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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood
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verschiedene Phasen. Die erste Phase beginnt, wenn wir erkennen, was wir tun, und uns wünschen, damit aufhören zu können. Als Nächstes kommt unsere Bereitwilligkeit, Hilfe für uns selbst zu suchen, gefolgt von ersten ernsthaften Bemühungen, uns diese Hilfe zu beschaffen. Dann treten wir in die Phase der Genesung ein. Sie erfordert von uns die Bereitschaft, gesund zu werden und alles dafür Nötige zu tun. In dieser Phase beginnen wir, unsere Denk-, Empfindungs- und Verhaltensweisen zu ändern. Was uns früher normal und vertraut vorkam, erleben wir allmählich als unangenehm und ungesund. Wir gelangen zur nächsten Phase unserer Genesung, wenn wir beginnen, Entscheidungen zu treffen, die nicht mehr mit unseren alten Mustern in Einklang stehen, sondern unser Wohlbefinden fördern und unser Leben verbessern. Durch die verschiedenen Stadien der Genesung hindurch wächst langsam und beständig die Liebe zu uns selbst. Zuerst machen wir Schluss mit unserem Selbsthass, dann entwickeln wir größere Toleranz uns selbst gegenüber. Der nächste Schritt besteht darin, dass wir unsere guten Eigenschaften zunehmend anerkennen und Selbst-Akzeptanz entwickeln. Am Ende dieses Lernprozesses entsteht echte Selbstliebe.
    Solange wir uns selbst nicht akzeptieren und nicht lieben, können wir auch nicht zulassen, «erkannt» zu werden, wie Ann es so treffend ausdrückte; denn ohne diese Gefühle können wir nicht glauben, dass wir so, wie wir sind, wirklich liebenswert sind. Stattdessen versuchen wir, uns Liebe zu verdienen, indem wir sie einem anderen entgegenbringen, indem wir fürsorglich und geduldig sind, indem wir leiden und uns aufopfern, indem wir aufregenden Sex, köstliches Essen oder sonst etwas liefern.
    Sobald wir damit beginnen, uns selbst zu akzeptieren und zu lieben, können wir uns darin üben, uns als diejenigen zu zeigen, die wir wirklich sind: ohne anderen gefallen zu wollen, ohne durch eine bestimmte Form von Selbstdarstellung die Anerkennung und Liebe anderer erlangen zu wollen. Aber der Verzicht auf Inszenierungen, das Aufgeben alter Rollen, ist nicht nur erleichternd, sondern macht uns auch oft Angst. Wir kommen uns ungeschickt vor und fühlen uns sehr verletzlich, wenn wir einfach existieren, statt zu agieren. Wir müssen um die Gewissheit kämpfen, dass wir,
so wie wir sind
, der Liebe eines für uns wichtigen Menschen würdig sind, und in diesem Kampf werden wir versucht sein, zumindest ein bisschen Theater für ihn zu spielen. Sobald jedoch unser Genesungsprozess weiter voranschreitet, werden wir auch den Unwillen spüren, in die alten Verhaltensweisen, die alten Manipulationen zurückzufallen.
    Ann steht nunmehr an diesem Scheideweg: Sie vermag ihre Sexualität nicht mehr so einzusetzen wie früher, hat aber gleichzeitig Angst davor, sich auf eine echtere, weniger kontrollierte (denn damals hatte sie bei aller Leidenschaftlichkeit ihr sexuelles Verhalten völlig unter Kontrolle) Form sexuellen Erlebens einzulassen. Sie hat ihre alte Rolle aufgegeben. Was sie dabei zunächst empfindet, ist nicht Erleichterung, sondern Erstarrung. Wenn wir nicht länger bereit sind, berechnend vorzugehen, um ein erwünschtes Resultat zu erzielen, werden wir eine Zeit lang darunter leiden, dass wir nicht wissen, was wir tun sollen – bis wir unsere echten, von Liebe getragenen Regungen wahrnehmen, fühlen und ausleben können.
    Die alten Strategien aufzugeben bedeutet nicht, dass wir uns niemals an einen anderen wenden, niemals lieben, niemals versorgen, niemals helfen, niemals trösten oder flirten oder verführen. Aber mit der Genesung wächst auch unsere Fähigkeit, uns in eine Beziehung einzubringen, ohne dem anderen mit allen möglichen Tricks bestimmte Reaktionen zu entlocken oder ihn zu einer Änderung bewegen zu wollen. Was wir stattdessen zu bieten haben, besteht in dem, was wir wirklich sind, wenn wir uns nicht verstecken, wenn wir ohne Berechnung vorgehen – wenn wir nicht verkleidet und nicht geschminkt sind.
    Um einem anderen Menschen erlauben zu können, uns wirklich zu sehen, wirklich zu erkennen, müssen wir zuerst unsere Angst vor Zurückweisung überwinden. Dann müssen wir lernen, nicht in Panik zu geraten, wenn unsere gefühlsmäßigen Grenzen, die uns umgeben und beschützt haben, nicht mehr an Ort und Stelle sind. Im Bereich der Sexualität ist es erforderlich, dass wir nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistig nackt und verletzlich sind.
    Deshalb ist dieser Grad an Verbundenheit
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