicht mit dem Kürzel O. A.
S. Die Banknote mußte unbedingt verschwinden! Sie können sich ihn aber schlecht
von Dacosta ausleihen, ihn verbrennen und dann behaupten, Sie hätten ihn
verloren... Noch in der Nacht meiner Ankunft kriege ich den Schein in die
Finger. Ich werde ihn mir genauer ansehen und die richtigen Schlüsse daraus
ziehen. Die Gefahr wächst. Man muß mir den Schein wieder abnehmen. Nichts
einfacher als das! Sie bieten mir einen letzten Schluck zum Abschied an, schütten
ein Schlafmittel hinein, und ab in den siebten Himmel mit Burma! Sie warten,
bis ich in meinem Hotelzimmer tief und fest schlafe. Da Sie früher einmal im Littoral gewohnt haben, kennen Sie sich dort aus — wie meine Kidnapper. Es ist nicht
schwierig für Sie, sich ins Hotel und in mein Zimmer zu schleichen. Sie
brauchen dafür nicht einmal einen Passepartout. Nachdem Mortaut mich
niedergeschlagen hat und geflüchtet ist, hat er wahrscheinlich meine Tür nicht
verschlossen. Sie sind einigermaßen überrascht, mich auf dem Boden liegen zu
sehen. Aber wenn Sie sich Fragen stellen wollen, dann verschieben Sie das auf
später. Im Augenblick geht es vor allem darum, die verräterische Banknote an
sich zu nehmen. Und das tun Sie dann auch. Diese Spur ist für Burma verloren!
Doch es tauchen weitere Unbekannte auf. Außer dem Kerl, der mich
niedergeschlagen hat, ist da noch ein anderer, der Sie und Laura anruft. Sie
sind beunruhigt und werden nervös. Und dann der Junge, der Dacostas Sägewerk
beobachtet, und die Blondine, die ich auf der Straße nach Prades
kennenlerne...“
    Zur Erbauung der verehrten
Zuhörerschaft erkläre ich die verschiedenen Rollen der Beteiligten. Dann fahre
ich fort:
    „Sie riechen, daß eine weitere Gefahr
besteht. Aber welche, und wie soll man ihr begegnen? Immerhin können Sie
zufrieden sein, daß ich dem Kerl, der mich niedergeschlagen hat, auch den
Diebstahl des ,Bonaparte“ in die Schuhe schiebe. Gut. Als nächstes entdecke ich
die Leiche von Christine Crouzait. Ich kann gar nicht anders!
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