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0874 - Gedankentöter

0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter
Autoren: W.K. Giesa
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Jon deLon verließ das Camp, in dem sich Zelt an Zelt reihte. Nur das große, das sie scherzhaft »Zirkus Sarrasani« nannten und in dem Robert Tendyke mit seinen beiden freizügigen Begleiterinnen wohnte, hatte etwas Abstand zu den anderen. Aber als Leiter und Finanzier der Ausgrabung stand ihm dieses »Privileg« unwidersprochen zu.
    Über eine Art Straße, die ständig mit unverschämtem Tempo wieder zuwuchs und immer wieder freigeschlagen werden musste, wurde das Camp mit allem Nötigen versorgt. Lebensmittel, Getränke, technische Hilfsmittel, Benzin und so weiter. Das alles wurde von dem ein paar Meilen entfernten Landeplatz herbeigebracht, der auf einer Dschungellichtung angelegt worden war. Dort landeten und starteten die Hubschrauber, die Tendyke nicht direkt im Camp sehen wollte. Mit ihrem Lärm und den Luftverwirbelungen störten sie die Ausgrabungsarbeiten.
    Jon deLon, 42jähriger Archäologe, der auf seinen zweifachen Doktortitel keinen Wert legte, nutzte seine Freizeit und ging, Handtuch und Kulturbeutel munter schwenkend, zu dieser Mischung aus Bach und Fluss hinunter, von der niemand so genau wusste, woher das Wasser kam und wohin es floss. Er beabsichtigte ein erfrischendes Bad zu nehmen. Immerhin hatte er stundenlang mit anderen im Dreck gebuddelt - und immer noch ohne Ergebnis! Diese Blaue Stadt, wie Tendyke das Objekt der Begierde nannte, lag wohl weit tiefer als ursprünglich angenommen. Sie waren jetzt schon vier Meter tief und immer noch nicht fündig.
    Wenn die seltsamen blauen Steine, die zwei Goldsucher zufällig entdeckt hatten, tatsächlich zu einer Stadtruine gehörten, erhob sich die Frage, wie sie von da unten nach hier oben gekommen waren.
    »Soll sich wieder setzen, die Frage, die sich erhoben hat«, brummte deLon schmunzelnd vor sich hin. Er vermutete, dass sich in der Tiefe unter ihnen nichts befand, erst recht keine Stadt. Dann gruben sie hier vergebens und konnten die Dollarscheine gleich ins Wasser werfen.
    Aber das war nicht sein Problem. Es war ja nicht sein Geld. Es kam von Tendyke, und hinter dem stand ein weltweiter Industriekonzern. Der würde die Verschwendung schon verkraften.
    DeLon erreichte das Gewässer, das für einen Fluss zu schmal und für einen Bach zu breit war. Verwundert blieb er stehen.
    Vor ihm breitete sich ein See aus, durch den der Flussbach strömte!
    Ein See?
    Den hatte es doch gestern hier noch nicht gegeben!
    Wie war das möglich? Es hatte doch keine Erderschütterung gegeben, durch welche der See entstehen konnte; das hätten sie doch alle gemerkt! Und das teilweise bis an die Uferkante wachsende Gestrüpp sah auch nicht danach aus, als sei das alles eine Art Abbruchkante!
    Außerdem schwamm ein Mädchen in dem See, bildhübsch und nackt. Eine der Peters-Zwillinge konnte es nicht sein, denn die-Twins waren doch blond, dieses Mädchen aber dunkelhaarig. Es winkte deLon zu.
    »Komm zu mir!«
    Glockenhell und verführerisch klang die Stimme. Wieder winkte die dunkelhaarige Schönheit. »Worauf wartest du?«
    Er watete in den See hinein. Als ihm das Wasser bis zu den Hüften reichte, wollte er schwimmen. Aber es ging nicht.
    Er versank wie ein Stein.
    Und dann war für den Archäologen alles vorbei.
    ***
    Als es hell wurde, arbeitete sich Elliot Brown aus seinem Zelt hervor. Er sah Robert Tendyke, der in seiner typischen Lederkluft damit beschäftigt war, das Frühstück für die ganze Mannschaft zu machen. Er war zwar der Boss, nahm sich aber von solchen Aufgaben nicht aus. Jeder war einmal dran, eine Mahlzeit zuzubereiten, und wenn die Reihe durch war, ging es wieder von vorn los.
    Der dunkelhäutige Brown trat zu ihm. »Ich glaube, deLon ist nicht im Camp, Sir«, sagte er leise.
    »Wie kommen Sie darauf, Elliot?« Tendyke griff nach der Butter, um sie auf die Brötchen zu streichen, die er gerade säuberlich halbiert hatte.
    »Ich sah ihn gestern Abend zum Fluss gehen. Er wollte wohl ein Bad nehmen. Er war der Letzte gestern. Ich habe ihn aber nicht zurückkommen gesehen. Vielleicht…«
    »Falls Sie glauben, ein Krokodil hätte ihn gefressen - kann nicht sein. In diesem Bach gibt es keine Krokodile.«
    »Aber Riesenschlangen.«
    »Schauen Sie doch mal in seinem Zelt nach«, bat Tendyke. »Vielleicht ist er irgendwann in der Nacht zurückgekommen, als wir alle schon schliefen.«
    »Warum sollte er, Sir?«
    »Er hat ein paar merkwürdige Hobbys. Kann sein, dass er den Stimmen der Nacht lauschen wollte.«
    Brown zuckte mit den Schultern und ging zu
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