Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
Autoren: Boje Verlag
Vom Netzwerk:
später tiefe Stimmen. Also bin ich oben geblieben und habe mir noch schnell die Haare gekämmt, bevor Tom hochkam.
    Und dann habe ich gewartet. Und gewartet. UND GEWARTET .
    Kein Tom.
    Nach ein paar Minuten hat mein Handy geklingelt und er wardran. »Dein Vater hat mich nicht reingelassen«, schimpfte er ohne Einleitung. »Er meinte, du seist müde und erkältet. Ich soll morgen kommen. Und zwar bitte tagsüber!!!«
    Tom musste noch ganz in der Nähe unseres Hauses sein, denn durchs Handy dröhnte ein Lastwagen, der wenig später an unserem Haus vorbeifuhr.
    »Bleib, wo du bist«, sagte ich, »und gib mir fünfzehn Minuten.«
    Okay, Vater. Das war’s dann mit dem Waffenstillstand! Ab jetzt ist dieses Haus ein Krisengebiet.

    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 25. Juni, 22.15 Uhr
    Ruf mich mal an.
    Absender: Tom
    +4915786087865
    Gesendet: 25. Juni, 22.17 Uhr
    Geht nicht. Bin unterwegs.
    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 25. Juni, 22.19 Uhr
    Wo? Was machst du?
    Absender: Tom
    +4915786087865
    Gesendet: 25. Juni, 22.22 Uhr
    Das willst du nicht wissen.
    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 25. Juni, 22.23 Uhr
    Doch.
    Absender: Tom
    +4915786087865
    Gesendet: 25. Juni, 22.27 Uhr
    Tja, also, ich esse gerade
    ein Lebkuchenherz
    und betrachte die Sterne.
    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 25. Juni, 22.28 Uhr
    Nee, oder?
    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 25. Juni, 22.36 Uhr
    Tom???

Sonntag, 26. Juni

    Hilfe! Bei uns ist das Mittelalter ausgebrochen und das macht mir Angst! Damals haben Erziehungsberechtigte nicht lange rumdiskutiert, sondern einfach Fakten geschaffen. Als zum Beispiel Peter Abaelard beim Knutschen mit der schönen Heloisa ertappt wurde, ließ ihn ihr Onkel einfach entmannen. Zack, alles ab. Das wenigstens hat Paps nicht getan. Noch nicht. Er hat Tom aber auch noch nicht erwischt.
    10.11 Uhr  Das kann natürlich noch kommen, die Anfänge sind gemacht. Mein sanftmütiger, freundlicher, gelassener Vater ist nämlich plötzlich ein wütender Tyrann. Und ich, Lilia Kirsch, 16 (!!!), habe wirklich und wahrhaftig Hausarrest. Eine Woche lang. Ist es denn zu fassen?
    »Wirfst du mich jetzt in den Kerker?«, fragte ich, als Paps dieses väterliche Urteil verkündete. »Bei Wasser und Brot? Muss ich auf einem Strohsack schmachten?«
    »Und jetzt wird das Fräulein auch noch vorlaut!«, polterte Paps los und pumpte seine Lunge voll Luft, vermutlich, um größer und bedrohlicher auszusehen. Was ihm aber nicht gelang. Er sah einfach aus wie Paps voll Luft.
    Trotzdem war ich starr vor Schreck. Arrest? Fräulein? Vorlaut?Waren wir echt im Mittelalter? War mein Halskribbeln vielleicht ein Zeitreise-Virus? Hatte Paps ein Wams an? Pluderhosen? Schnabelschuhe?

    Aber er sah aus wie immer und trug eine Jeans, ein blaues Hemd, seine Brille und seine Armbanduhr, alles eindeutig Errungenschaften unserer Zeit. Nur seine Gesichtsfarbe stimmte nicht. Normalerweise ist er eher blass, aber in diesem Moment war er rot wie ein gekochter Hummer. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er brüllte mich an.
    10.30 Uhr  Vielen Dank auch, Frau Witt! Wie nett von Ihnen, meinem Vater mitzuteilen, dass ich heute gegen Mitternacht mit Tom vor unserem Haus stand und ihn geküsst habe!
    10.33 Uhr  Okay. Eigentlich ist die alte Frau Witt wirklich nett. Sie hat es bestimmt ehrlich gemeint, als sie Paps heute früh vorm Bäcker zu dem netten jungen Mann beglückwünschte, der seine Tochter nachts so verantwortungsbewusst nach Hause begleitet hatte. Und der so in das Töchterlein verliebt war, dass er gar nicht aufhören konnte, es zu küssen. »So ein entzückendes Pärchen«, hatte Frau Witt gesagt. Und dass die Zeiten eben anders seien als früher, in ihrer Jugend. Damals hätte man sich natürlich niemals unter einer Straßenlaterne küssen dürfen (gab es da schon Straßenlaternen???). Aber die Zeiten seien deswegen nicht schlechter, nein, das seien sie nicht, offener eben, ehrlicher.
    Paps konnte die alte Frau Witt gut nachmachen, ich sah sie förmlich vor mir. Er selbst schätzte die Sache aber ganz anders ein. Zu Frau Witt hat er das zwar nicht gesagt, aber zu Hausehat er es sich dann von der Seele gebrüllt. Er fand Tom und mich nicht entzückend. Die Zeiten schienen ihm auch nicht besser als früher. Und an der Situation fand er gar nichts offen und ehrlich. Im Gegenteil. Mit bebender Stimme teilte er mir mit, wie enttäuscht er von meinen Lügen und meinen Heimlichkeiten sei und dass ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher