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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood
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verletzlich, richtig nackt. Es kommt mir albern vor, auf diese Weise über Sexualität zu sprechen – bei meiner Vergangenheit. Aber irgendwie ist dies etwas anderes. Es fällt mir einfach schwer, mit einem Mann zu schlafen, der mir wirklich nahe sein will. Entweder verschließe ich mich wie eine Muschel, oder ich mache alles mit, halte dabei aber etwas Wichtiges zurück. Ich führe mich auf wie eine spröde Jungfrau oder so etwas.»
    «Ann», sage ich beruhigend, «was die Nähe betrifft, die zwischen Ihnen und Hal ja schon besteht und die in Zukunft noch weiter wachsen kann – in dieser Hinsicht sind Sie durchaus so etwas wie eine Jungfrau. All das ist Ihnen neu. Sie haben keinerlei Erfahrung damit, einen Mann, das heißt überhaupt jemanden so nahe an sich heranzulassen. Natürlich macht Ihnen das Angst.»
    «Genauso fühle ich mich auch – als müsste ich mich selbst schützen, als wäre ich kurz davor, etwas sehr Wichtiges zu verlieren.»
    «Sie haben Angst davor, Ihren Panzer zu verlieren, Ihren Schutzschild gegen tiefe Verletzungen. Obwohl Sie sich vielen Männern an den Hals geworfen haben, sind Sie nie das Risiko eingegangen, auch nur einem von ihnen wirklich nahe zu kommen. Sie mussten nie mit Nähe umgehen, weil auch keiner Ihrer Freunde Nähe zulassen konnte. Kaum haben Sie einen Freund, dem alles daran liegt, diese Nähe zu Ihnen herzustellen, bricht bei Ihnen die Panik aus. Alles läuft gut, solange Sie miteinander reden und einfach die Gegenwart des anderen genießen, aber in der Sexualität, wenn jede mögliche Schranke zwischen Ihnen wegfällt, ist das etwas ganz anderes. Bei all Ihren früheren Partnern hat auch die Sexualität diese Schranken nicht aufheben können – im Gegenteil: Diese Schranken wurden sogar noch fester verankert, weil Sie Sexualität benutzt haben, um zu vermeiden, dass Ihr Partner Sie selbst, mit all Ihren Gefühlen, kennenlernen konnte. Es spielt keine Rolle, wie viele sexuelle Erfahrungen Sie gesammelt haben – mit Nähe hatte das alles nichts zu tun. Früher benutzten Sie Sex dazu, Ihre Beziehungen zu kontrollieren. Daher vermute ich, dass Ihnen der Verzicht auf diese Kontrolle sehr schwerfällt – Sie haben zwar gelernt, Sex als ein Werkzeug einzusetzen, aber Sie haben nicht gelernt, Sexualität zuzulassen.
    Ich mag den Ausdruck, den Sie gerade verwendet haben – ‹erkannt werden›. Genau darum geht es in Ihrer sexuellen Beziehung mit Hal. Sie beide kennen sich schon so gut, dass Sex dieses Wissen umeinander vertieft, nicht verhindert.»
    Ann hat Tränen in den Augen. «Warum muss es denn so sein? Warum kann ich mich bloß nicht entspannen? Ich weiß, dass dieser Mann mich nicht absichtlich verletzen würde. Zumindest glaube ich das …» Sie hört den Selbstzweifel in ihrer Stimme und setzt noch einmal neu an. «Nun gut, Sie erklären mir also, dass ich nur bei einem Mann sexy sein kann, der mich eigentlich nicht will oder zumindest nicht so wie ich bin, nicht aber bei Hal, der gut und liebevoll zu mir ist und mich wunderbar findet; dass ich bei einem solchen Mann nicht sexy sein kann, weil ich Angst vor Nähe habe. Und was soll ich nun machen?»
    «Sie müssen
hindurch
, um herauszukommen. Zunächst einmal: Versuchen Sie nicht mehr, ‹sexy› zu sein, und erlauben Sie sich stattdessen, sexuell zu sein. ‹Sexy sein› bedeutet Theaterspielen. ‹Sexuell sein› bedeutet, körperliche Nähe herzustellen. Sie werden Hal genau erzählen müssen, was in Ihnen vorgeht – alles, was Sie fühlen, ganz gleich, wie irrational es sein mag. Sagen Sie es ihm, wenn Sie Angst bekommen, wenn Sie sich ein Stück zurückziehen müssen und wenn Sie bereit sind, Nähe wieder zuzulassen. Wenn es Ihnen nützt, sollten Sie in Ihren sexuellen Begegnungen eher die Führung übernehmen und nur so weit gehen, wie es Ihnen angenehm ist. Hal wird Verständnis haben und Ihnen dabei helfen, Ihre Angst zu überwinden, wenn Sie ihn darum bitten. Versuchen Sie, weder positiv noch negativ zu bewerten, was in Ihnen vorgeht. Was Liebe und Vertrauen angeht, haben Sie noch wenig Erfahrung. Machen Sie kleine Schritte, bauen Sie langsam die Bereitschaft auf, sich fallenzulassen, sich hinzugeben. Ihre Erfahrungen mit Sexualität hatten bisher wenig mit Hingabe zu tun, sondern vielmehr mit Macht und Kontrolle über einen anderen Menschen, mit Manipulation und mit Eigensinn. Sie haben Theater gespielt und sich begeisterte Kritiken erhofft. Damals haben Sie die Rolle der großartigen Geliebten
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