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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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besonderen Aufschluß geben, und reichte es schließlich zurück. „Tut mir leid“, schloß er kläglich. „Kann mich nicht erinnern. Zu blöd. Aber ich behandle so viele Sommergäste, daß ich unmöglich alle Namen und Gesichter behalten kann.“
    „Führen Sie keine Kartei?“
    „Selbstverständlich..., aber nicht von den Sommergästen, die ich im Durchschnitt nur einmal behandle, sondern von den hiesigen Klienten.“
    „Mrs. Ball erinnert sich, daß es Schwächezustände waren.“
    „Schwächezustände..., hm, tut mir wirklich leid, Sir, aber ich vermute, daß es ein unbedeutender Fall war. Ich wüßte sonst bestimmt noch, wer Mrs. Cumberland war. Ist es nicht möglich, daß sich die gute Mrs. Ball irrt? Vielleicht hatte die Patientin einen anderen Arzt zur Behandlung herangezogen.“
    „Mrs. Ball machte mir nicht den Eindruck einer Frau, die sich irrt“, erwiderte Patrick freundlich.
    „Da haben Sie allerdings recht.“
    „Mrs. Cumberland wohnte mit ihrem Bruder im Haus Bluebell“, erklärte Patrick. „Dieser Bruder sah ihr auffallend ähnlich. Die beiden wirkten wie Zwillinge. Hilft Ihnen das ein wenig weiter?“
    Über Mr. Higgins Gesicht ging ein Leuchten der Erinnerung. „Ah, jetzt weiß ich Bescheid! Ja, die Ähnlichkeit war verblüffend und ganz ungewöhnlich. Wirklich ganz ungewöhnlich! Die beiden hatten sogar die gleiche Stimmlage.. . das heißt, Mrs. Cumberlands Organ war tief und klang ein bißchen männlich.“
    „Was waren das für Schwächezustände?“
    „Mrs. Cumberland besaß ein miserables Herz, es war völlig abgewirtschaftet. Altersschwäche, Sir. Ich möchte wetten, daß sie inzwischen gestorben ist.“
    „Halten Sie es für möglich, daß sie durch einen jähen Schreck vom Leben zum Tode befördert wurde?“
    „Das ist durchaus denkbar. Aber auch ohne diesen Eingriff wäre sie nicht mehr lange am Leben geblieben.“
    „Sind Sie sicher, daß die Schwächezustände nicht durch die Einwirkung eines Giftes ausgelöst wurden?“
    „Es war das Herz, mein Freund. Das unterliegt keinem Zweifel.“
    „Haben Sie sich auch mit dem Bruder unterhalten?“
    „Nein, ich sah ihn nur im Flur auf und ab wandern. Er schien sich Sorgen wegen der Schwester zu machen.“
    „Sorgen?“
    „So sah er aus... er zog ein ziemlich ernstes Gesicht.“
    Patrick erhob sich. „Schönen Dank, Doktor. Ihre Auskunft war sehr nützlich.“
    Plötzlich klingelte das Telefon. Doktor Higgins nahm ab, lauschte einen Augenblick und reichte dann dem erstaunten Patrick den Hörer.
    „Das ist für Sie“, sagte er. „Mrs. Ball.“
    Patrick meldete sich.
    „Gut, daß ich Sie noch erreiche“, sagte Mrs. Ball.
    „Was gibt es?“
    „Sie schienen sich vorhin für alles zu interessieren, was Mrs. Cumberland und Mr. Marlowe betrifft. Mir fällt gerade ein, daß Mr. Marlowe mit einem sargähnlichen Kasten reiste.“
    „Wozu brauchte er das Ding?“
    „Er hatte eine halb fertige Statue drin..., einen Engel, um genau zu sein. Das Ding war fast lebensgroß; er arbeitete vormittags daran.“
    „Wo?“
    „Im Garten. Ehe Pensionsgäste beobachteten ihn gern bei der Arbeit, und einige erkundigten sich, warum er diese harte Arbeit ausgerechnet während des Urlaubs ausführe. Er antwortete ihnen, daß er es nicht als Arbeit, sondern als Entspannung betrachte und daß die Figur als Grabstein gedacht sei.“
    „Weiter“, bat Patrick.
    „Viel gibt es nicht zu berichten. Aber es wird Sie interessieren zu erfahren, daß er die Figur zurückließ.“
    „Was denn..., der ,Engel“ steht noch in ihrem Garten?“
    „Ja..., in der äußersten Ecke.“
    „Hat ihn Mr. Marlowe dort hingestellt?“
    „Ja, Sir. Er war mir zu schwer. Ich habe ihn nicht wegzustellen vermocht. Sie dürfen mir glauben, daß ich mehr als überrascht war, daß Mr. Marlowe zwar mit seiner Kiste abreiste, aber den Engel vergaß. Ich rechnete fest damit, daß er ihn zu einem späteren Zeitpunkt abholen würde, aber er hat sich nie wieder gemeldet. Ich wollte ihm schreiben, aber ich mußte feststellen, daß er keine Adresse hinterlassen hatte.“ Patrick holte tief Luft.
    „Ich fürchte, Mrs. Ball“, sagte er, „in Ihrem Garten befindet sich ein Grab.“
    Mrs. Ball stieß einen kleinen, erschreckten Schrei aus. „Machen Sie Witze?“
    „Ich glaube nicht, daß ich mich täusche. Mr. Marlowe hat seiner Schwester ein Grabmal gesetzt ..., vermutlich nachdem er sie umgebracht hat.“
    „Das wäre ja schrecklich! Nein, das ist gar nicht auszudenken!
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