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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt
Autoren: H Lind
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halten würde.
    »Hädicke?«
    »Ja, hier?«
    »Stillzeit.«
    »Oh. Ja. Natürlich.« Hastig setzte ich mich auf und streckte beide Hände nach meinem Kind aus.
    »Vorsicht, Sie zerdrücken es ja!«
    »Oh, Entschuldigung. Ich … Es ist das erste Mal, ich habe das noch nie gemacht …«
    »Die anderen Muttis hier im Zimmer können Ihnen zeigen, wie es geht. Wir haben zu tun.«
    »Ja. Natürlich. Oh. Ups …«
    Hilflos, überwältigt von Glückshormonen, aber gleichzeitig voller Angst, etwas falsch zu machen, knöpfte ich mir das Nachthemd auf. Meine Finger zitterten so, dass ich es kaum schaffte. Mit der anderen Hand schob ich das winzige Köpfchen vorsichtig an meinen Busen. Der wollte schon platzen vor lauter Milcheinschuss.
    Hach, war das aufregend! Oh, wenn doch jetzt Bernd oder Mutti helfen könnten, dieses Köpfchen zu halten. Dieses winzige Mündchen wollte einfach nicht andocken. So trink doch, mein Kind, das ist doch ein Urinstinkt, du musst nur saugen. So, mein kleiner Schatz. Ich drückte das Gesichtchen meiner kleinen Tochter noch etwas mehr an meine Brust. So, saug!
    Der dicke René und die fleischige Susanne nuckelten bereits zufrieden schmatzend an den riesigen Brüsten ihrer Mütter.
    Was war denn los? Warum fiel Anjas Köpfchen immer wieder kraftlos zur Seite? Ich übte noch mehr Druck darauf aus. So. Das musste doch zu schaffen sein.
    »Na? Funktioniert es nicht?«
    »Doch … Ich … Oh, es läuft blau an!«
    »Ach du liebe Güte! Das Kind erstickt ja!«
    »Schwester! Hilfe!«
    »O Gott!« Ich riss mir mein Kind vom Busen. Sein Köpfchen hing schlaff herab. Es rang nach Luft, röchelte, verfärbte sich immer dunkler …
    » HILFE !« Elke drückte geistesgegenwärtig den Alarmknopf.
    Die Tür flog auf, sofort riss die Schwester mein Töchterchen an den Beinen hoch und schlug ihm mit der anderen Hand auf den winzigen Rücken. Das engelhaft Sanfte war verflogen. Sie war wieder eine von diesen Berserkern.
    »Hädicke! Kriegen Sie denn gar nichts auf die Reihe!«
    »Ich wollte doch nur … Ich habe bloß versucht …«
    »Sie hätten das Kind fast umgebracht!«
    »Es wollte nicht trinken!«
    »Papperlapapp! Sie sind zu blöd zum Stillen! Wir übernehmen das jetzt. Mit der Flasche.«
    »O Gott, nein, bitte, lassen Sie es mich doch noch einmal versuchen …«
    »Hier wird gar nichts mehr versucht. Wir sind hier nicht in einer Versuchsanstalt!«
    Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu.
    Das Geräusch traf mich wie ein Peitschenschlag.
    Ich hatte es nicht geschafft. Ich hatte schon wieder versagt.

6
    V on nun an brachten sie mir mein Kind nicht mehr. Jedes Mal, wenn der dicke René und die propere Susanne hereingebracht wurden, hatte ich die törichte Hoffnung, meine kleine Anja wäre auch dabei. Doch dem war nicht so. Die Schwestern sandten mir nur verächtliche, ja strafende Blicke. Die Hädicke: Erst zu blöd zum Gebären, dann zu blöd zum Stillen. Dabei hatte ich als Einzige hier im Raum Abitur und ein ab geschlossenes Studium! Schuldbewusst saß ich in mei nem Bett und sah meinen beiden selbstzufriedenen Zimmergenossinnen beim Stillen zu.
    Mein Selbstbewusstsein war auf die Größe einer Erbse zusammengeschrumpft. Als es zaghaft klopfte, kämpfte ich schon wieder mit den Tränen. Das konnte nur einer sein.
    »Bernd!« Ich sprang auf und warf mich meinem Mann weinend in die Arme.
    Er hielt mich auf Armeslänge von sich ab und fragte entsetzt: »Ist es … tot?«
    »Nein«, schluchzte ich, »aber es wollte nicht trinken!«
    »Aber Liebes!« Bernd drückte mich auf mein Bett zurück und zog sich erst mal den Anorak aus. Erleichtert ließ er sich auf meine Bettkante fallen. »Jetzt hast du mir aber einen Schrecken eingejagt!«
    »Sie haben Anja wieder abgeholt!«, schluchzte ich an seiner Schulter. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Ganze Sturzbäche an Trä nen brachen aus mir heraus. Der ganze Stress, die Angst, der Schmerz … und dann dieser Frust. Warum durfte ich nicht endlich, wie alle anderen Muttis auch, mein kleines wunderbares Mädchen im Arm halten?
    Bernd strich mir sanft über die Haare. »Aber Schatz! Du bist noch unerfahren, unser Kind ist auch noch unerfahren, und da ist es die Aufgabe der Schwes tern, sich darum zu kümmern!«
    »Genau!«, sagte Elke im Nachbarbett und tätschelte ihrer Susanne den Rücken, damit sie ein Bäuerchen machte. »Bei den einen klappt es sofort, bei den anderen dauert es ein bisschen länger. Mach dir bloß keine Sorgen.«
    »Ich mache mir aber
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