Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood

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innehalten will – und zulassen, dass Hal mich einholt. Es macht mir Angst, es fühlt sich verdammt bedrohlich an, aber ich will die Lücke schließen.»
    Mit diesen Worten bringt Ann ihren festen Willen zum Ausdruck, eine Gemeinschaft mit einer anderen Person herzustellen, wie dies nur wenige Menschen je erreichen. Wenn Frauen, die zu sehr lieben, und Männer, die nicht genug lieben, ihre endlosen Kämpfe miteinander ausfechten, steckt dahinter immer das Bedürfnis, eine wirkliche Gemeinschaft zu vermeiden. Die Positionen von Jäger und Flüchtendem sind umkehrbar, sie aber grundsätzlich aufzugeben erfordert von beiden Partnern außergewöhnlichen Mut. Ich gebe Ann die einzige Orientierungshilfe, die ich ihr für diese Reise anbieten kann.
    «Ich empfehle Ihnen, mit Hal über all das zu sprechen. Sprechen Sie, auch wenn Sie mit ihm im Bett liegen. Lassen Sie ihn wissen, was Sie durchmachen. Genau das ist ein wesentlicher Teil von echter Nähe. Bleiben Sie ganz ehrlich – dann wird sich alles andere von selbst regeln.»
    Ann wirkt sehr erleichtert. «Jetzt verstehe ich, was eigentlich vorgeht, und das ist schon eine große Hilfe. Ich weiß, dass Sie recht haben, dass all diese Erfahrungen neu für mich sind. Noch weiß ich nicht, wie ich damit umgehen werde. Eines will ich jedoch auf keinen Fall: in meine alten Verhaltensweisen zurückfallen. Schließlich sind damit ja viel größere Probleme verbunden. Und ich vertraue Hal von ganzem Herzen. Nun muss ich mich ihm bloß noch körperlich anvertrauen.» Sie lächelt und schüttelt den Kopf. «Das alles ist nicht leicht, oder? Aber ich muss da durch. Ich werde Sie wissen lassen, wie es weitergeht … danke.» Wir umarmen uns beim Abschied.

    Wenn wir uns ansehen, wie weit Anns Genesung vorangeschritten ist, können wir ihre Einstellung sich selbst gegenüber und die Art, wie sie Nähe in einer Beziehung zulässt, mit den Merkmalen einer Frau vergleichen, die zu sehr geliebt hat und genesen ist. Denken Sie daran, dass Genesung ein lebenslang fortdauernder Prozess und ein Ziel ist, das wir nicht ein für alle Mal erreichen, sondern nach dem wir ständig weiter streben.
    Die folgenden Merkmale charakterisieren eine Frau, die von der Krankheit «Zu-sehr-Lieben» genesen ist:
    1 . Sie akzeptiert sich selbst vollständig, auch wenn sie sich in einigen Bereichen ändern will. Sie entfaltet und hegt ihre bereits vorhandene Selbstliebe und Selbstachtung.
    2 . Sie akzeptiert andere so, wie sie sind, und versucht nicht, sie zu ändern, sodass sie ihren Bedürfnissen entsprechen.
    3 . Sie ist in Kontakt mit ihren Gefühlen und Einstellungen hinsichtlich aller Bereiche ihres Lebens, einschließlich ihrer Sexualität.
    4 . Sie schätzt sich selbst in jeder Hinsicht: ihre Persönlichkeit, ihre Erscheinung, ihre Glaubens- und Wertvorstellungen, ihren Körper, ihre Interessen und Leistungen. Sie betrachtet sich selbst als wertvoll, statt nach einer Beziehung zu suchen, die ihr Selbstwertgefühl gibt.
    5 . Ihre Selbstachtung ist so groß, dass sie es genießen kann, mit anderen Menschen – vor allem Männern – zusammen zu sein, die mit sich selbst in Einklang sind. Sie hat es nicht nötig, gebraucht zu werden, um Selbstwertgefühl zu entwickeln.
    6 . Sie gestattet es sich, im Umgang mit dafür geeigneten Menschen offen und vertrauensvoll zu sein. Sie hat keine Angst davor, von anderen in ihrem tiefsten Wesen erkannt zu werden, aber sie liefert sich nicht Menschen aus, denen ihr Wohlergehen gleichgültig ist.
    7 . Sie fragt sich: «Ist diese Beziehung gut für mich? Ermöglicht sie es mir, weiterzuwachsen und meine Persönlichkeit voll zu entfalten?»
    8 . Wenn eine Beziehung ihr schadet, ist sie fähig, diese aufzugeben, ohne durch Depressionen handlungsunfähig zu werden. Sie hat einen Kreis von Freunden, die ihr Unterstützung gewähren, und Interessen, die ihr helfen, Krisen zu überstehen.
    9 . Sie schätzt ihre eigene Gelassenheit mehr als alles andere. Die Kämpfe, Dramen und das Chaos der Vergangenheit haben ihren Reiz für sie verloren. Sie schützt sich selbst, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden.
    10 . Sie weiß, dass eine positive, erfüllende Beziehung nur zwischen Partnern bestehen kann, die gleiche Wertvorstellungen, Interessen und Ziele haben und von denen jeder fähig zu echter Nähe ist. Und sie weiß, dass sie es wert ist, all das zu bekommen, was das Leben zu bieten hat.
    Während wir von der Krankheit «Zu-sehr-Lieben» genesen, durchlaufen wir

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